Die Kollektion von Voyages Imaginaires – Ein Treffen mit alten Bekannten

Voyages Imaginaires ist ein weiteres neues Duftlabel, das Aus Liebe zum Duft vor kurzem erreichte. Die Personen dahinter sind geneigten Nischenduftfreunden hinlänglich bekannt: Camille Goutal und Isabelle Doyen. Beide stehen auch hinter der Marke Goutal, die schon oft hier im Duft-Tagebuch vertreten war (einen Überblick findet Ihr hier und hier). Mit Voyages Imaginaires wagen sie sich auf ein für sie neues olfaktorisches Terrain: Düfte, die ausschließlich natürlichen Rohstoffen bestehen, die nachhaltig sind und damit umweltfreundlich.

Isabelle Doyen und Camille Goutal von Voyages Imaginaires
Isabelle Doyen und Camille Goutal von Voyages Imaginaires

Die Natur im Blick: Voyages Imaginaires

Den Weg hin zu mehr Natürlichkeit haben mittlerweile ja bereits einige Nischenduftmarken beschritten. Ich denke da beispielsweise an Obvious Parfums, an Ormaie oder auch Hiram Green, um nur einige wenige zu nennen. Doch Voyages Imaginaires geht noch einen Schritt weiter. Für seine bislang aus fünf Duftkompositionen bestehende Kollektion verwendeten Camille Goutal und Isabelle Doyen reinen Bio-Alkohol aus Weizen.

Regelmäßige Leser werden sich erinnern, dass ich vor einigen Monaten bereits das Dufthaus Maison Sybarite vorgestellt habe, die für ihre Düfte ganz weg von der Basis aus Alkohol gegangen sind und stattdessen eine milchige Pflanzen-Wasser-Emulsion einsetzten (nachzulesen hier). In der Nischenduftszene tut sich also etwas und der allgegenwärtige Trend zu mehr Natürlichkeit, mehr Bio und Nachhaltigkeit setzt sich auch hier mehr und mehr durch.

Voyages Imaginaires achtete bei der Entwicklung seiner Düfte nicht nur auf die Qualität und Herkunft der Rohstoffe, die Flakons sind außerdem nachfüllbar und die Umverpackung besteht vollständig aus Papier und ist zu 100 % recycelbar. Und, was ich besonders schön finde: Wenn man von hinten auf den Flakon blickt, sieht man ein zum Duft passendes Bild, das auf die Rückseite des weiß-schwarzen Labels gedruckt ist. Am besten zeige ich Euch gleich mal an unserem ersten Testkandidaten, was genau ich damit meine. 🙂

Voyages Imaginaires – Tea & Rock’n Roll
Rückseite des Flakons von Tea & Rock’n Roll

Tea & Rock’n Roll – Voyages Imaginaires

Tee und Rock’n’Roll scheinen auf den ersten Blick nicht wirklich zusammenzupassen, und doch wagt Voyages Imaginaires auf olfaktorischem Wege die Kombination dieser ungleichen Komponenten. Die Duftkomposition Tea & Rock’n Roll spielt auf die typische britische Teekultur und die ausschweifenden Partys des Londoner Nachlebens.

Nehmen wir einmal an, dass der Brite zuallererst einmal ein heißes Tässchen Earl Grey genießt, wenn er im Morgengrauen reichlich angeheitert von einer wilden Fete nach Hause zurückkommt. Wäre durchaus möglich. Isabelle Doyen und Camille Goutal scheinen diese Annahme jedenfalls absolut plausibel zu finden. Sie setzen sie in Tea & Rock’n Roll mit den Ingredienzien Bergamotte, Mate, Limette, Leder sowie Tonkabohne um.

Die Kreation soll laut Pressetext den „Duft des modernen Dandys“ verkörpern, der „sowohl schick als auch verrückt“ ist. Dabei ist der rockige Teeduft nicht ausschließlich den Herren vorbehalten, sondern wurde als Unisex-Duft konzipiert.

Tee der Sorte „Lady Grey“
Tee der Sorte „Lady Grey“ © Julia Biró

Darauf ein Tässchen Tee

Wunderschöne und von Hesperiden untermalte Teenuancen eröffnen Tea & Rock’n Roll und sorgen in mir sofort für fröhliche Jauchzer. Beinahe kommt es mir so vor, als würde ich an einer Teedose schnuppern, in der die noch trockenen dunklen Teeblätter samt feiner Zitrusfruchtschalen aufbewahrt werden. Kennt Ihr noch diesen typischen Geruch in klassischen Teehandlungen? Dieser spezielle Duft der Teemischungen, der aus den unzähligen Gefäßen emporsteigt und sich vermischt? Daran erinnert mich Tea & Rock’n Roll.

Herb, grünlich und überaus aromatisch zeigen sich die Teeblätter des Mate, dessen charakteristische, subtil rauchige Nuancen deutlich wahrnehmbar sind. Bergamotte und Limette steuern ebenfalls die Farbe Grün hinzu: Spritzig-süß und transparent sind die Fruchtschalennoten der beiden Hesperiden, die alsbald von den subtilen und an Heu erinnenden Gewürzakzenten der Tonkabohne untermalt wird.

