Neues aus Tauerville: L’oudh und Les Années 25

Andy Tauer begleitet uns hier im Duft-Tagebuch schon richtig lange, er gehört schon – mit allem Respekt – zum Inventar. 😉 Dies und meine Neugier waren Grund genug, mir die beiden zuletzt von ihm lancierten Düfte L’oudh und Les Années 25 endlich einmal anzusehen.

Andy Tauer

L’oudh – von Laos nach Zürich

Bei L’oudh hat mich vor allem eine Ingredienz neugierig gemacht. Andy schrieb in seinem TauerMag (Dezember 2017), dass er hier ein Morchelextrakt verwendet. Auch im Produkttext erwähnt er ihn:

„Ich baute in den Duft einen großen Oudakkord. Ich verwendete Nagarmotha, Castoreum, Vetiveröl aus Java (da dieses rau und dunkel ist) und etwas Mysore-Sandelholz, da es große Kraft beim Fixieren besitzt. Auch die Morchel erhielt ihren Platz. Und Cistus und Moschus.“ Und weiter: „L’Oudh riecht nach tausend verschiedenen Dingen. Ich entdecke florale Eigenschaften, holzige und animalische Noten. Pilze, feuchten Boden, die Erde einer Waldlichtung, wo ich als Junge viel Zeit verbrachte, als ich in der Schweiz auf dem Land aufwuchs. Der wundervolle Duft von verrottendem Holz, Pilznoten, Wärme.“

Tauer Perfumes – Andy Tauer – L’oudh

Bei Andys L’oudh handelt es sich „nur“ um ein Eau de Parfum, aber macht Euch darauf gefasst, dass es Euch gewissermaßen die Nasenhaare abrasiert. 🙂 Dieses Oud ist derart intensiv, dass Fans von XerJoffs Oud Stars aufhorchen sollten. Ich versuche mich trotz der überwältigenden Kraft an einer Beschreibung: dunkelholzig, animalisch, feucht, schwarzerdig, modrig-patschuliartig, scharf-medizinisch. Gibt man dem Duftverlauf etwas Zeit kommen die Ledernoten ein Stück weiter nach vorne und die Schärfe nimmt ab. Zum Vergleich: Auf dem Duftstreifen sind es eher trockene-holzige Noten und Patschuli, die sich zeigen. Morcheln, Pilznoten sind da, ja, aber indirekt. Durch den erdigen und feuchten Eindruck, nicht aber im kulinarischen Sinne.

Von Laos nach Zürich. Dieses Oud stammt übrigens aus dem Anbau und wurde nicht irgendwo entnommen, auch ein Thema, dem wir uns hier einmal widmen sollten. Wenn Ihr Oud-Düfte mögt, die keinen Gefangenen machen, richtige Kracher, Orientalen, die aber trotzdem mit Tiefe und Facettenreichtum zeigen, dann hat Eure Nase mit „L’oudh“ wieder etwas zu tun. Ich bin angetan, obwohl ich noch nicht weiß, zu welchem Anlass ich ihn tragen würde.

Tauer Perfumes – Andy Tauer – L’oudh

Die Duftnoten von L’oudh

Adlerholz (Oud), Castoreum, Tabak, Moschus, Vetiver, Pilze, Labdanum (Zistrose), Patchouli, Myrrhe, Sandelholz, Ambra

Tauer Perfumes – Andy Tauer – L’oudh

Les Années 25 – die goldenen Zwanziger

Tauer Perfumes – Andy Tauer – Les Années 25

Bei Les Années 25 haben es Andy Tauer die Zwanziger Jahre angetan: „Inspiriert vom goldenen Zeitalter der Menschlichkeit, der Künste und des Wandels hin zu einer freiheitlichen Gesellschaft – die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts – reflektiert „Les Années 25“ den Optimismus einer Ära.“ Dementsprechend wurde auch der Flakon mit floralen Art-déco-Mustern versehen.

Wer denkt, dass es jetzt total vintage und chypreartig wird, ist auf dem Holzweg. Zu Beginn kommen mir nämlich frisch-fruchtige und südländisch anmutenden Zitrusnoten entgegen, aber auch leichte und keineswegs anstrengende oder angestrengte pudrige Noten stellen sich ein. Auf der Haut sind diese naturgemäß stärker als auf dem Teststreifen und bilden gewissermaßen die Brücke zur Basis. Je länger der Duft einwirkt, desto mehr kommt die Irispudrigkeit hervor, die dann mit der Cremigkeit des Sandelholzes in der Basis harmonisch verschmilzt. Ein bisschen Eichenmoos, ein wenig Patschuli, Rose auch – apropos: Ich schrieb ja oben leichtfertig, dass es nicht chypreartig wird. Jetzt sind wir doch bei einem Chypre herausgekommen, aber bei einem modernen.

Tauer Perfumes – Andy Tauer – Les Années 25

Die Zwanziger Jahre kommen ja bald wieder, spätestens in 1,5 Jahren. Wenn man in die Nachrichten schaut, wird einem angst und bange. Vielleicht erleben wir ja bald wieder eine Renaissance der Menschlichkeit und der Freiheit?

Die Duftnoten von Les Années 25

Kopfnote: Bergamotte, Petitgrain, Orange, Ingwer
Herznote: Bulgarische Rose, Iris, Benzoeharz
Basisnote: Eichenmoos, Tonkabohne, Sandelholz, Ambra, Moschus, Patchouli, Vanille

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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