Paradiso, Murmur und Oratorio von Pigmentarium – Momente der Einzigartigkeit

Im dritten und letzten Teil rund um die tschechische Nischenduftmarke Pigmentarium widmen wir uns den drei Kreationen Paradiso, Murmur und Oratorio. Bereits bei den Namen fällt auf, dass der bisherige Hang zum Lateinischen ein wenig aufzuweichen scheint. Nach den drei gestrigen Kandidaten Ad Libitum, Erotikon und Genesis, mit denen wir uns in zitrisch-cremige, würzig-dunkle und grünlich-frische Duftgefilde begeben haben, bin ich gespannt, was die heutigen Eaux de Parfum olfaktorisch so zu bieten haben.

Pigmentarium – Paradiso
Pigmentarium – Murmur
Pigmentarium – Oratorio

Im Folgenden möchte ich Euch nochmal meine bisherigen zwei beiträge zu der Marke Pigmentarium verlinken:

Paradiso – Pigmentarium

Von Prag aus geht unsere Reise nach Südfrankreich. Die Côte d’Azur, gern genutztes Thema bei Parfumkreationen, war die Inspirationsquelle für den Duft. Ich vermute mal, dass Gründer Tomáš Ric hier seinen Sommerurlaub verbrachte, die Sonne und das strahlend-blaue Meer genoss. Die Duftnoten sprechen durchaus eine mediterrane Sprache: Grapefruit, Mandarine, Rhabarber, Wacholderbeeren, Pfeffer, Vetiver und Patchouli. Der Rhabarber lässt mich natürlich aufhorchen und von Gin-Noten bin ich auch nicht abgeneigt.

Ein energiegeladener, leicht herber und zitrischer Duft, inspiriert vom unbeschwerten Sommer an der Côte d’Azur. Das glitzernde Wasser des Pools, der Schatten der Pinien und ein kühles Glas Gin. Ein Parfüm, das gute Laune verbreitet und an einen Sprung ins kristallklare Wasser, den Duft exotischer Hölzer und erfrischender, feinherber Früchte erinnert.

Pigmentarium – Paradiso

Sehr zitrisch, säuerlich und vitalisierend-frisch zeigt sich der Auftakt von Paradiso, dynamisch, energiegeladen, ein Frischekick par excellence. Der Start gefällt mir wunderbar. Die Mandarine bringt einen Hauch orangefarbener Süße in die Kreation, begleitet von den charakteristischen Nuancen von Rhabarber. Prickelnde Holzakzente setzen die Wacholderbeeren, untermalt von trocken-scharfem Pfeffer. Perfekt! Im Ausklang sorgen Patchouli und Vetiver für subtil erdige, fein-holzige und cremige Momente. Entspannt, sommerlich und erfrischend versprüht Paradiso tatsächlich paradiesische Mittelmeer- und Urlaubs-Vibes! Bitte mehr davon! 🍋🏖️

Murmur – Duftgemurmel

Das englische Wort Murmur bedeutet übersetzt „Murmeln“, „Summen“ oder auch „Raunen“. Was erwarte ich von einem Duft mit diesem Namen? Vermutlich eher eine leise, zurückhaltende Komposition, die nicht allzu laut auftritt. Dies würde der DNA der Marke durchaus entsprechen, denn alle bisher von mir getesteten Kreationen waren stets wohldosiert, fein ausbalanciert und von eher transparenter Natur. Mit den Ingredienzien Ambra, Patchouli, Rose, Zibet, Adlerholz (Oud), Moschus und Sandelholz könnte dieses Eau de Parfum aber auch durchaus anders ausfallen.

Das markanteste Parfum der Marke. Opulent und ausdrucksstark vom ersten Hauch an, inspiriert von geflüsterten Worten zu später Stunde und dem Kontrast zwischen Eleganz und Animalität. Ein exzentrisches Parfüm mit orientalischem Akzent und animalischer Note.

Pigmentarium – Murmur

Murmur ist wahrlich kein Leisetreter, sondern ein Eau de Parfum, das vom ersten Moment an das Geschehen dominiert. Markant trifft es gut, kraftvoll, eigenwillig und einzigartig würde ich noch hinzufügen. Animalisch-ambrierte Noten treffen auf die rauchigen Holznuancen von Oud, begleitet von sanfter, lieblicher und luzider Rose, die der Kreation Leichtigkeit verleiht und verhindert, dass der Duft zu opulent, zu schwer oder gar drückend wird. Patchouli bringt erdig-holzige Akzente ins Spiel, die von samtig-warmem Sandelholz und hellem Moschuspuder untermalt werden. Nach einem opulenten Auftakt wird Murmur ruhiger und klingt in mit wohlig-ambrierten Noten aus.

Oratorio – der neuste Streich

Der französische Parfümeur Théo Belmas war für die Kreation von Oratorio verantwortlich, einem Eau de Parfum, das erst vor wenigen Wochen lanciert wurde. Es ist eine Kreation, die von Prag und Paris inspiriert ist, von Urbanität, von der zeitlich entrückten Atmosphäre in Kathedralen, in denen der Duft von Weihrauch noch in der Luft hängt. Eben jener findet sich auch in den Duftnoten: Mandarine, Neroli, Weihrauch, Zedernholz, Atlas-Zedernholz, Jasmin, Ambra, Patchouli und Opoponax.

Das Debüt des französischen Parfümeurs Théo Belmas unter der Marke Pigmentarium. Ein olfaktorisches Werk, das auf realen und imaginären Reisen zwischen Prag und Paris entstanden ist. Es zeigt den Kontrast zwischen der Dynamik der Stadt, in der die Zeit voraneilt, und dem Raum einer alten Kirche, unter deren Gewölben die Zeit stehen geblieben ist. Der Kontrast aus zwei Momenten, die zu einem einzigen Moment verbunden werden können. Dieser Moment wird zum Jetzt.

Pigmentarium – Oratorio

Hesperiden prägen den Auftakt von Oratorio, alsbald begleitet von der zart-rauchigen, dezent medizinisch anmutenden Kühle von Weihrauch. Luftig, transparent und modern wirkt das Eau de Parfum, zeitlos, minimalistisch und ausgewogen komponiert. Zedernholz bringt helle und saubere Holznuancen in die Kreation, untermalt von cremigem Jasmin und dezent-erdigem Patchouli. Kühl ist Oratorio, jedoch nicht kalt. Ambra und Opoponax schenken der Kreation nach und nach Tiefe, Wärme und besinnlich-balsamische Akzente, die den Duft auf wunderschöne Art und Weise ausklingen lassen.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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