Welcome to the Gruft – Patchouly von Etro

Die Namenskombination Etro und Patchouly mag Duft- und Patchouliliebhabern bekannt vorkommen. Und nicht zu Unrecht, denn das italienische Luxuslabel brachte bereits 1989 ein Eau de Toilette gleichen Namens auf den Markt. Die 2016er Version des duftintensiven Lippenblütlers kommt als Eau de Parfum in einem auffällig verzierten, farbenfrohen Flakon daher und zeigt sich duftnotentechnisch deutlich verschlankt: Statt der 16 (!) genannten Duftnoten des Achziger-Jahre-Originals sind ins Patchouly des 21. Jahrhunderts nur noch 10 Ingredienzien eingearbeitet.

Etro Patchouly

Etro beschreibt seinen Duft wie folgt:

Sinnlich, exotisch, magisch … eine neue Interpretation der Magie des fernen Orients. Die magische Stille eines tropischen Gartens verzaubert die Sinne. Nach einem stürmischen Nachmittag liegt bei Sonnenuntergang eine erdige Note über dem Gras. Unter dem himmlischen Sternenzelt richten weiße und zart violett gesprenkelte Patschuliblüten ihre mit glitzernden Regentropfen benetzten Stiele empor und baden im Licht des Mondes.
Eine Hymne an die Schönheit, die das Herz mit Glück beseelt. Ein erfüllendes Erlebnis, das Gedanken so transparent wie Diamanten erscheinen lässt … eine moderne Version und neue Interpretation der Magie des Orients.

Patchouly ist wie die wärmende rotglühende Sonne auf monsungetränktem Erdboden. Eine sinnliche Umarmung wie durch einen Zitrusschauer, besänftigt durch exotische Kaskaden von Sandel- und Zedernholz. Patchouli Absolu, destilliert aus den Blättern der mythischen Duftpflanze, bringt den intensiv lustvollen Herzakkord aus Ambra und Vanille zum Glühen und umgarnt die schmeichelnd-warmen Nuancen von Tolubalsam, das unvergleichlich nomadische Labdanum und sinnliche Noten der Tonkabohne. Eine Alchemie süchtig machender Nuancen, die allen Sinnen tiefe Befriedigung schenkt und das Herz weit öffnet für neue Entdeckungsreisen.

Patchouly – ich tauche ein

Der Unisex-Duft besitzt die Ingredienzien Zitrone, Patchouli, Zedernholz, Tonkabohne, Sandelholz, Ambra, Vanille, Tolubalsam, Labdanum (Zistrose) und Moschus. Frisch aufgesprüht offenbart meine Haut sofort zitronige Patchoulinoten, die alsbald dunkelmatt und erdig-modrig werden. Holzige Noten kommen hinzu und verleihen dem kühl-feuchten Duft trockene Akzente. Die gruftige Modernote bleibt auf meiner Haut längere Zeit erhalten, zeigt sich jedoch eher transparent, denn penetrant. Ganz langsam wandelt sich der Duft. Peu à peu tauchen warme Noten im Kellergewölbe auf und erhellen den Raum durch die sinnlich-gourmandige Noten von Ambra, Vanille und Tolubalsam.

Man kann richtig mitschnuppern, wie sich der Duft von einem tiefschwarzen, feuchten Etwas in ein sonnendurchflutetes Leckerchen verwandelt. Und doch behält Patchouly auf meiner Haut eine für meine Nase unangenehme erdige Modernote, die im Hintergrund immer mitschwingt, egal wie viel Mühe sich die warmen Duftnotengesellen auch geben mögen. Erst nach etwa zwei Stunden verliert der Duft seine Friedhofsatmosphäre. Patchouli, Ambra und deren Duftkollegen bilden eine harmonische Einheit, fernab jeglicher Düstererdigkeit, sondern vielmehr vanillig-süß, holzig-warm und würzig-gourmandig. Ich bin mit meiner Haut versöhnt. Patchouly also geht doch auch in schön auf ihr. 😉

Der Teststreifen beginnt mit deutlichen Rumnoten (Prost!), die langsam zitrischer werden. Patchouli ist auf dem Testreifen seeehr zurückhaltend, ganz langsam betritt er die Spielfläche. Die Kompagnons, allen voran die Zitrone, müssen ihn fast hinter dem Vorhang hervorzerren. Doch ist er einmal da, zeigt er sich wunderbar holzig, balsamisch, süß, Arm in Arm mit Ambra, Vanille, Tolubalsam und Labdanum. Letztere überlassen dem namensgebenden Protagonisten schließlich den Vorrang und ziehen sich dezent in den Hintergrund zurück. Der Duft wird dunkler, kühler und auch tiefgründiger, bleibt aber vom Moderkeller meiner Haut meilenweit entfernt. In diesem Zustand verharrt Patchouly auf dem Teststreifen. Daher empfehle ich wie immer den Test auf der Haut, da ein Duft ja bei jedem anders ausfällt. 🙂

Kennt Ihr die beiden Patchouly-Düfte von Etro? Welcher gefällt Euch besser?

Liebe Grüße,

Steffi

 

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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