Rauhe Schale, weicher Kern: Calamity J von JhaG.

Bereits vor einigen Wochen angekündigt, hatte ich jetzt die Ehre mit unserem weiblichen Lucky Luke: Calamity J von Juliette has a Gun, namentlich angelehnt an die berühmt-berüchtigte Wildwest-Legende Calamity Jane.

Wirkliche Kerle können da schon einmal neidisch werden, betrieb Martha Jane Cannary Burke, genannt: Calamity Jane, nämlich bereits vor über hundert Jahren genau das, was für viele zu einem echten Männerleben dazuzugehören scheint: Dem Alkohol- und dem Tabakgenuß über die Maßen zugetan, fluchte und zockte das Teufelsweib sich durch den Wildwest-Alltag, oft Männerkleidung tragend und in unterschiedlichsten Berufen tätig werdend, so unter anderem als Saloondame, Kunstreiterin, Postkutschenfahrerin, Goldgräberin, Wirtin, Scout für die General Custers Armee und als Krankenschwester.

Jedoch – auch in diesem Rauhbein wohnte wohl eine sensible Seele: In glühender Liebe entflammt war Madame Burke, und das für den Pistolenschützen Bill Hickok, genannt Wild Bill. Ob diese Liebe jemals erwidert wurde, wie lange sie hielt – die Legendenbildung trieb fleißig Wildwuchs. Echte Belege gibt es kaum, auch nicht darüber, ob Janes Tochter aus dieser Liebe erwuchs, erwiesen ist nur, daß Jane selbst um Bill einen echten Liebeskult betrieb, bevor sie später einsam und depressiv als Alkoholikerin starb.

Nun, obgleich sich diese Pärchenkonstellation, so sie denn jemals zustande kam, eher wie Bonny & Clyde anhört – in der Intensität der Gefühle, der Liebe für den anderen stehen auch solche Pärchen Romeo und Julia scheinbar in nichts nach. So fügt sich Madame Burke auch perfekt ins Juliette has a Gun-Konzept, das in diesem Falle ja auch wörtlich zu nehmen ist.

calamityjloudillon

Ein Dandy-Parfum soll Calamity J sein, maskulin, jedoch sophisticated und – für Frauen, gerade für Frauen gedacht. Ein Herrenduft für den Mann in der Frau oder so ähnlich – ihr wißt schon, was ich meine 😉

Die Jane für Calamity J spielt Lou Dillon, Schauspielerin und Model sowie Tochter des Regisseurs Jacques Dillon und der Schauspielerin Jane Birkin, die für ihre Affinität zur Amour Fou hinlänglich bekannt ist. Eine gute Jane würde ich sagen: Madame Dillon überzeugt mit Koketterie und rotzig-maskuliner Sinnlichkeit, pendelt spielend zwischen dandyeskem Tomboytum und lolitaesker Femme Fatale-Manier als moderne Flapper-Version.

Und der Duft? Zuerst einmal die Ingredienzen: Kopfnote: Patchouli, Ambra; Herznote: Iris, Ambra, Lavendel; Basisnote: Moschus, Vanille.

Im Auftakt wirbelt einem luftig-leichte, überraschend helle Ambra entgegen, die fast sofort vom Patchouli eingefangen wird. Dadurch erhält der Duft einen leicht zimtigen Anschein, bevor er alsbald ins Herz übergeht, welches mit erdig-herber Iris glänzt und durch den Lavendel in Kombination mit Ambra cremige Wildledernoten hervorbringt. Die Basis aus Moschus und feinwürziger Vanille rundet den Duft weich ab.

Feinwürzig ist in diesem Duft nicht nur die Vanille – insgesamt würde ich ihn als feinwürzig bezeichnen. Entgegen der ursprünglichen Vermutung, die man vielleicht aufgrund der Assoziationen im Zusammenhang mit der Namensgeberin hegt, ist Calamity J mitnichten ein Wüterich. Nein, vielmehr ist der Duft sehr viel tragbarer als vermutet, nämlich: überaus tragbar. Ein schönes Düftchen, das für mich ein wenig wie die gediegen-erotische Alltagsvariante (und das meine ich hier nicht negativ!) von Maurice Roucels Sexy Beast Musc Ravageur für Frédéric Malle anmutet.

Was meint ihr? Wie gefällt Euch der Duft?

Liebe Grüße,

Ulrike – die heute auch mal wieder einen auf Cowboy macht und gleich eine Runde Reiten geht.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Margot
    12. November 2009
    Antworten

    Liebe Ulrike,
    würde ja gerne meine Meinung dazu sagen …. leider konnte ich den Duft noch nicht testen … „schnief“
    Liebe Grüsse,
    Margot

  2. Karin
    12. November 2009
    Antworten

    Hallo liebe Uli,
    Calamity J hört sich sehr interessant an. Da ich Musc Ravageur von Malle dank einer Probe testen konnte und sehr schön fand, ist der Calamitiy bestimmt sehr testenswert.
    Vielen Dank!
    Liebe grüße
    Karin

  3. Ulrike
    13. November 2009
    Antworten

    Hallo liebe Margot, liebe Karin,

    … dann nichts wie testen 😉 Meldet Euch doch gleich morgen früh auf die Rezension, wir haben morgen ja unsere erste Freitags-Probenaktion – vielleicht ist ja eine von Euch die erste und bekommt dann das Probenpaket? Ich drücke die Daumen 🙂 Und bin natürlich sehr gespannt auf Feedback, sobald Ihr die Düfte unter den Nasen hattet.

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

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