602 und 802 von Bon Parfumeur – Wald und Wasser

Im zweiten und vorerst letzten Teil zu Bon Parfumeur möchte ich Euch die beiden Eaux de Parfum 602 und 802 vorstellen. Wie bereits gestern erwähnt (nachzulesen hier), haben wir bei Aus Liebe zu Duft einige weitere Kreationen der französischen Marke ins Sortiment aufgenommen und vier Proben haben ihren Weg an die Ostsee geschafft. Zwei davon habe ich Euch in meiner letzten Rezension vorgestellt, die vorerst letzten beiden folgen heute.

Ich werde nicht müde, Euch meine wunderbare und überaus übersichtliche Tabelle anzupreisen, die ich zum Farb- und Zahlenschema von Bon Parfumeur in einem meiner ersten Beiträge über die Marke zusammengestellt habe. In meinem gestrigen Artikel habe ich sie Euch bereits verlinkt (einfach hier klicken und genießen), daher möchte ich sie heute nicht zum dritten Male einfügen, obwohl es mir schon sehr in den Fingern juckt.

Ein Blick in eben jene Tabelle offenbart sofort, mit welchen Duftfamilien wir es heute zu tun haben. Die 600er-Serie mit der grünen Banderole umfasst holzige Düfte, während wir es bei den blauen 800ern mit aquatischen Kompositionen zu tun haben. Nun, zumindest bei Letzterem passen Farbe und Duftfamilie hervorragend zueinander. Blau und aquatisch – perfekt abgestimmt. Dagegen hätte ich persönlich den holzigen Kreationen die braune Farbe zugeordnet und den aromatischen Düften – bei Bon Parfumeur in Braun gekleidet – eher das Grün.

602 – Gewürze und Hölzer

Drei „Top Notes“ sind auf dem Flakon von 602 vermerkt, nämlich Pfeffer, Zedernholz und Patchouli. Die Parfümeurin Nathalie Koobus war hier wieder am Werke, die ja auch schon für unseren gestrigen Duft 401 sowie für die Bon-Parfumeur–Kreationen 001, 102, 301 und 601 zuständig war. Die bereits genannten drei Duftnoten vergesellschaftete Madame Koobus mit Beeren, Weihrauch, Neroli, Peperoni (Chili), Vetiver und Benzoeharz, was für mich auf den ersten Blick nach einer durchaus wilden Mischung klingt.

Dieses holzige Parfüm mit den scharfen Gewürzen der Südsee erzeugt dieses einzigartige, beruhigende Gefühl, das für holzige Düfte charakteristisch ist.

Duftende Gelassenheit – 602

Die trockenen und dezent scharfen Noten von Pfeffer treffen im Auftakt von 602 aus dem Hause Bon Parfumeur auf die cremig-floralen Orangennuancen von Neroli und sanften Weihrauch. Dunkelgrün und waldig mutet das Eau de Parfum an. Im Hintergrund schillern ein paar beerige Fruchtakzente in der lauen Sommersonne. Aromatisch, sauber und unglaublich trocken wirkt der Duft, von würzigen Nuancen untermalt und von einer feinen Patchoulierdigkeit durchzogen.

Auch wenn dies durchaus für eine eher dunkle olfaktorische Ausrichtung sprechen könnte, ist dies mitnichten so. 602 wirkt hell, luftig und fast so, als würde eine kühle und leichte Brise durch den Duftverlauf ziehen. Dabei ist die Kreation wunderbar ruhig, sehr entspannt und entschleunigt. Richtung Basis wird die Komposition zunehmend cremiger und wartet hier und da auch mit pudrig-rauchigen anmutenden Facetten auf.

