To be continued – Penhaligon’s Portraits

Oh, wie freute ich mich, als mir letzte Woche zwei neue Düfte der Portraits-Kollektion von Penhaligon’s auf meinen Schreibtisch flatterten: The Ingénue Cousin Flora und The Impudent Cousin Matthew. Viel, viel zu lange ist die letzte Lancierung eines mit Tierköpfen gekrönten Duftpaars aus der Londoner Duftschmiede her. Zuletzt erfreuten mich im Spätsommer letzten Jahres Changing Constance und The Blazing Mister Sam.

Wie Ihr sicherlich wisst, faszinieren mich an dieser Kollektion nicht nur die Düfte selbst samt ihrer hübschen Flakons, sondern auch die Story dahinter. Diese mehr oder weniger ehrwürdige Londoner Adelsfamilie verzweigt sich mit jedem Duftneuling weiter und Penhaligon’s findet immer süffisante, makabre und ironische Geschichten, die jede einzelne Duftgestalt charakterisieren.

Heute sind es nun also Cousin und Cousine von Rose, der Tochter von Lady Blanche und dem hoffentlich noch unter uns weilenden Lord George, dem seine Angetraute ja bereits seit 2016 nach dem Leben trachtet. Am liebsten würde ich Euch in bester Yellow-Press-Manier nun eine „kurze“ Zusammenfassung der gesamten Familiensaga rund um Rose und ihre unglückliche Ehe machen, aber das würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Vielleicht mache ich mal einen extra Artikel dazu und male einen Stammbaum der englischen Adelsfamilie aus dem Hause Penhaligon’s. Was haltet Ihr davon?

The Ingénue Cousin Flora – Die verkörperte Unschuld

Cousinchen Flora ist nun also unter erster Stargast dieser Rezension. Ihrem Beinamen „Ingénue“ nach handelt es sich bei Flora um ein ein junges naives Ding, unschuldig wie ein Glas Milch. Doch sie wäre nicht ein Teil der Portraits-Kollektion, wenn das schon alles wäre, was sie ausmacht. The Ingénue Cousin Flora ist nämlich auch ganz schön durchtrieben. Die Cousine hat zwar auf den ersten Augenschein hin eine blütenweiße Weste, ist tugendhaft und so freundlich, dass es fast schon weh tut.

Ganz offensichtlich ist sie aber auch eine rechte Petze, die die Machenschaften ihres Zwillingsbruder Matthew, der hier später noch sein Fett wegbekommt, eifrig ausplaudert und ihn so verrät. So ist Matthew immer der böse Bube und Flora die Brave, die es aber wohl auch faustdick hinter den Ohren hat. Was genau Flora so treibt, deutet Penhaligon’s nur an:

„Unschuld ist eine Tugend, aber Verbrechen zahlt sich aus.“

Die naive Unschuld der Familie, Vetterin Flora, ist höflich gegenüber den Alten, pünktlich zu ihrem Reitunterricht und ein lächelnder Engel um ihrer Mutter willen. Sie ist die süßeste und jüngste Cousine von Rose. Immer ein wertvoller Zeuge bei den Untaten ihres Zwillingsbruders Matthew. Sie ist fleißig in ihrer Berichterstattung und möchte so hilfreich wie möglich sein. Ihre einzige wahre Tugend ist die Akribie, mit der sie ihre eigene schuldige Spur versteckt …

Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern.

The Ingénue Cousin Flora

Die verräterischen Spatzen scheinen wohl auch Pate für den Deckel des Flakons von The Ingénue Cousin Flora zu sein: Ein Vogel ist das Charaktertier von Cousine Flora. Die inneren Werte dieser jungen Dame setzt Penhaligon’s mit den Duftnoten Zitrische Noten, Moschus und Ambroxan olfaktorisch um. Kurz und knackig also und ein echter Frühlingskandidat, wenn Ihr mich vorab fragt.

Piep, piep, piep – Penhaligon’s hat uns lieb

Tja, und bereits nach dem ersten Schnuppern kann ich sagen, The Ingénue Cousin Flora ist genau das: Ein toller Frühlings- und Sommerduft. Helle und luftige Zitrusnoten strahlen mir entgegen. Leicht und zart, aber dennoch präsent. Eine wohlige Süße untermalt die Hesperidennoten, puffert sie ab und erhebt sie gleichzeitig.

