Electric Wood Extrait vs. Electric Wood Eau de Parfum – Room 1015

Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Musik, Nostalgie und olfaktorischer Raffinesse hat das Nischendufthaus Room 1015 längst Kultstatus erreicht. Hinter der Marke steht Dr. Mike Partouche, promovierter Apotheker, Musiker und Gründer des Labels – ein Grenzgänger, der die Sprache des Rock ’n’ Roll in Duftform übersetzt. Jeder seiner Düfte ist eine elektrisierende Verbindung aus Klang, Emotion und einer Prise Rebellion.

Erst im Juni habe ich euch auf diesem Blog mit Love-O-Matic jene experimentelle Seite von Room 1015 vorgestellt (nachzulesen hier), die Waschsalon-Ästhetik, Popkultur und Ambrette zu einer modern-moleküligen Komposition verschmelzen lässt. Auch ein Interview mit Dr. Mike habe ich damals geführt. Nun, zum 10. Jubiläum der Marke, kehren wir an deren Ursprung zurück – zu jenem Duft, mit dem alles begann: Electric Wood, dem Room 1015 mit Electric Wood Extrait einen würdigen, intensiveren Nachfolger schenkt.

Flakon von Room 1015 Electric Wood Extrait de Parfum in rotem Licht, reflektiert auf glänzender Oberfläche – Sinnbild für Hitze, Leidenschaft und musikalische Energie.

Electric Wood Extrait ist die Neuinterpretation des allerersten Parfums von Room 1015 und zugleich eine Hommage an die Anfänge der Marke. Die Komposition feiert das Eau de Parfum Electric Wood und verleiht dem Original mehr Tiefe, Wärme und Intensität. Beide Düfte teilen denselben olfaktorischen Kern, interpretieren ihn jedoch auf unterschiedliche Weise.

Electric Wood – Eau de Parfum

Die Parfümeurin Anne-Sophie Behaghel war für die kreative Umsetzung des Eau de Parfum Electric Wood verantwortlich, das im Jahr 2015 lanciert wurde. Die Inspiration geht auf einen Moment zurück, der sich bei Dr. Mike Partouche in den 1990er-Jahren tief eingeprägt hat: das erste Öffnen eines Gitarrenkoffers – der unverwechselbare Duft einer Gibson, die Mischung aus Gitarrenlack, Holz und metallischen Facetten.

Muskatnuss, Zitrone, Salbei, Zedernholz, Eiche, Ambroxan, Iris und Moschus – diese Duftnoten spiegeln diesen Augenblick auf abstrakte Art und Weise wider. Sie verbinden die Wärme organischen Materials mit einem synthetisch anmutenden Glanz und stehen so sinnbildlich für die E-Gitarre, die Dr. Mikes Leben so nachhaltig beeinflusst hat.

Flakon von Room 1015 Electric Wood Eau de Parfum, inszeniert mit Holz- und Ascheelementen vor blau-goldenem Licht – Symbol für Hitze, Rauch und Musikenergie.

Kühl, trocken und pudrig präsentiert sich das Eau de Parfum Electric Wood im Auftakt. Die Iris sorgt für mineralisch-erdige Facetten, die sich mit der herben Frische von Zitrone und grünlich-aromatischem Salbei verbinden. Das Zedernholz unterstreicht die hellen, pudrigen Nuancen und bringt cleane Aspekte ins Spiel, die durch Ambroxan und Moschus aufgegriffen und verstärkt werden. Auch feine metallische Akzente nehme ich wahr, die sich mit den trocken-staubigen, talkumartigen Noten vereinen. Das Eichenholz bringt eine gewisse Tiefe und Wärme in den Duft, mit zart-dunklen Anklängen, die im weiteren Verlauf für Ausgewogenheit und Behaglichkeit sorgen und die Komposition harmonisch abrunden. Das Eau de Parfum Electric Wood ist eine transparente und eher leise Kreation, die grünlich-herbe, pudrig-erdige und holzig-warme Momente vereint – modern, angenehm und ausgesprochen tragbar. Ein sanfter Begleiter für jede Gelegenheit, ideal für alle, die aromatisch-holzige und pudrig-trockene Düfte schätzen.

Electric Wood – Extrait de Parfum

Zehn Jahre sind seit der Gründung von Room 1015 und der Lancierung von Electric Wood Eau de Parfum vergangen – zehn Jahre, in denen Dr. Mike Partouche uns mit mancher Duftkomposition überrascht und erfreut hat. Ich denke da besonders an Cherry Punk, der durchaus als Pionier der heutigen Kirschduft-Ära in der Nischenparfümerie gelten darf. Mit dem Extrait schenkt uns die Marke nicht nur eine intensivere Version des Eau de Parfum, sondern zugleich einen Einblick in ihre eigene Entwicklung: „Es begann mit einem Funken. Jetzt brennt es. Electric Wood Extrait ist da: lauter, dunkler und elektrisierender denn je. Der Duft, mit dem alles begann. Electric Wood war unser erster Riff. Jetzt, zehn Jahre später, drehen wir die Lautstärke auf.“

Der Parfümeur Jérôme Di Marino war für die olfaktorische Umsetzung dieser Jubiläumskreation verantwortlich und vereinte dafür eine beeindruckende Auswahl an Ingredienzien: Kardamom, Safran, Muskatnuss, Iris, Myrrhe, Eichenmoos, Zedernholz, Nagarmotha, Vetiver und Vanille bilden das Fundament des jüngst lancierten Extraits, das wir uns nun näher ansehen.

Flakon von Room 1015 Electric Wood Extrait de Parfum vor glühend rotem Hintergrund, symbolisch für Hitze, Energie und den rockigen Charakter des Dufts.

Warm, likörig und wunderbar würzig zeigt sich Electric Wood Extrait bereits beim ersten Aufsprühen. Eine aromatisch-verführerische Mischung aus edlen Gewürzen trifft auf balsamisch-süße Myrrhe und pudrige Iris, während trocken-holzige Facetten hinzutreten. Eichenmoos und Nagarmotha verleihen der Komposition waldig-erdige Tiefe und eine subtile Kühle, die sie wie ein frischer Windhauch durchzieht. Der Vetiver unterstreicht diese Nuancen mit cremigen Akzenten, begleitet von hellem, cleanem Zedernholz. Eine sanfte Prise Vanille rundet den Duft weich und wohlig ab. Das Extrait von Electric Wood ist ein würziger, holzig-lieblicher und tiefgründiger, dezent animalisch anmutender Duft – kraftvoll, präsent und ausdrucksstark, zugleich von zurückhaltender Eleganz und Raffinesse. Keine laute Krachmusik, sondern eine fein komponierte Melodie, die für mich perfekt in Herbst und Winter passt. Eine Neuinterpretation, die den ursprünglichen Spirit von Electric Wood bewahrt und zugleich zeigt, wie weit Room 1015 in den vergangenen zehn Jahren gewachsen ist.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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