Sandalwood Temple & Savage Jasmine von Sana Jardin Paris …

… vollenden vorläufig die Rezensionsserie zu der französischen Luxusmarke, die seit kurzem unser Sortiment bereichert. Einleitendes zu deren Hintergrundgeschichte findet Ihr, solltet Ihr sie verpasst haben, in meiner ersten Rezension hier, Teil 2 und Teil 3 der Rezensionen verlinke ich Euch selbstredend auch noch. Übrig geblieben sind von den sieben Düften, mit denen Sana Jardin Paris gestartet sind, zwei, denen wir uns heute widmen werden.

Sandalwood Temple No. 4

„Entdecken Sie ein Heiligtum des Trostes. Eine tiefe sensorische Umarmung, die tief in Ihre Seele dringt. Die mystischen, einladenden Tiefen von ostindischer Sandelholzessenz, Atlas-Zedernholzöl und haitianischem Vetiveröl; ein berauschender Stoß aus marokkanischem Neroliöl und der cremigen, einhüllenden Behaglichkeit der Vanille. Ein stiller, süchtig machender Duft, der sowohl das Heilige als auch das Sinnliche beschwört.

Heilkräfte des Sandelholzes: die höchsten Pflanzenschwingungen und seit Jahrhunderten dafür genutzt, das dritte Auge zu öffnen, erhebt in höhere spirituelle Ebenen; richtet die Chakren aus und vertieft die Verbindung zu Ihrem göttlichen Geist.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Neroli, Orangenblüte
Herznote: Atlas-Zedernholz, Zedernholz
Basisnote: Guajakholz, Sandelholz, Vanille

Sandalwood Temple No. 4 ist seines Charakters nach mit einem Satz ziemlich gut beschrieben, der sich in obigem Artikeltext findet – „ein stiller, süchtig machender Duft, der sowohl das Heilige als auch das Sinnliche beschwört.“

Wir haben es mit einem kontemplativen Seelenschmeichler zu tun, das merkt man bereits auf den ersten duftenden Metern – und konnte es vielleicht auch schon erahnen. Sandelholz eignet sich für einen solchen Duft selbstredend perfekt, Guajakholz ist bekanntermaßen eine warm-balsamische Köstlichkeit und unterstreicht die pudrige Würzigkeit des ebenfalls warmen Sandelholzes, Zeder fügt sich nur allzu gern und gut in diese olfaktorische Szenerie ein, sacht kühlend, sauber, ernst und … minimalistisch.

Das ist das Zauberwörtchen, denn generell ist Sandalwood Temple No. 4 ein moderner Duft von „hipper“ Handschrift. Er erfindet das Rad nicht neu, denn es gibt sicherlich schon etliche Düfte, die Sandelholz in den Mittelpunkt stellen, leicht zitrisch anstrahlen und mit der cremigen Süße von, wie in diesem Fall, Vanille oder auch Tonka kombinieren. Dennoch hat Sandalwood Temple No. 4 eine tolle Strahlkraft und brilliert mit seinen überaus natürlich und qualitativ hochwertig anmutenden Ingredienzen. Seine Holzigkeit, seine balsamisch-pudrig-süße und milchige, entwickelt im Zusammenspiel mit vor allem Guajakholz eine charakteristische und facettenreiche Tiefe,  die mein Näschen annähernd permanent am Handgelenk kleben lässt und die dank der cremig-betörenden Vanille fast schon gourmandig anmutet, von zarten Hesperidenblüten nektarsüß-honiggleich verziert.

Sandalwood Temple No. 4 macht wirklich Spaß. Ein, wie schon erwähnt, sinnlicher Seelenschmeichler, kontemplativ, vertraut und gleichermaßen verlockend, sowohl geeignet für Rückzugsmomente als auch Alltag oder Ausgehen. Und dazu dürfte er beiden Geschlechtern stehen – ich kann ihn mir auch sehr gut an einem Mann vorstellen.

Savage Jasmine No. 3

„Ein hedonistischer, fesselnder Schnappschuss eines nachtblühenden Jasmins. Festgehalten in einem Augenblick nach Einbruch der Dunkelheit, wenn sich die Blütenblätter entfalten und ihren exotischen, berauschenden Duft in die balsamische Abendluft entlassen. Die Noten des mitternächtig blühenden Jasmins wurden mit Moschusnoten verwoben, um einen sinnlichen Duftstoß zu erhalten. Ein Parfum, das so berauschend ist, dass die Sinne für immer von der Tiefe der Intensität und der schimmernden Leichtigkeit verführt werden, die flüsternd Magie, Geheimnisse und Ekstase versprechen.

Heilkräfte des Jasmins: Hellt Psyche und Gefühle auf, erzeugt ein Gefühl von Wohlbefinden, Optimismus und sinnlicher Begierde.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Gewürznelke
Herznote: Jasmin
Basisnote: Moschus, Tabak

Savage Jasmine No. 3, der wilde Jasmin, der unbändige, unzähmbare … Das ist sicherlich kein allzu schlecht gewählter Name, findet Ihr nicht? Die Weißblüherfraktion hat es ja auch in sich – ob nun Tuberose, Gardenie oder Jasmin, ich habe es schon oft hier so beschrieben, für mich sind das die Femme Fatales der Flora, jene Männerfresser, die meistens keine Gefangenen machen, dufttechnisch … Weißblüher dieser Art liebt man – oder man hasst sie. Dazwischen gibt es kaum Raum. Und nicht umsonst tragen sie gerne mal Namen wie Cruel Gardenia (Guerlain – meine Lieblings-Gardenie, die eigentlich wie so oft eine halbe Tuberose ist), Tuberose Criminelle (Serge Lutens, klar – was für eine Schönheit!) oder eben – Savage Jasmine No. 3. Und wehe, wenn sie losgelassen …

Sana Jardin lässt hier einen Jasmin frei, der seinem Namen alle Ehre macht: ein Nachtblüher, wie er im Buche steht. Eine geheimnisvolle Schöne, die betört und bezirzt, lockt, verlockt, umgarnt – und dann „zuschlägt“. Dieser Jasmin cremt lieblich, legt aber auch indolische Noten an den Tag, jene animalisch-körperlich duftenden, die für diese Gattung Weißblüher so typisch sind obschon sie nicht immer zutage treten (gelassen werden – das ist eine willentliche Entscheidung des Parfumeurs). Ein Quentchen würzige Gewürznelke akzentuiert, Tabak hüllt sacht-rauchig ein, während Moschus den Weichzeichner gibt – ein Vollblutjasmin, wie er im Buche steht.

Für Männer deshalb kein Kandidat, die Damenwelt, die Serge Lutens‘ À la nuit liebt, muss hier testen. Darüber hinaus dürften Freundinnen von Montales Jasmine Full, Nasomattos Nuda, ferner vermutlich auch Heeleys Ophélia, Diptyques Olène oder Acqua di Parmas Gelsomino an diesem Blumenporträt ihre Freude haben.

Jetzt sind wir mit Sana Jardins Düften soweit „durch“ – habt Ihr schon einen Liebling entdeckt, einen Duft, den Ihr unbedingt testen müsst oder vielleicht schon besitzt? Ich bin gespannt!

Herzlichst,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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