Komm, lieber Mai,

und mache, die Bäume wieder grün… der Dichter und Lübecker Bürgermeister Christian Adolph Overbeck setzte Ende des 18. Jahrhunderts all seine Hoffnung in den Wonnemonat Mai. In diesem ist es noch ein bisschen früh für die Rosenblüte, doch genau dieser möchten wir uns heute widmen. Schon in der Antike als Königin der Blumen bezeichnet, ist das aus ihren Blütenblättern gewonnene Rosenöl einer der wichtigsten und ältesten Duftstoffe der Parfumindustrie.

RosenKurz ein paar allgemeine Fakten: Die Rosen gehören zu den Rosengewächsen (der Name lässt es vermuten). Charakteristisch für die ist die Merkmalskombination Stacheln, Hagebutten und eine Rosen-typische Blattstellung. Sie mögen kalkhaltige Böden und sonnige Standorte (letzteres kann ich gut nachvollziehen). In der Rosenzucht unterscheidet man zwischen verschiedenen Klassen – Wildrosen und Kulturrosen. Ganz grob gesagt sind Wildrosen ursprüngliche Rosen, die allerdings genetisch sehr variabel sind und sich gerne auch artübergreifend vermehren. Dadurch entstehen viele natürliche Varietäten und Unterarten. Wildrosen wurden seit der Antike kultiviert. Im großen Stil wurde die Rosenzucht allerdings erst ab dem 18. Jahrhundert betrieben. Alle durch mehr oder weniger intendierte Zucht entstandenen Rosen nennt man Kulturrosen oder Gartenrosen. Insgesamt stammen fast alle heute vorkommenden Kulturrosen von nur sieben Wildrosenarten ab.
Doch uns interessieren aus dufttechnischer Sicht heute eher die Gartenrosen und auch hiervon möchte ich nur auf eine Handvoll eingehen. Das Gärnters Einteilung der Zuchtrosen erweist sich nämlich als recht komplex. Ich weiss nicht, wie bewandert Ihr auf diesem Felde seid. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich Rosen generell sehr gerne mag, optisch wie olfaktorisch. Für meinen Balkon habe ich mir dieses Frühjahr auch eine Kletterrose zugelegt, die hoffentlich bald dornröschenartig umherranken wird. Die Namen vieler Rosenarten sagen mir zwar etwas, mein Wissen bezüglich der genauen Verwandtschaftsgrade und der weiteren Einteilung in die verschiedenen Sorten ist allerdings eher rudimentär. Und, um ehrlich zu sein, bei genauerer Betrachtung der Gartenrosensystematik dünkt mir immer mehr, dass die Rosenzucht eine Wissenschaft für sich ist. Halleluja!

Aber da Wissenschaft ja auch immer Wissen schafft (hehe… fünf Euro ins Kalauerkässchen), hier zumindest ein ganz grober Überblick: Ganz grundlegend wird zuerst einmal zwischen Alten Rosen und Modernen Rosen unterschieden. Zu den Alten Rosen zählt man alle jene Rosengruppen, die bereits vor 1867 kultiviert wurden. In diesem Jahr wurden die Teehybriden eingeführt, die die ersten Modernen Rosen darstellen. So, damit hat es sich dann aber auch schon mit der Einfachheit und daher möchte ich es auch, was die Systematik angeht, genau an dieser Stelle dabei belassen, ansonsten würde dieser Artikel epische Formen annehmen 😉

Rosa damascenaDie für uns interessanten Rosen gehören hauptsächlich zu den Alten Rosen. Hier haben wir zum Einen die Rosa damascena oder Damaszenerrose. Ursprünglich stammt sie wohl aus Kleinasien und wurde von den Kreuzrittern nach Europa gebracht. Eine Vertreterin dieser Art, die Damaszenerrose ‚Trigitipetala‘ wird auch Bulgarische Ölrose genannt. Sie wird seit über 300 Jahren im Tal der Rosen in Zentral-Bulgarien im Freiluftanbau kultiviert. Die klimatischen sowie geologischen Bedingungen dort sind ideal für eine reiche Ernte der gefüllten, betörend duftenden Blüten. Nicht umsonst ist Bulgarien berühmt für sein Rosenöl und gleichzeitig weltweit größter Erzeuger desselbigen. Doch nicht nur dort wird die Damaszenerrose angebaut. Weitere Produzenten sind die Türkei, Marokko (hier ist insbesondere die Rosenstadt El-Kelâa M’Gouna zu erwähnen) und Saudi-Arabien. Das saudi-arabische Anbaugebiet findet sich um die Stadt Ta’if herum. Von hier kommt die manchen bekannte Taif-Rose.