The Ingénue Cousin Flora trägt ein unglaubliches Leuchten in sich, eine Helligkeit und Sommerlichkeit, die mich augenblicklich verzaubert und mir ein Lächeln ins Gesicht malt. Dieser Duft ist wirklich zart, unschuldig, jugendlich im positiven Sinne. Transparente und ultrahelle Holznoten geben der wattewolkigen Zitrusluftigkeit Halt und erden sie ein wenig, ohne ihren Charakter zu verändern.

The Ingénue Cousin Flora

Penhaligon’s hat mit The Ingénue Cousin Flora einen bezaubernden Hesperidenduft geschaffen. Rein und unschuldig, erfrischend und fröhlich. Diese Cousine werde ich in den kommenden Monaten sicherlich öfter tragen, denn trotz seiner Jugendlichkeit lässt sich The Ingénue Cousin Flora aus der Portraits-Kollektion von Penhaligon’s ganz wunderbar von reiferen Kalibern wie mir tragen. 😉

The Impudent Cousin Matthew

Der Zwillingsbruder von The Ingénue Cousin Flora ist nun also an der Reihe: The Impudent Cousin Matthew. Unverschämt ist er, sagt Penhaligon’s. Und irgendwie auch ein komsicher Kauz aus dem man nicht recht schlau wird. Ich jedenfalls. Ist er nun der Übeltäter oder wird ihm nur alles von seiner Schwester in die Schuhe geschoben?

„Eine sehr erträgliche Leichtigkeit des Seins.“

Das Problem mit Matthew scheint nur ein Problem von Ort und Zeit zu sein – falscher Ort, falsche Zeit. Dann ist er und das ist wahr nie weit weg, wenn etwas schiefgeht. Aufgeklärt, nimmt er jede Schuld ohne Widerspruch galant auf sich. Dennoch ist er leicht überrascht, ein solches Ärgernis – ausgelöst durch die Handlungen seiner reizvollen Zwillingsschwester – zu verursachen. Und so betrachtet er stundenlang den Himmel, einen Löwenzahn oder ein altes Tor, um den letzten Ärger mit der Nanny zu vergessen. Er kann sich wirklich nicht erinnern, dass er tote Frösche in ihr Bett gelegt hat. Aber wenn Flora sagt, dass er es getan hat, warum dann diskutieren …?

Rache ist eine verwilderte Art von Gerechtigkeit. Aber effektiv.

The Impudent Cousin Matthew

Auch The Impudent Cousin Matthew hält sich duftnotentechnisch zurück: Mandarine, Petitgrain und Patchouli sind die Ingredienzien dieses dauerbeschuldigten jungen Mannes, dessen Flakon ein Entenkopf ziert.

Penhaligon’s Duft des bösen Buben

Irgendwie sehe ich in The Impudent Cousin Matthew den zu Unrecht verurteilten, den gutmütigen Knilch, der immer den Kopf hinhält und Schelte bekommt für Dinge, die er gar nicht getan hat. Olfaktorisch ist Matthew sehr hell und leicht. Mandarine und Petitgrain bestimmen den Duft und verleihen ihm einen fruchtig-frischen und krautig-grünen Orangenduft. Nach und nach wird The Impudent Cousin Matthew milder und deutlich pudrig-cremig. Ich würde wetten, hier hat eine Iris ihre Finger mit im Spiel, auch wenn sie nicht namentlich genannt wird. Patchouli untermalt die Hesperidencremigkeit mit wunderschön holzigen Akzenten.

The Impudent Cousin Matthew

The Impudent Cousin Matthew aus der Portraits-Kollektion ist ein sehr transparenter, leichter und heller Duft, den ich ebenfalls eher in der wärmeren Jahreszeit verorten würde. Eine sehr erträgliche Leichtigkeit des Seins, damit trifft Penhaligon’s den Nagel auf den Kopf. Ein wunderschöner Unisex-Duft, der ebenso alltags- und bürotauglich ist wie The Ingénue Cousin Flora. Auch diesen Kandidaten werde ich in den nächsten Monaten sicherlich öfter auftragen. Doppeldaumen hoch!

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche!

Liebe Grüße
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

2 Kommentare

  1. Petra
    5. März 2019
    Antworten

    Oh ja – bitte bitte mach mal einen Stammbaum von dieser verrückten Adelsfamilie. Fände ich echt interessant, wie der ganze Clan verbandelt ist und es wäre sicher witzig zu lesen 👍🏼😄
    Liebe Grüße, Petra

    • 5. März 2019
      Antworten

      Hallo Petra,
      ich hätte da auch richtig Lust drauf. 😀
      Liebe Grüße,
      Steffi

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