Der Rest des Paradieses …

… beziehungsweise vom paradiesischen Herrn: Herr von Eden, der hippe deutsche Anzugschneider aus Hamburg war gestern schon Thema mit seinen Weisswange-Düften, die er vor kurzem lancierte.

Der griechischen Sagenwelt hatte er sich angenommen und ich mich gestern aus ebenjener schon seiner Euterpe, der Muse des Frohsinns, in diesem Falle einem Fougère mit zimtigem Gourmandeinschlag.

Heute geht es weiter mit den anderen beiden Düften des Trios, Éclipse und Éros.

Letzterer macht gleich den Anfang – Éros, der griechische Gott der Liebe. „Feurig, wild, verführerisch und animalisch“ soll er sein und so legt er auch los: Die Hesperidenfurien paaren sich rasant mit Ambra und Labdanum, welche dadurch furios animalische Noten gebären, welchen Weihrauch und Patchouli noch gewaltig Tiefe einhauchen. In Honig gehüllt und von narkotisierendem Jasmin umgarnt ist dieses Düftchen nichts für schüchterne Persönchen oder zurückhaltende Naturelle – eben ganz der mediterrane Lover würde ich sagen. Im Gegensatz zu dem eher schüchtern-anmutigen Knaben nebenan, dem unschuldig wirkenden römischen Analogon zu Eros, nämlich Amor (der es trotzdem faustdick hinter den Ohren hat) ist dies hier ein ganz offenkundiger Gott – er vermag sein Feuer kaum zu verstecken. Als kühles Blondchen mit einem Faible für Nordmänner waren Südländer bisher eher selten meine Kragenweite – so auch hier: schlicht nicht mein Fall, aber sicher etwas für jene, die opulente Ambra-/Harz-Blüten-Konstellationen lieben und ein bißchen Tier nicht fürchten… (Nebenbei gefragt: Welcher wirkliche Jasminliebhaber kann Tier eigentlich fürchten?)

Die Ingredienzen unserer Gottheit, der rassigen: Kopfnote: Orange, Mandarine, Tagetes, Limette, Muskatellersalbei; Herznote: Jasmin, Rose, Geranium, Honig, Ylang-Ylang, Patchouli, Rosenholz

Basisnote: Sandelholz, Ambra, Labdanum (Zistrose), Weihrauch, Zedernholz, Vanille, Cassia (süße Akazie.

Weiter im Text, denn Éclipse steht noch aus – die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Lavendel, Petitgrain, Basilikum, Zitrone, Mandarine, Galbanum; Herznote: Iris, Patchouli, Rose, Geranium, Wacholderbeeren, Heliotrop, Kümmel; Basisnote: Sandelholz, Benzoeharz, Vanille, Zedernholz, Tonkabohne, Karottensamen, Adlerholz (Oud).

Éclipse soll die Umarmung der Liebenden darstellen, sie umfangen… Das tut das Düftchen auch sofort, nämlich meine Nase, als allererstes mit jenen eigenartigen und durchaus bemerkenswerten

Gerüchen der uns wohlbekannten Karotte: Trockene holzige Süße, unterstrichen von pudrig-erdiger Iris. Lavendelstrenge vermag ich auszumachen genauso wie jene charakteristische Wacholderbeerigkeit, jene erhabene – ansonsten verbleibt alles eher subtil auf weichem Grund wabernd in einer seltsamen, aber nicht unangenehmen Mischung aus Wärme und Kühle, dunkelgrau-tintig und in Samt getaucht. Schön.

Was haltet Ihr von den Weisswange-Düften diese Woche? Habt Ihr schon etwas getestet? Favoriten? Feedback? Ich bin sehr gespannt!

Mein persönlicher Favorit war ja Euterpe, der Gourmandfougère von gestern, dicht gefolgt von dem – wie eigentlich viele Weisswange-Düfte, fällt mir gerade auf – etwas melancholischen Éclipse.

Ein schönes Wochenende Euch und liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: William-Adolphe Bougereau (1891): Cupidon – L’Amour Mouille von FriedC via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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