Bon Parfumeur – 602

Freunde von holzig-würzigen Duftkompositionen sollten sich die 602 aus dem Hause Bon Parfumeur unbedingt merken. Ein ruhiger und kontemplativer Duft rund um Pfeffer und Hölzer, nuanciert von Weihrauch und Vetiver, akzentuiert von floralen und fruchtigen Noten. Transparent und von eher leichter bis mittlerer Präsenz ist das Eau de Parfum ein unkomplizierter Begleiter für nahezu jede Gelegenheit und Jahreszeit. 🙂

802 – aquatisches Blau

Die 802 – ein in Blau gehaltener Aquate – dreht sich keineswegs um ein bestimmtes Meer oder ein anderes Gewässer. Es ist ein Duft, der der Pfingstrose gewidmet ist. Die Pfingstrose, eine meiner Lieblingsblüten im Frühsommer, verströmt einen lieblichen und zarten Duft, der in Parfums gerne eine gewisse Wässrigkeit evoziert. Damit meine ich keineswegs, dass die Komposition durch den Einsatz der Pfingstrose verwässert oder verdünnt, also abgeschwächt wird. Die Noten der Pfingstrose tragen vielmehr gewisse Wasserakzente in sich, die mitunter dezent aquatisch anmuten können, ohne dabei gleich die Cool-Water-Karte zu zücken. Ähnliche Nuancen verströmen u. a. auch die Magnolie, die Freesie und auch das Maiglöckchen kann aquatische Züge in sich tragen.

Der Parfümeur Jacques Chabert wählte für die olfaktorische Umsetzung des Pfingstrosenthemas die Ingredienzien Veilchen, Schwarze Johannisbeere, Osmanthus, Freesie, Pfingstrose, Rose, Moschus und Ambrette. Auf der Banderole selbst sind neben der Pfingstrose noch Lotus und Bambus vermerkt, die allerdings nicht den Weg in die offiziellen Duftnoten gefunden zu haben scheinen.

Bon Parfumeur – 802

Zwischen Erde und Wasser liegend, erinnert 802 an die Entstehung der Pfingstrose. Zuerst frisch und grün, blüht sie unter dem Morgentau. Dann, pudrig und geschmeidig, wird sie cremig. Schließlich enthüllt 802 seine lebhaften blumigen Noten, die vom Sonnenuntergang erwärmt werden. 802 erinnert an Tau, der von Regen, Meer, Blumen und weißem, baumwollartigem Moschus durchzogen ist. Ein aquatischer Blumenduft, der an die zufällige Begegnung von Blumen und Tau zwischen berauschenden und frischen Noten erinnert.

Ein Tag im Leben einer Pfingstrose

Unglaublich hell, mit grünlichen Bambusnoten und den feinen Wassernuancen der Pfingstrose eröffnet 802 und erzeugt damit ein perfekt asiatisch angehauchtes Duftbild. Und zeigt sich da nicht auch eine Lotusblüte im Duftverlauf? So leise und subtil, als würde sie von einem sanften Windhauch über eine spiegelglatte Wasserfläche hinweggetrieben werden.

Überaus meditativ präsentiert sich das Eau de Parfum, das im weiteren Verlauf weitere Blütennoten offenbart. Die dezent seifigen Aspekte der Rose treffen auf fruchtigen Osmanthus und trocken-grünliche Freesie. Das Veilchen pudert den Duft ebenso ab wie die in der Basis für cremig-warme Akzente sorgen Ambrettesamen und Moschus.

Bon Parfumeur – 802

Ich persönlich würde die 802 eher als asiatisch, denn als aquatisch bezeichnen, obschon die Wassernoten in ihm natürlich deutlich wahrnehmbar sind. Der Duft von Bon Parfumeur vereint meditative und kontemplative Nuancen und erinnert mich damit an einen olfaktorischen Zen-Garten, in welchem Bambus, Lotus und Osmanthus ebenso vertreten sind wie die Protagonistin, die Pfingstrose. Wie auch die anderen Kreationen von Bon Parfumeur ist auch 802 absolut büro- und alltagstauglich und zeigt sich als eher klarer, zurückhaltender, transparenter und luftiger Begleiter, mit dem man in jeder Situation perfekt beduftet ist. Eine Einschränkung gibt es: Die Kreation ist eher für die wärmere Jahreszeit geeignet, denn für Herbst und Winter.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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