Die Düfte des Hauses Baldi – Teil 3: Malachite.

Duftende Juwelen sind diese Woche an der Reihe, und zwar diejenigen des Hauses Baldi. Bereits Anfang der Woche hatte ich erzählt, dass das Traditionshaus aus Florenz eigentlich Einrichtungsgegenstände herstellt, und zwar aus, wie der Name schon sagt – Edelsteinen. Enzo Galardi hat man sich zur olfaktorischen Umsetzung der Signature Scents herausgesucht, die sich folgerichtig an den Materialien orientieren, mit denen man im Hause Baldi jeden Tag zu tun hat.

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Je länger ich mir diese Kollektion ansehe, vielmehr – sie rieche, desto besser gefallen mir deren Düfte. Ich habe sie gestern mit Amouage verglichen, eine ähnliche Komplexität sehe ich hier in der Tat – das alleine muss aber eine Kollektion meiner Meinung auch leisten, die sich in diesem Preissegment bewegt. In jedem Falle empfinde ich sie als konsequente Weiterentwicklung von Herrn Galardo, der uns bereits mit Bois 1920 und Odori, seinen beiden eigenen Labeln, über den duftenden Weg gelaufen ist. Heute beschäftigen wir uns nun mit Malachite, über den man Folgendes verlauten lässt:

„Ein Duft voller Magie, der uns mit seinen lebendigen und quirligen Noten verzaubert. Sinnliche Gewürze wie Ceylon-Zimt, Elemiharz von den Philippinen und andalusischer Safran werden von spanischen Labdanum- und ägyptischen Geraniumnoten verstärkt. Dieser Duft wirkt durch sein Spiel mit Gegensätzen ungemein attraktiv: kostbare und zarte Schatten von Rosenblättern vermischen sich mit türkischer Immortelle, der Energie indonesischen Patchoulis und dem tiefen Duft von Virginia-Zedernholz. Noten arabischen Ouds heben sich ab und werden von einem Zusammenschluss aus hypnotischen, sanften und wollüstigen Nuancen der Madagaskar-Vanille, Siam-Benzoeharz und indischer Ambra unterstützt.“

Die Zutaten zu diesem Wunder der Magie: Kopfnote: Zimt, Elemiharz, Safran, Labdanum (Zistrose), Geranium; Herznote: Rose, Immortelle (Italienische Strohblume), Patchouli, Virginia-Zedernholz; Basisnote: Adlerholz (Oud), Vanille, Benzoeharz, Ambra.

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Aber wenden wir uns, bevor wir uns dem Duft widmen, mal dem Namensgeber zu, dem Malachit. Dessen Name stammt wohl von dem altgriechischen Wort für Malve, was von der Farbe des Steines herrührt: Grün, gerne auch mal knallig und kräftig, ist er, was die Griechen wohl an das Blattwerk des Baumes erinnert hat. Der Malachit wird schon seit Jahrtausenden in verschiedenster Form verwendet: Sowohl die Griechen als auch die Römer, die Ägypter und die Maya fanden für das Material verschiedenste Verwendungen – so war Malachit beliebt, um daraus Kunst zu schnitzen, Schmuck herzustellen wie zum Beispiel Skarabäen oder Amulette und Ketten. Darüber hinaus diente Malachit gemahlen als Farbe – und zwar sowohl für Bilder, Wände als auch für Augen. Die ägyptischen Frauen sollen daraus wohl Lidschatten hergestellt haben. Darüber hinaus war Malachit bis ins Mittelalter zum Löten von Goldschmiedearbeiten sehr verbreitet, wie man bei Wikipedia nachlesen kann:

„Malachit war bis ins Mittelalter hinein zum Löten von Goldschmiedearbeiten weit verbreitet. Dazu wurde es zu Staub zermahlen und mit Hilfe von Fischleim und Wasser zu einer Emulsion verarbeitet, dem so genannten „Goldleim“ (griech. crysocolla; crysos: Gold, colla Leim; siehe auch Chrysokoll). In einem Holzkohlefeuer kann der Goldleim durch das anwesende Kohlenmonoxid zu Kupfer reduziert werden, wobei eine lötfähige Kupferlegierung entsteht. Damit war es möglich, feine Drähte und Goldkügelchen auf eine Oberfläche zu löten. Die Etrusker waren Meister in der Anwendung dieses Verfahrens und auch die antiken Ägypter kannten diese Methode. Ein Beispiel für die Anwendung durch die Ägypter sind die Totenmaske und andere Gegenstände aus dem Grab des Pharao Tutanchamun.“

baldimalachitebildMalachit findet sich nahezu überall auf der Welt oder zumindest auf jedem Kontinent und wird, wie man auf den Bildern sieht, bei Baldi überaus gerne verwendet. Diese Fotos waren es auch, die mich daran denken ließen, dass ich die Erzeugnisse von Baldi schon irgendwo gesehen habe – in den Nachrichten, wenn irgendein Staatsmann im Kreml rumspaziert sicherlich, dort stehen nämlich ganze Säulen aus dem Material, die durchaus von Baldi stammen könnten, genauso wie in diversen Filmen. Wieviele Firmen es wohl gibt, die derartig spezielle Edelsteineinrichtungen herstellen? Ich habe keine Ahnung – kann wer von Euch helfen? Eine Kurzrecherche hat mich in dieser Frage nicht viel weitergebracht, allerdings habe ich erfahren, dass Malachit giftigen Staub entwickelt bei der Verarbeitung, weswegen diese nicht ganz unkompliziert ist und die Resultate daraus teuer.

