Edelmetall

Den Edelmetallen sind die beiden neuen Düfte von Profumi del Forte gewidmet, genauer: Gold und Platin, Namenspaten und Inspirationsquellen für die zwei Ergänzungen, die Fortsetzung(en) der Versilia-Linie.

Gewohnheitsmäßig hat der Chefparfumeur wieder Einblicke in sein Tagebuch gegeben, welches den wahren Poeten in ihm zutage fördert – das Pressematerial ist wie immer wortgewaltig ausgefallen:

„Gold und Platin: Tag und Nacht. Männliches Ego und weibliche Essenz. Das Offensichtliche und das Geheime. Glänzendes Gold von edler Reinheit. Archaisches Platin, geheimnisvolle Alchemie.“

Und weiter:

„Aurum und Platinum sind in Duft gefasste Freude, brillante Parfums, duftende Goldbarren der Eleganz von Versilia, in einer limitierten Auflage.“

Soviel zum allgemeinen „Rezept“. Nun aber zu den beiden Düften.

Versilia Aurum liest sich wie ein sommerlicher fruchtig-floraler Charmeur mit seinen Ingredienzen: Kopfnote: Orange, Pflaume, Erdbeere; Herznote: Herznote: Rose, Jasmin,Tuberose, Maiglöckchen, Ylang-Ylang, Iris, Sonnenblume, Orchidee; Basisnote: Vanille, Tonkabohne, Perubalsam, Tolubalsam, Sandelholz, weißer Moschus, Ambra.

Des Parfumeurs Intention war diejenige eines Alchimisten – der Versuch, den Geist des Goldes einzufangen und olfaktorisch wiederzugeben:

„Ich habe eine lange Zeit ausprobiert: Ich erforschte, roch, kreierte und sortierte Dutzende von Duftmischungen auf meiner Suche nach dem Parfum aus, das den Geist dieses allerwertvollsten Metalls, des Goldes, wiedergeben würde. Ein Duft, der kostbar ist, aber nicht anmaßend oder überheblich wirkt. Am Ende habe ich, glaube ich, den richtigen Weg gefunden – mit einem Mix aus süß und warm, einer zarten Balance zwischen Früchten und Blumen, Hölzern, Harzen, Meeresbrisen und aphrodisierenden Erinnerungen. Mein Aurum ist ein Juwel, der mit Stil an den süßesten Sommerabenden getragen werden soll.”

Aurum ist meines Erachtens nach ein perfekt weiblicher Duft, dem ein sehr sinnliches Moment innewohnt. Im Auftakt dominieren Fruchtnoten, vor allem saftige Orange macht sich bemerkbar, erscheint aber bereits ambriert sich auf einem harzig-warmen Lager präsentierend. Begleitet von Pflaume – eher mehr – und Erdbeere – eher weniger – gesellen sich alsbald die Blumen zu dem fruchtigen Stilleben: Erwachsene Iris, pudrig und mit dezenten erdverbundenen Anklängen sowie cremige Weißblütler, allen voran Orchidee. Die Harze zeigen eine allumfassende Präsenz, sie hüllen den Duft sowie auch den Träger wohlig-warm ein und offerieren Noten von Vanille und einer Ahnung von Mandel.

Ein sinnlicher Wohlfühlduft und sehr „comfy“, vor allem die omnipräsente Basis ist weich, warm und fluffy, überzeugt durch ihre orientalische Süße, die aber nie too much ist und durchaus erwachsen zu wirken versteht. Will sagen: Hier erwartet einen keine girlieske florale Süßigkeit mit quietschigen Fruchtnoten, ganz im Gegenteil.

Mir persönlich beschert Aurum in der Tat solches Wohlgefühl, daß ich mir durchaus überlege, ihm einen Platz in meiner Sammlung einzuräumen – selten für einen solchen Duft, weil eigentlich absolut nicht mein Beuteschema.

Ganz meinem Beuteschema entsprechend und somit heißer Kandidat für einen neuen Frühlings-/Sommerduft ist für mich Platinum. Versilia Platinum ist, der Name sagt es schon, einem anderen Edelmetall gewidmet, dem Platin. Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Grapefruit, Rosa Pfeffer, schwarzer Pfeffer, Rhabarber, Myrrhe; Herznote: Geranium, Freesie, Magnolie, Rose, Maiglöckchen; Basisnote: Vanille, Strohblume, Eichenmoos, Weihrauch, Zedernholz, Vetiver, Patchouli.

Was hat uns hierzu das Tagebuch zu sagen?

„An dem Tag, als ich die Gipfel der Apuanischen Alpen erreichte, versunken in die Betrachtung des Meeres, war ich gefangen zwischen ganz unterschiedlichen Welten, die ich mit einem Blick umfassen konnte: die brennende Sonne auf den Stränden und die glasklare Spiegelung der Marmorberge hinter mir, das intensive Blau des tyrrhenischen Meeres und das starke Grün der Kastanienwälder, die fließende Schönheit des Strandes im Sommer und die ewige Schlichtheit dieses glühend heißen Teils von Versilia. Ich stellte mir den Charme eines Parfums vor, das die Landschaft mit ihren weit auseinander liegenden Stimmungen, geschmeidig und mysteriös, bekannt und doch anders als jedes andere Parfum umfasst. Ein einzigartiger Duft, wie das kostbarste der Metalle, das Platin.’’