Eine weitere gute Bekannte ist die Rosa centifolia oder Provence-Rose, eine Hybride aus diversen Wildrosenarten und der eben erwähnten Damaszener-Rose. Sie entstand Ende des 16. Jahrhunderts in Holland. Ihre rosafarbenen Blüten sind stark gefüllt, nicht umsonst trägt sie den Beinamen ‚die Hundertblättrige‘, und intensiv duftend. Ob ihrer üppigen Schönheit war sie stets ein beliebtes Motiv der Maler, insbesondere der niederländischen des 17. Jahrhunderts. Berühmt für den Anbau der Zentifolie ist neben Grasse auch die bereits erwähnte Rosenstadt in Marokko.

kartoffel-roseZu den eher unbekannten Alten Rosen aus denen Rosenöl gemacht wird, gehört die Bourbon-Rose, eine im klassischen Stil gehaltene Rose mit kugelförmigen, großen und gefüllten Blüten. Ihren Namen hat sie (wie auch die Bourbon-Vanille) von der Insel La Réunion. Wie die früher mal hieß, wisst Ihr ja schon aus meinem letzten Artikel. 😉
Das Öl einiger Wildrosen findet ebenfalls Verwendung in der Parfumindustrie. Hierzu gehört beispielsweise die Weinrose, die Bibernell-Rose oder die Mai-Rose. Auch die japanische Hamanasu-Rose gehört zu den Wildrosen. Zugegeben, ihr japanischer Name lässt asiatische Exotik erhoffen. In Deutschland kennt man sie unter dem etwas biederen Namen Kartoffel-Rose, womit man ihr aber auch irgendwie Unrecht tut. Besitzt sie doch zwar ungefüllte, aber dennoch wunderschöne rosafarbene oder reinweiße Blüten, die einen fruchtigen Wildrosenduft verströmen.

So, ganz zum Schluss noch eine Rose, die gar keine ist: die Pfingstrose. Sie gehört zu der kleinen Gattung der Pfingstrosengewächse, die in keinerlei näherer Verwandtschaftsbeziehung zu den Rosengewächsen stehen. Aber egal, ob Rose oder nicht, schön sind sie trotzdem. Und wie!

Einen schönen Wochenstart wünscht Euch,

Eure Stephanie.

Bildquelle: Rosen von Ferdinand-Georg Waldmüller, Rosa damascena von Kurt Stüber und Beautiful Flower von Neelix – alle via WikiMedia Commons. Some rights reserved. Vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

8 Kommentare

  1. fredi
    3. Mai 2010
    Antworten

    Hallo liebe Stephanie,

    ist also die Bulgarische Rose eine Unterart der Damaszener Rose? Und wozu gehört die Teerose?

    Bei Düften unterscheiden sich die üppigen Bulgarischen Rosen ja sehr von den eher leichten, frischen Teerosendüften. Gibt es noch mehr Unterteilungen?

    Liebe Grüsse, fredi

    • Steffi
      4. Mai 2010
      Antworten

      Hallo Fredi,

      also die Bulgarische Rose ist eine bestimmte Sorte der Damaszener Rose. Aus biologischer Sicht würde ich nicht Unterart sagen, wobei der Begriff Sorte in der Literatur auch nicht näher definiert wird. Ich habe in meinem Artikel ja schon durchklingen lassen, dass das mit der Roseneinteilung recht komplex ist. Die beiden großen Überbegriffe Alte und Moderne Rosen sind fest definiert, aber alles weitere…. Ich glaube ein Studium der Rhodologie wäre da von Nöten, vor allem auch weil die Rose an sich recht promiskuitiv ist und sich gerne untereinander kreuzt. Es gibt mittlerweile einige genetische Untersuchungen und bei denen kam zum Beispiel heraus, dass alle Kulturrosen von insgesamt sieben Wildrosenarten abstammen (die auch namentlich benannt werden konnten). So, wie ich das überblicke gibt es unzählige Kreuzungen, die dann nochmal in Sorten unterteilt sind. Ein florales Wirrwarr sozusagen. Aber solange Du die zwei Überklassen Alt und Modern kennst, kannst Du zumindest relativ leicht herausfinden, welche Rosenart wohin gehört. Für weitere Fragen zur Phylogenie würde ich Dir Rosen-Fachliteratur empfehlen. Die Unterteilungen gehen nämlich nicht nur nach Art und Sorte, es wird dann noch innerhalb der Rosenklassen und -arten nach Wuchs- und Verwendungsform unterteilt: Beetrosen, Edelrosen, Kletterrosen, Ramblerrosen, Zwergrosen, Bodendeckerrosen. Halleluja!
      Bei der Teerose verhält es sich oberflächlich noch relativ einfach. Sie ist eine Hybride aus Rosa gigantea und Rosa chinensis und gehört zu den Alten Rosen. Sie kam erst recht spät im 19. Jahrhundert aus Asien nach Europa. Die Kreuzung aus Teerosen und Remontant-Rosen (also öfterblühenden Rosen) sind die Teehybriden, die den Übergang zu den Modernen Rosen einläuten. Teerosen sind recht empfindlich, da wenig winterhart. Und klar, die Teerose wird auch nochmal in diverse Sorten eingeteilt. Sonst wäre es ja auch zu einfach 😉
      Insgesamt verhält es sich so, dass jedes Rosenöl je nach Ausgangsprodukt und Anbauland vom Duft her unterscheidbar ist. Also das Damaszener Rosenöl aus Bulgarien riecht anders als z.B. das Damaszener Rosenöl aus dem arabischen Taif. So hat jedes Rosenöl seine ganz eigenen Nuancen, auch innerhalb der gleichen Rosenart.
      So, ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen.