Nehmen wir uns nun den Duft zur Brust, vielmehr – zur Nase. Anfänglich, nach dem ersten Aufsprühen, umschwärmen meine Nase gleich drei sehr prominente Noten: Oud, Safran und Rose.

Man erkennt gleich, dass wir es hier mit einem sehr gut gemachten Duft zu tun haben, das Verhältnis ist schön und ausgewogen, die Ingredienzen edel und in genau der richtigen Konzentration aufeinander abgestimmt. Trotzdem – Ich kann nicht behaupten, dass ich so etwas nicht schon einmal gerochen hätte. Zu häufig ist sie, die obige und in der Tat ziemlich beeindruckende Kombination. Ledrig, rosig, frisch, seltsam fruchtig-staubig… Altbekannt gut erschien mir Malachite anfänglich, in etwa vergleichbar von Aussage und Qualität mit den Arabian Nights-Düften von by Kilian. Doch nach einer gewissen Zeit weckte der Duft mit seinem Verlauf eine verstärkte Neugierde bei mir: Zu der Rose, die süß-fruchtig und patchoulitrunken von Leder umhüllt sich zeigt, gesellt sich langsam aber sicher eine Würze, eine trockene – Immortelle. In diesem Duft zeigt sich die auch italienische Strohblume äußerst zivilisiert, aber dennoch markant, und sorgt gemeinsam mit Zimt für das gewisse Etwas. Ein orientalischer Kuss, der dem Duft besondere Alleinstellungsmerkmale inmitten der Rosen-Oud-Safran-Kombinationen verschafft. Einzig ein Aspekt, den ich, nun ja, nicht bemängle, aber dem ich in diesem Falle nicht zu folgen vermag: Grün wie der Malachit – das ist Malachite keinesfalls. Während ich bei den anderen Baldi-Düften sowohl Farbe des zugeordneten Edelsteins als auch Parfum immer nachvollziehen konnte – hier mag es mir nicht gelingen. Wie geht es Euch diesbezüglich? Das würde mich sehr interessieren, genauso, ob Ihr überhaupt Düfte mit Farben in Verbindung bringt.

Morgen folgt der letzte Duft der Baldi-Kollektion, Ametista. Bis dahin wünsche ich Euch alles Liebe und verbleibe mit vielen herzlichen Grüßen,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Waltraud Seemann
    21. März 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike, der Edelstein Chrysokoll ist ein echter richtiger Edelstein, der in Chile, Israel, Kongo, Mexiko, Peru, Russland, USA (Nevada) gefunden wird und nun, da die Türkisvorkommen erschöpft sind, zuweilen an dessen Stelle als Türkis verkauft wird- wenn man Glück hat und man nicht einer Türkis-„Rekonstruktion“ aufsitzt. Es gibt auch Verwachsungen von Chrysokoll mit Türkis und Malachit, dann heißt der Stein: Eilatstein. Der ist sehr dunkel und kann schon etwas an Malachit erinnern (auch ein schöner Stein), wenn er auch nicht solche wunderschönen Bebänderungen und Malachit-Pfauenaugenstrukturen hat.
    Das Malachit sowie Chrysokoll als Goldlot verwendet wurde, steht in meiner Quelle so nicht, sondern nur, dass Chrysokoll griechisch: Goldlot heißt.
    Im Übrigen kann man deshalb Malachit als Pulver vermahlen als kostbare Malfarbe verwenden, weil er einer der relativ wenigen Edelsteine ist, die zermahlen ein Farbpulver ergeben, die meisten Edelsteine sind zermahlen, oder wie man sagt: In der Strichfarbe, nur weiß bzw. weißes Pulver.
    Meine Quelle: Schumann, Walter, Edelsteine und Schmucksteine, 13. erweiterte Auflage, blv Verlag.
    Aber Euer Chef müsste sich doch da richtig auskennen, könnte ich mir vorstellen.
    Schade, dass meine Freundin die Goldschmiedin nicht mehr lebt, sie wüßte bestimmt, was es mit dem Malachit und dem Goldlot auf sich hat, sie war auch sehr bewandert in der Ägtischen Geschichte und Kultur.
    Ganz liebe Grüße, Waltraud

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