Und weiter:

„Einzigartig und kostbar. Das Feuer der ewigen Gegensätze: Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Tag und Nacht, Gold und Silber. Der Duft beginnt frisch und würzig mit Zitrusnoten, wird reichhaltig mit blumigen Aromen – Geranium, Freesie, Rose, Maiglöckchen…..und schlussendlich warm und intensiv. Er erinnert an die hölzernen Töne von Zedern, die trockene Note des Vetiver und die exotische Note von Weihrauch und Patchouli. Ein starkes und doch rätselhaftes Parfum.“

Ganz ehrlich? Anfänglich war dieser Duft für mich nur der Noten wegen halbwegs interessant, halbwegs. Und ich war ehrlich überrascht von dem wundervollen Resultat, sowohl auf dem Teststreifen als auch auf der Haut.

Ambivalenz und Unikatcharakter, diese Worthülsen, um die man wohl nicht drumherum kommt in einem anständigen Text und derer ich mich auch ab und an bediene, wie ich zugeben muß. Hier sieht man aber meines Erachtens nach einmal mehr, wie nichtssagend letzteres Textchen ist. Ein frisch-würziger Auftakt mit zitrischen Noten, ergänzt von einem floralen Herzen und ein paar Harzen und Hölzern in der Basis. Ein Irgendjemand oder besser: ein Jedermann.

Das ist Platinum aber absolut nicht. Es erwartet einen hier ein sehr eigenständiger Charakter mit einer sehr großen Anziehungs- und Strahlkraft. Die Kopfnoten sind in erster Linie geprägt durch zwei sehr dominante Früchtchen: Ausgeprägte herbe Rhabarberfrische und säuerlich-prickelnde Grapefruit, gepfeffert serviert und dezent von Myrrhe untermalt. Meine Nase nimmt bereits den aus der Basis nach vorne drängenden ungestümen Vetiver war und bis weit ins Herz erinnert mich der Duft an dieser Stelle an eine komplexere Variante meines geliebten Sel de Vétiver von The Different Company, nur eben angereichert mit einer kräftigen Portion Rhabarber, sehr authentischem und somit seltenem im übrigen. Verhalten kommen alsbald besagte Blüten ins Spiel, von denen ich allerdings lediglich das gleißende Geranium herausrieche sowie später die eigentümliche Würze der italienischen Strohblume, auch Immortelle genannt. Anfangs eher kühl, frisch und herb-fruchtig gewinnt der Duft mit seinem Verlauf an Ruhe und Wärme. Letztere entsteht vornehmlich durch die Hölzer in der Basis in Begleitung von Weihrauch und Patchouli, was dafür verantwortlich ist, daß diese Form der Wärme eine eher kühle Variante ist. Ein Oxymoron, eigentlich, ich weiß – aber vielleicht versteht ja trotzdem wer, wie ich das meine 😉

Für mich waren die beiden Düfte der Kollektion eine echte Überraschung muß ich gestehen. Bisher haben mir alle Düfte gefallen, gelungen beherrschte Handwerkskunst, allerdings nichts dabei, daß ich unbedingt hätte haben müssen. Für mich ganz persönlich zu viele Hesperiden, da habe ich schon meine wenigen Lieblinge, mal ein schöner Ambraduft, damit bin ich auch schon versorgt, schöne feminine Düfte – die kommen für mich oft nicht in Frage… Zugegeben, by Night Black wäre vielleicht noch etwas, ja… Diese neuen beiden Düfte aber lassen mich regelrecht ins Schwärmen kommen – ich finde sie nämlich ziemlich herausstechend und vor allen Dingen auch wirklich sehr aussagekräftig.

Ich bin sehr gespannt was Ihr von den beiden Schätzen haltet – laßt es mich wissen bitte!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. 17. Juni 2010
    Antworten

    mit deiner Einschätzung der vorgestellten Düfte (besonders des Platinums) hast du aber wiedermal ziemliche Neugier geweckt, liebe Ulrike!
    Das ist nicht fair, so wächst meine Wunschliste ins Unendliche…

    liebe Grüße

  2. R. Egger
    18. Juni 2010
    Antworten

    Aurum – extrem ausgewogen und hochwertig duftend. Pflaumendüfte bereíten mir normalerweise eher Kopfschmerzen, dieser gar nicht. Für meine Nase könnten die harzigen und ambrierten Noten noch einen Hauch Cremigkeit und Süße vertragen. Der Duft hält ewig auf der Haut. Von Platinum habe ich mir soeben eine Probe bestellt und bin total gespannt.

  3. Bettina
    18. Juni 2010
    Antworten

    Ich mag sie beide sehr gern. Es war quasi „Liebe auf den ersten Schnupperer“ während der Esxence in Mailand im März. Konträre Düfte für mich, jeder auf seine Art einfach nur sehr schön. Die Haltbarkeit ist im oberen Bereich angesiedelt.

  4. Almut
    4. Juni 2011
    Antworten

    Mir geht es mit dem Aurum genau wie dir – prinzipiell GAR nicht mein Beuteschema, aber ich fühle mich so wohl mit diesem Duft, dass ich überlege, ihn bei mir aufzunehmen 😉 Mir geht es allerdings mit vielen PdF’s so. By night white ist auch so gar nicht meine Richtung, hat sich aber zu einem meiner Lieblingsdüfte gemausert.

    Ich mag die ganze Linie, nicht zuletzt wegen ihrer enormen Haltbarkeit.

  5. Avatar photo
    Ulrike
    8. Juni 2011
    Antworten

    Der Aurum hat Dich auch verzaubert, liebe Almut?
    Das lässt mich schmunzeln, ist nämlich eigentlich auch gar nicht DEIN Beuteschema, gell? 😉 Aber er ist wirklich sehr schön und ich kann diese Wohlfühlaura durchaus bestätigen. Ich hadere gerade noch mit einigen solcher Düfte, bei denen ich mir überlege, ob sie noch her müssen, obgleich sie eigentlich nicht unbedingt meines sind…

    Liebe Grüße – die Uli.

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