      Liebe Grüße, Steffi

  2. Margot
    4. Mai 2010
    Antworten

    Liebe Steffi,
    vielen Dank für Deine Rosenexkursion.
    hat sich eigentlich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, dass, obwohl jetzt z.B. die Damaszener Rose aus Bulgarien, aus einem einzigen Anbaugebiet daher sehr rar, plötzlich in (fast) jedem neuen (und selbstverständlich weiterhin in den bereits existierenden) Parfum auftaucht? Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Duft-Industrie inzwischen doch sehr eingefahren ist was Neulancierungen angeht. In einem Jahr werden wir mit Rosendüften überschüttet, in der nächsten Saison mit Oud oder jetzt der Tuberose. Wie wird der Bedarf gedeckt? Liegt dieser eine Duftstoff gerade auf Halde und muss weg? Also ich finde die beschriebenen Bilder zu einem Duft ja immer sehr schön, nur, ob ich wirklich glauben kann, dass die dabei genannten Duftstoffe immer aus der angegebenen Region kommen? Klar, ist alles Marketing. Aber wäre auch mal interessant zu erfahren, zumal diese natürlichen Ingredenzien definitiv nur begrenzt verfügbar sind.

    Viele liebe Grüsse,
    Margot

  3. Steffi
    4. Mai 2010
    Antworten

    Liebe Margot,

    Bulgarien produziert in guten Jahren bis zu 4,4 Tonnen Rosenöl jährlich. 2007 waren es 2,5 Tonnen und allein diese Summe deckte den jährlichen Weltbedarf an Rosenöl. Ganz so rar ist das bulgarische Öl also nicht. Seine Besonderheit liegt vielmehr in der äußerst hohen Qualität.
    Ich bin mir nicht sicher, welche Mengen an Duftstoff, dann schließlich bei der Duftherstellung eingesetzt werden. Aber vielleicht hat Uli ja zu diesem Thema noch genauere Informationen.

    Liebe Grüße,
    Steffi

  4. fredi
    4. Mai 2010
    Antworten

    @ Margot: die Lösung lautet „damascone“ / Damascon, ein synthetischer Duftstoff!!

    Ich hoffe, ich darf das hier verlinken, wenn nicht, bitte löschen, liebe Uli!

    http://boisdejasmin.typepad.com/_/2006/02/fragrance_ingre.html

    @ Steffi: vielen Dank für die interessanten Ausführungen, vor alem zur Teerose ,deren zarten, etwas altmodischen Duft ich sehr schätze – lustig, dass es sich auch um eine „alte“ Rose handelt 😉

    LG, fredi

  5. Margot
    4. Mai 2010
    Antworten

    @ Fredi: Danke für den Link, habe ich mal gespeichert. Es ist mir schon klar, dass eigentlich alle Düfte synthetisch hergstellt werden können. Oft genug wird auch nur auf die Inhaltsstoffe in der Beschreibung hingewiesen. Aber wie oft steht dann: …. wird nur im Morgengrauen bis längstens 7:00 Uhr am Fuß des Berges in einer kleinen Schlucht geerntet“ oder: …ooo Blätter sind notwendig um 100 ml des Extrakts zu erhalten. Oder die „Sizilianische Bergamotte“: Sizilien müßte im Sommer kahl sein wenn man dem allem Glauben schenkt wer alles nur die reine, sizilianischen Bergamotte verwendet … oder ist das nur eine Bezeichnung und diese Bergamotte wird auch außerhalb gezüchtet? Das sind so die Dinge, die mir durch den Kopf gehen 🙂 aber nicht, dass das nun ketzerisch aufgefasst wird 🙂
    Schöne Träume,
    Margot

  6. Ulrike
    5. Mai 2010
    Antworten

    … die Uli hätte jetzt auch auf Damascon verwiesen 😉 Und ist sich bei z.B. Oud relativ sicher, daß hier auch ab und an Stellvertreter eingesetzt werden… Habe aber leider keine Quellen dafür.
    Danke liebe Fredi für den Link, natürlich kannst Du den posten 🙂
    Und Margot, natürlich hast Du Recht – die Beschreibungen zwecks der megararen Ingredienzen wollen oft nicht so zu deren Verwendungshäufigkeit passen 😉

    Liebe Grüße,

    die Uli, immer noch träumend 😉

  7. Margot
    5. Mai 2010
    Antworten

    …. *lach*, Uli Du Glückliche, wenn Du um 8:51 Uhr immer noch im Land der Träume weilen kannst,
    LG
    Margot

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