So ganz genau kann ich gar nicht sagen woran es liegt, aber mir ist heute irgendwie ganz frühlingshaft-romantisch zumute. Einen wirklichen Grund dafür kann ich nicht finden… Vielleicht liegt es am schönen Wetter, an dem vielen Grün draußen, den Blumen, dem Duft des Frühsommers oder den herumsurrenden Bienchen und Hummeln… Man weiß es nicht. Verklärten Blickes sitze ich hier auf meinem Balkon in der Sonne, betrachte die fleißigen Pollensammler um mich herum, die herrlichen Blümchen und wie meine ach-so-schöne Kletterrose knospt, sprießt und porzellanrosa blüht… Ach je, und ich wundere mich, dass mir so sonnig-warm ums Herz ist. 😉
Neulich fiel mir mein altes Rodin-Buch in die Hände. Ihr wisst schon, ein solches mit seinen Zeichnungen, Skulpturen und diversen biographischen Hintergrundinfos. Mit Freude habe ich es seit langem mal wieder durchgeblättert. Seit ich in der 12. Klasse im Kunst-LK ein Referat über ihn halten musste, bin ich dem bärtigen Franzosen, oder besser: seinen Werken, verfallen. Die Ausdrucksstärke und Dramatik, die seinen Skulpturen innewohnt – faszinierend! Einfach schön! War von Euch schon einmal jemand im Pariser Rodin-Museum? Für Kunstliebhaber, insbesondere Freunde von Plastiken, äußerst empfehlenswert. Für Fans von Rodin natürlich ein absolutes Muss.

Das inspirierende Moment Liebe, die fruchtbare Konstellation von Künstler und Muse finden wir auch in der Welt der Düfte. Spontan fällt mir da zum Beispiel der gute Herr Daltroff von Caron ein. Er fand seine Muse in der ehemaligen Damenschneiderin Félicie Wanpouille, die er nach der Gründung des Parfumhauses Caron zu seiner künstlerischen Beraterin machte. Was das Verhältnis der beiden angeht, geben die Quellen unterschiedliche Auskünfte. Die einen sagen, dass Daltroff seine Liebe zu ihr stets für sich behielt und sie unerwidert blieb. Die Sehnsucht nach ihr soll seine Kreationen erst so einzigartig-umwerfend gemacht haben. Die anderen Quellen lassen verlauten, dass sie seine Geliebte war. Nun, da ich persönlich nicht dabei gewesen bin und nicht im Gräbele lag (wie wir im Schwabenland sagen würden), kann ich mich nur auf die Quellenlage verlassen und gebe hier auch beide Varianten an. Soll ja alles korrekt vonstatten gehen hier, nicht wahr? 😉

Ebenso herzerwärmend ist meiner Meinung auch die Geschichte von Alfred d’Orsay und seiner Geliebten Marguerite, der Countess of Blessington. Diese war prekärerweise außerdem seine Schwiegermutter, was einen kleinen bis mittleren Skandal auslöste, die beiden allerdings nicht davon abhielt, ihre Beziehung weiterzuführen. Bei diesen beiden trug es sich nun zu, dass die Countess eine etwas unglückliche Hautchemie besaß, was dazu führte, dass alle bis dahin gängigen Parfums auf ihrer Haut nicht wirklich angenehm dufteten – zumindest ihrem Empfinden nach. So begann der gute Alfred, der den schönen Künsten und so auch der Parfumeurskunst nicht abgeneigt war, selbst ein bisschen herumzuexperimentieren. Ganz Kavalier und Gentlemen kreierte er eigens für seine Holde den Lindenduft Tilleul. Ihr kennt Ihn bestimmt. Ich hatte kürzlich auch einmal die Gelegenheit ihn zu schnuppern und muss sagen: Schöner Duft, gefällt mir gut. Für meine Nase haben blühende Linden in natura manchmal eine fast schon unangenehm-intensive Komponente. Ich weiß nicht, ob es da nur mir so geht. Aber oft kann ich unter einem blühenden Lindenbaum nicht allzu lange stehen, weil mir die Duftwolken zu viel und irgendwie zu aufdringlich sind. Tilleul duftet seeehr authentisch nach Lindenblüten, allerdings ohne diese (meine) Kopfschmerzkomponente. Daher finde ich den Duft ziemlich gelungen. Auch der Countess Blessington scheint er gefallen zu haben und das will ja was heißen. 😉

Reichlich Tränen vergossen hat wahrscheinlich auch die Protagonistin der Novelle La Bataille von Claude Farrère. Die Japanerin Mitsouko (na, wisst Ihr schon worum es geht?) wartete zur Zeit des russisch-japanischen Krieges Anfang des 20. Jahrhunderts verzweifelt auf die Rückkehr ihrer beiden Lieben – ihrem Mann, einem japanischen Admiral, und ihrem Liebhaber, einem englischen Offizier. Die herzergreifende Darstellung dieser unglücklich-verzwickten Dreiecksbeziehung in Zeiten von Hoffen und Bangen inspirierte den damaligen Chefparfumeur Jacques Guerlain des gleichnamigen Traditionshauses zu dem fruchtigen Chypreklassiker Mitsouko.
Last but not least noch ein letztes Pärchen bei dem man die Bezeichnung Liebespaar allerdings nicht zu wörtlich nehmen sollte. Marie Louise von Habsburg, die Herzogin von Parma, war dem Veilchen optisch und olfaktorisch mit Haut und Haar verfallen. Sie liebte das Blümchen so sehr, dass sie ihre Briefe mit violetter Tinte schrieb und diese mit einer Veilchenblüte anstelle ihrer Signatur unterzeichnete. Auf ihr Bitten hin versuchten die Mönche eines nahegelegenen Parmeser Klosters den Duft des zarten Veilchens zu destillieren, was ihnen schließlich und endlich auch gelang. Dies war die Geburtsstunde des wunderbaren Veilchenduftes Violetta di Parma, der viele Jahre nach dem Tod der Herzogin von Lodovico Borsari auf den Markt gebracht wurde und uns heute noch durch seine schlichte Eleganz und Schönheit verzaubert. Ach, seufz!
Rosarote Grüße sendet Euch,
Eure Stephanie.
hach ja, Liebe kann ja soooo romantisch sein!
Hätten wir nicht alle gerne einen Liebsten, der einen ganz besonderen Duft, nur für uns, erschafft?
ein Spatz auf der Hand ist aber immer noch besser, als gar keinen Vogel, oder? Und Parfüm kann man kaufen – wahre liebe nicht !
Liebe Steffi,
jaaaaa, das sind Geschichten wie ich sie rund um’s Parfum mag!
Aber sag mal, hast Du mit Deinen philosophischen Ansätzen bischen bei Uli stibitzt??? 😉 Auf jeden Fall sehr schön geschrieben! Danke für die unterhaltsame Mittagspause!
LG,
Margot
Hallo Ihr Lieben,
das freut mich ja wieder, dass Euch mein Artikelchen gefällt.
@Almut: Mir ist auch der Spatz in der Hand lieber! 🙂
@Margot: Mmmh, vielleicht färbt der stete Umgang mit Uli auf mich ab?! Das sollte man mal im Auge behalten! Hehe! 😉
Einen schönen (Fußball??)-Abend wünscht Euch,
Steffi