Hell und cremig, ja fast milchig anmutend fließt feinstes Wildleder in die Duftkomposition und evoziert so den Eindruck eines köstlichen Nachmittagstees, der mit einem Tröpfchen Milch genossen wird.

Voyages Imaginaires – Tea & Rock’n Roll
Vorderseite des Flakons von Tea & Rock’n Roll

Tea & Rock’n Roll von Voyages Imaginaires ist das, was ich einen gelungenen Auftakt nennen würde. Ein richtig toller und feiner Teeduft mit zarter Zitrusnote und dezenter Ledermilch, der transparent, erfrischend und elegant zugleich ist. Absolut passend in die wärmere Jahreszeit, aber auch in der kühleren mit Sicherheit nicht fehl am Platze. Die grünlichen asiatisch angehauchten Teenoten machen die Kreation zu etwas, was ich als olfaktorischen Allrounder bezeichnen würde. Ein Duft für alle, die einen eher leichten und wunderschön ausbalancierten Duftbegleiter für jede Gelegenheit, jede Jahreszeit und jede Lebenslage suchen. Für mich persönlich ein Kandidat für die Must-have-Liste. Mein Tipp: Unbedingt probieren! 🙂

Le Grand Jeu – das große Spiel

Was uns die beiden Damen Goutal und Doyen mit dem Namen Le Grand Jeu wohl sagen möchten? Übersetzt heißt das Eau de Parfum „das große Spiel“. Es soll sich laut Pressetext um „einen warmen Sommerabend um einen Spieltisch in einem eleganten Abendkleid“ drehen. Die Farbe Weiß spielt in Le Grand Jeu eine große Rolle. So verwundert die Zusammenstellung der Ingredienzien kaum: Kokosnuss, Gardenie, Tuberose sowie Vanille.

Intuitiv sehe ich Bilder von – zwischenzeitlich Corona-bedingt sicher nicht praktizierten – strahlend weißen White–Dinner-Tafeln, an denen in Weiß gekleidete Gäste sitzen und miteinander essen, parlieren und den Abend genießen. Statt reich gedeckter Esstische finden sich in Le Grand Jeu Spieltische und die Stimmung scheint – sofern man den Duftnoten Glauben schenken mag – tropisch zu sein. „Raffalo-Werbung meets Outdoor-Spielcasino“ trifft es wohl am besten.

Fußspuren im Sand

Rien ne va plus – Nichts geht mehr

Sanft und von zarten Ananasnuancen durchzogen zeigt sich der Auftakt von Le Grand Jeu als duftgewordene Piña Colada. Sahnig, cremig und mit den fruchtig-tropischen Noten der Kokosnuss akzentuiert bietet die Kreation von Voyages Imaginaires das Rundumpaket an entspannter Exotikstimmung. Höre ich da nicht auch im Hintergrund leise das Meer rauschen? Und nein, ich meine nicht die Ostsee. 😉 Dieses Urlaubsfeeling ist in deutlich wärmeren Gefilden angesiedelt.

Nach und nach verlieren sich die fruchtigen Anklänge, die zwischen Ananassüße und lieblicher Pfirsichblüte zu schillern scheinen. Sie geben im Folgenden den Weg frei auf eine reinweiße, trockene und dezent holzig anmutende Kokosnuss, die transparente und skinnige Noten in sich trägt.

Die anfängliche Süße tritt allmählich in den Hintergrund. Die grünlich-milchigen Aspekte der Tuberose unterstreichen das exotische Weiß der Kreation, das mit moschusartigem Vanillepuder schließlich ausklingt.

Voyages Imaginaires – Le Grand Jeu

Kokosliebhaber sollten sich Le Grand Jeu ganz nach oben auf ihre To-try-Liste setzen. Die Duftkomposition von Voyages Imaginaires ist genau das Richtige für alle, die der tropischen Nuss verfallen sind. Dabei zeigt sich die Kreation weit entfernt von dem quietschbunten und schrill-künstlichen Bounty-Kokos. Vielmehr offenbart Le Grand Jeu einen sanften, cremigen und milden Kokoscharakter, der mal mehr, mal weniger süßlich auftritt. Im Auftakt von zarten Fruchtanklängen untermalt und im Ausklang eher pur genossen und pudrig-holzig nuanciert, überzeugt mich die Kokosnuss in Le Grand Jeu absolut. Ein toller exotischer Duft für warme und heiße Tage, der nach Sommer, nach Urlaub und nach Entspannung ruft. 🙂

Mit Tea & Rock’n Roll und Le Grand Jeu schenken uns Voyages Imaginaires zwei wunderschöne Eaux de Parfum, die so richtig Lust nach mehr machen. Morgen geht es weiter mit den Düften L’Échappée Sauvage, La Couleur de la Nuit und Azahar. Ich freu mich schon!

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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