Oud Candy und Purple Stain von BORNTOSTANDOUT – Zwei Düfte, kein Kompromiss

Wie wir in meinem gestrigen Beitrag bereits erfahren haben, schlägt BORNTOSTANDOUT mit der neuen Extrait Extrême Collection ein weiteres Kapitel seiner rebellischen Duftgeschichte auf. Vier kraftvolle Extraits de Parfum, allesamt mit markanter Handschrift und maximaler Präsenz, zeigen, was das südkoreanische Nischenduftlabel kann und will: Grenzen ausloten, Konventionen brechen, Emotionen wecken. Intensität ist hier kein Zufall, sondern das Konzept. Während ich Euch in meiner ersten Review Extrait Extrême Collection von BORNTOSTANDOUT – Beyond Imagination bereits einen kleinen Vorgeschmack auf den unkonventionellen Stil der Linie gegeben habe, stehen heute zwei weitere Charakterköpfe im Fokus: Oud Candy und Purple Stain.

BORNTOSTANDOUT - Oud Candy

Die Extrait Extrême Collection denkt Parfum als Statement, wie wir gestern bereits erfahren durften. Jeder der Düfte ist bewusst laut, eigenwillig, expressiv. Und bleibt dabei überraschend tragbar, wenn man bereit ist, sich auf das olfaktorische Abenteuer einzulassen. Es geht nicht um Gefälligkeit, sondern um Ausdruck, um Performance, um das Spiel mit Kontrasten, um das Zusammendenken von Süße, Tiefe und Spannung.

Oud Candy – Die dunkle Seite des Genusses

Oud Candy macht der Kollektion alleine schon mit seinem Namen alle Ehre. Ein Duft, der Oud in ein süßes, bonbonfarbenes Gewand kleiden und dabei mit gewohnter Konvention brechen möchte. Kaum ein Rohstoff polarisiert so sehr wie Oud bzw. Adlerholz. Für die einen ist es pure Magie, für andere eine olfaktorische Herausforderung. Gewonnen wird natürliches Oud aus dem Harz des Adlerholzbaums, das sich nur dann bildet, wenn der Baum von einem bestimmten Pilz befallen und anschließend verletzt wird. Dieser aufwändige und seltene Prozess erklärt, warum natürliches Oud einer der kostbarsten Rohstoffe der Welt ist.

Die Menge an Oud, die in der Parfümerie zwischenzeitlich vonnöten ist, lässt sich auf natürlichem Wege längst nicht mehr beschaffen. Daher greifen viele Marken auf synthetisch hergestelltes Oud zurück. Oud riecht je nach Herkunft und Verarbeitung unterschiedlich: mal ledrig und rauchig, mal balsamisch, dunkel, fast medizinisch. Es besitzt aber immer jene tiefgründige Sinnlichkeit, der eine gewisse animalische Wärme innewohnt. In Oud Candy soll die ausdrucksstarke Ingredienz in eine süße, moderne Richtung gelenkt werden. Die Parfümeurin Margaux Le Paih-Guérin vereint dafür Oud mit Zucker, Gourmand-Noten, Nuss, Milch, weißen Blüten, Safran, Hölzer, Eichenmoos, Vanille, Karamell, Ambroxan, Sandelholz, Zedernholz und Leder.

BORNTOSTANDOUT - Oud Candy

Beim ersten Sprühstoß zeigt sich Oud Candy von seiner kühlen, holzig-luftigen Seite – ganz anders, als der Name vermuten lässt. Das Oud ist hell, fast clean, pudrig unterlegt und mit dieser feinen, medizinisch angehauchten Note, die man auch vom Safran kennt. Dazu gesellen sich nussig-milchige Akzente, sanfte Hölzer und ein Hauch von erdig-cremiger Wärme. Und dann, ganz langsam und genüsslich, schiebt sich eine karamellige Süße ins Bild – herrlich gourmandig, aber too much. Alles bleibt harmonisch und ausgewogen. Im Ausklang wird’s dann richtig cozy: Ambroxan und Sandelholz sorgen für flauschig-weiche Behaglichkeit.

Oud Candy ist kein wuchtiges Oud-Statement, sondern vielmehr ein gekonnter Spagat zwischen holzig-cleaner Tiefe und süßer, fast fluffiger Leichtigkeit. Genau dieser Kontrast macht den Duft so spannend. Und so tragbar! Für Oud-Neulinge ebenso wie für echte Liebhaber. Für mich wirkt er vergleichsweise transparent, nicht ganz so opulent wie andere Vertreter der neuen Extrait Extrême Collection. Dafür ist er absolut alltagstauglich, sogar im Office. Ein Duft, der das Thema Oud neu denkt, modern interpretiert und sich dabei angenehm zurückhält. Smarte Extravaganz statt lauter Paukenschlag. Großartig gemacht!

Purple Stain – Rotweinflecken auf Papier

Wir kennen es alle. Ein Glas Rotwein, ein Moment der Unachtsamkeit und schon breitet sich ein dunkler Fleck auf dem Papier aus. Nicht perfekt, nicht geplant, aber voller Charakter. Purple Stain erinnert an genau solche Spuren: violettrot, lebendig, unregelmäßig. Wie Weinflecken, die auf einem alten Ledertagebuch verewigt haben. Kein Makel, sondern eine Erinnerung an Nächte voller Lachen, Geschichten und Gespräche. Der Duft soll von genau von dieser Mischung aus Wildheit und Wärme, aus Genuss und Tiefe erzählen. Er soll sinnlich, ein wenig rebellisch und absolut unvergesslich sein … wie ein Tropfen Rotwein auf weißem Papier, der nie ganz verblasst. Der Parfümeur Jordi Fernández vereinte für das Extrait de Parfum die Ingredienzien Safran, Zimt, Muskatnuss, Ingwer, Mandarine, Bergamotte, Orangenblüte, Karamell, Birne, Vanille, Hölzer, Adlerholz (Oud), Patchouli, Nagarmotha, Ambra und Labdanum (Zistrose).

BORNTOSTANDOUT - Purple Stain

Ob der Name eine kleine Hommage an den legendären Prince-Song ist? Möglich. Sicher ist nur: Seit ich Purple Stain getestet habe, hängt mir ein ziemlich eigensinniger Ohrwurm im Kopf – natürlich in der „Stain“-Version. Doch zurück zum Duft, denn der hat es in sich. Von der ersten Sekunde an zeigt sich das Extrait de Parfum opulent, kraftvoll, intensiv. Eine süß-fruchtige Explosion trifft auf üppige Blüten – Orangenblüte und karamellige Sahne geben hier den Ton an. Dazu eine Prise Würze von Safran und Zimt, Hesperidenfrische und eine cremig-saubere, fast bubblegumartige Note, die dem Ganzen einen verspielten Twist verleiht. Auch im Hintergrund spielt sich einiges ab. Rauchige Zistrose, begleitet von medizinisch anmutendem Oud und erdigem Patchouli. Die Kombination erinnert an feine Barrique-Nuancen – und greift so ganz elegant das Thema Rotwein wieder auf.

Purple Stain ist definitiv kein Duft von der Stange. Er trägt die extravagante Handschrift von BORNTOSTANDOUT und schafft eine Atmosphäre, die man schwer beschreiben, aber sofort spüren kann: sinnlich, verführerisch, besonders. Kein Duft für den Alltag, sondern für Abende mit Menschen, die man liebt, für Gespräche, die hängen bleiben. Für Momente, die wie Rotweinflecken auf weißem Papier Spuren hinterlassen. Wunderschön!

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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