Pineider – Vom Papier zum Duft

Pineider

Die über 200-jährige Geschichte des florentinischen Unternehmens Pineider ist auf Papier gebaut. Hochwertige Schreibwaren und besonderes geprägtes Papier in unterschiedlichen Farbgebungen ließen den 1774 von Francis Pineider gegründeten Betrieb schnell prosperieren. Den ausgezeichnete Ruf und die außerordentliche Qualität der Pineider-Schreibwaren schätzten nicht nur die bekanntesten Dichter und Schriftsteller des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, auch Napoleon war von den florentinischen Papierwaren so angetan, dass er der Werkstatt Pineiders angeblich sogar höchstpersönlich einen Besuch abstattete. Es lag nahe, dass Pineider bald Hoflieferant des italienischen Königshauses Savoyen wurde.

Der steile Aufstieg des Schreibwarenunternehmens setzte sich im 20. Jahrhundert fort. Pineider erweiterte sein Sortiment um hochwertige und erlesene Uhren, Füller und Bilderrahmen sowie erstklassige Kalbslederreisetaschen. Neuster Coup des alteingesessenen Papier-et.-al.-Imperiums sind nun also Düfte, die von dem italienischen Parfümeur Luca Maffei kreiert wurden. Von den neun bisher lancierten Parfums werden wir uns heute zwei unter das Näschen halten: Classica di Magnolia und Bianco di Bulgaria.

Pineider – Classica di Magnolia

Classica di Magnolia“ aus dem Hause Pineider zeigt sich als ein frischer wie auch floraler Duft, der beide Eigenschaften wunderbar miteinander vereint.

Von Beginn an sind es die Noten der Magnolie, die auf zitrische Bergamotte- und Mandarinennoten treffen. Volumen und Tiefe erhalten diese leichten Nuancen von Angelika, üppiger Tuberose und kühler Rose, um mit Patchouli und herben Maténoten harmonisch auszuklingen.

Ein wunderbarer, frühlingshafter und femininer Blütenduft, der niemals schwer wird und das leichte und verzaubernde Gefühl des Verliebtseins vermittelt.

Duftnoten: Magnolie, Bergamotte, Mandarine, Tuberose, Rose, Angelika (Engelwurz), Patchouli, Mate.

Direkt nach dem Aufsprühen lachen mir zitrische und recht herbe Hesperidennoten entgegen, die alsbald von einer zarten, aber deutlich wahrnehmbaren Magnolie untermalt werden. Wässrig-kühle Akzente wohnen der wunderschönen Blüte inne, die Classica di Magnolia subtile aquatische Nuancen verleihen (im positiven Sinne!). Die Tuberose, die sonst ja gerne die florale Führung in Düften übernimmt, zeigt sich hier zahm wie ein Lämmchen. Ihre weiße Blütennote ist so fein ausbalanciert, so sanft, dass sie die Protagonistin Magnolie zärtlich umspielt, sie unterstreicht und ihrer frühlingshaften Transparenz Tiefe verleiht. Dezent seifige Rosenaspekte blitzen hier und da im Duftgeschehen auf, doch auch diese Blüte hält sich vornehm zurück. Im weitern Verlauf verändert sich Classica di Magnolia: grün-herbe Teenoten von Mate durchfluten den Duft und verleihen ihm eine erfrischende heuartige Komponente. Engelwurz sorgt für würzig-krautige Aspekte, während Patchouli eine erdige Holznote beisteuert.

Classica di Magnolia ist definitiv ein leichter, transparenter Duft. Luftig, zart-floral und dezent-aquatisch zu Beginn, grünlich-herber und geerdet im Ausklang. Ein wirklich toller Frühlings- und Sommerduft, absolut alltagstauglich und ein Gute-Laune-Garant! 🙂

Pineider – Bianco di Bulgaria

Bianco di Bulgaria“ von Pineider lässt uns an einen frischen Windhauch draußen in der Natur denken. Minze und Zitrone sorgen für eine grüne, sonnige Frische und Angelika sowie Sternanis fügen dieser Impression würzige Akzente hinzu.

Die begonnenen Natureindrücke setzen sich im Herzen konsequent fort, wo Elemiharz, Rosenholz und Jasmin sowohl florale als auch holzige Nuancen beisteuern. Die breit aufgestellte Basis lässt die vorangegangenen Noten leicht, luftig und maritim wirken und enthält selbst verschiedene Zedernhölzer, Guajakholz sowie Patchouli.

Pineiders „Bianco di Bulgaria“ übersetzt meisterhaft Natureindrücke in eine duftende Kreation, so überzeugt dieses Werk durch seine Frische, Leichtigkeit und positive Stimmung.

Duftnoten: Angelika (Engelwurz), Zitrone, Minze, Sternanis, Elemiharz, Jasmin, Rosenholz, Guajakholz, Patchouli, Texas-Zedernholz, Zedernholz.

Bianco di Bulgaria überrascht mich beim ersten Schnuppern: eine würzige Wärme strömt mir entgegen. Sanft und weich falle ich in ein kuscheliges Kissen aus balsamisch-holzigen Noten. Der Auftakt von Bianco di Bulgaria ist bezaubernd und doch irritierend … Denn diese warmen und sinnlichen Noten erwarte ich normalerweise eher im Ausklang eines Duftes denn im Auftakt. Nach und nach nehme ich die Frische von Zitrone und die grüne Kühle der Minze wahr, die das würzig-warme Duftensemble akzentuieren. Süßlich-florale Noten von Jasmin untermalen die sinnliche Ausrichtung des Duftes. Im Ausklang übernehmen wird der Duft zunehmend holziger, was seiner balsamischen Wärme keinen Abbruch tut. Guajakholz sorgt für eine dezente Rauchnote, während Patchouli den Duft erdet. Die Zedernhölzer bringen weitere Waldnoten mit ins Spiel: Den würzig-aromatischen Duft von Nadelhölzern. Zitrusspritzer tauchen hier und da im Duftgeschehen auf. Der Duft besitzt auf meiner Haut eine sehr lange Haltbarkeit und klingt nach vielen Stunden in ambrierten Moschusnoten leise aus.

Die Windhauch-Assoziation von Bianco di Bulgaria kann ich nachvollziehen, jedoch ist der Duft für mich kein frischer Luftzug, sondern ein laues Lüftchen, das im sommerlich-leuchtenden Licht des Sonnenuntergangs über ein goldgelbes Weizenfeld streicht, in dem hier und da feuerrote Mohnblumen aufblitzen – noch durchdrungen von Hitze des Tages und dem Duft der aufgeheizten Natur, von warmer Erde, Blüten, Hölzern. Wirklich ein wunderschöner Duft, der Lust auf mehr macht! 🙂

Inspiriert von und duftend nach Bianco di Bulgaria werde ich meinen PC nun noch ein bisschen verlassen und die herbstliche Sonne draußen genießen. Felder haben wir hier auf dem Land ja genug, auch wenn das Getreide längst abgeernet ist … Egal! 😉

Kennt Ihr die Düfte von Pineider? Wie gefallen sie Euch? Habt Ihr einen Favoriten?

Liebe Grüße,
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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