schnulzte Stefan Waggershausen im Jahre 1990 zusammen mit der französisch-belgischen Karibikperle Viktor Lazlo ins Mikrofon. Erinnert Ihr Euch? Eines der ganz großen Meisterwerke der deutschen Musik. 😉
Nun, in meinem Fall hier kann ich das Schmerzbekunden nicht bestätigen, obwohl es sich um mein erstes Mal handelt. Beim Schreiben diese Artikels hatte ich weder körperliche noch seelische Schmerzen, auch keine Phantomschmerzen, ja noch nicht einmal der Weltschmerz hat mich heimgesucht. Und so hoffe ich, dass auch Ihr beim lesenden Verkosten dieses Artikels gänzlich indolent bleibt, es Euch noch nicht einmal ein klitzekleines bisschen in der Seele weh tut.
So sei es nun! Hier kommt meine erste Duftrezension:

Mit dieser romantischen Geschichte im Hinterkopf gehe ich nun gespannt in die Dufttestung. Laut Frédéric Malle erwartet mich ein Parfum, welches „hell, komplex und unglaublich modern“ sein soll; ein fruchtiger Chypre mit satten, überreifen Früchten, namentlich Pflaume und Melone, einem Bouquet aus sinnlicher Rose und Jasmin, gelagert auf einer holzig-ledrigen Basis. Soweit, so gut!
Frisch aufgesprüht offenbaren sich Gewürznoten; ganz deutlich Pfeffer, Muskatnuss vermeine ich wahrzunehmen, im Hintergrund schwirren subtil ein paar Hesperiden umher. Aquatisch-fruchtige Tendenzen zeigen sich, die wohl von der Melone herrühren. Keine derb-süße Honigmelonenfruchtigkeit, sondern viel eher eine ebenso dezente wie authentische Wassermelone. Herrn Malles Prophezeiung von üppig-überreifen Früchten sehe ich hier nicht, dafür sind die Noten von Melone und Pflaume viel zu zart: eine wässrig-leichte Fruchtsüße mit säuerlichen Anklängen, die sich mit der immer noch deutlich wahrnehmbaren Pfefferschärfe auf ein pikantes Stelldichein einlässt. Zu diesen tritt ein weiterer Geselle hinzu: Jasmin, welcher sich für seine Verhältnisse in vornehmer Zurückhaltung übt. Mit diesem gewinnt der Duft an Raum, bleibt aber insgesamt eher hautnah. Eine eher dunkel-fruchtige Rose betritt die Bühne, die beinahe seifige Noten mit ins Spiel bringt. Es entwickelt sich eine fruchtig-säuerliche Süße, insgesamt bleibt der Duft aber eher im herberen Milieu. Im Hintergrund sorgt Pfeffer für eine stetige würzig-trockene Schärfe, die sich in der Basis mit Holznoten und leicht rauchig-krautigem Vetiver vereint. Leder kann ich nicht explizit herausschnuppern, zu sehr verschmelzen die einzelnen Duftnoten miteinander. Leider entwickelt sich der Duft auf meiner Haut ganz und gar nicht vorteilhaft, kippt extrem ins Säuerlich-Schweißige… Tja, ich bin eben nicht Thérèse. Böse Hautchemie!

Mir persönlich fällt es schwer, mir Thérèses Parfum in den nierentisch-belasteten 50ern oder auch den 60ern vorzustellen, weil mir dafür viel zu modern wirkt. Ja, irgendwie zeitlos-avantgardistisch. Es ist ein sich langsam entwickelnder, lang anhaftender, äußerst komplexer Duft, der ausgewogen-rund wirkt. Die Duftnoten verschmelzen ineinander, sind aber trotzdem noch in ihren individuellen Tendenzen wahrnehmbar. Ausschlaggebend für die Duftharmonie ist meines Empfindens nach der rote Faden, der sich durch den gesamten Duftverlauf mal mehr, mal weniger dominant hindurch zieht: die trockene Pfefferschärfe, die ihre duftenden Begleiter im Laufe der Zeit wechselt, sich weiterentwickelt, aber als Konstante immer erhalten bleibt. Genauso wie Thérèse ihrem Edmond über viele Jahrzehnte hinweg treue Weggefährtin und geliebte Muse war, die seine Kreativität durch ihr bloßes Dasein nährte, ihn unterstütze, ermutigte und ermunterte. Vielleicht können wir in dieser Konstante eine kleine Verbindung zwischen Duft und Liebespaar sehen…. ach, da ist sie wieder meine Romantik! 🙂
Einen schönen Tag wünscht Euch
Eure Stephanie
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