Die Reizwäsche des Verbotenen – Dangerous Complicity

William Blake sata amor adao evaWer kennt nicht die biblische Geschichte über das erste Menschenpaar Adam und Eva, das wegen ihres Ungehorsams aus dem Paradies vertrieben wurde. Eva wurde von der Schlange überredet, vom Baum der Erkenntnis zu essen, Eva wiederum gab Adam von der verbotenen Frucht zu naschen. Dangerous Complicity lautet der Duft von État Libre d’Orange, der von diesem besonderen Paar inspiriert wurde. Weder Romeo und Julia noch Bonny und Clyde, auch nicht Demi Moore und Ashton Kutcher, nein, Adam und Eva.

Bei État Libre d’Orange schwingt immer auch handfester Sex mit. Wo andere verklausuliert von Sinnlichkeiten, warmer Haut und pulsierenden Noten orakeln, legt État Libre immer noch ein Schippe darauf – nicht dass die zweideutig beschriebenen Eindeutigkeiten nicht auch ihren Reiz besäßen… État Libre sind in ihrer Darstellung jedoch oft das in voller Kamerafahrt aufgenommene wippende Gesäß unter den Parfumhäusern. Riecht aber viel viel besser als man denkt.

So bedeutungsschwanger und tragisch die Geschichte unserer Ureltern auch sein mag, so viele existentielle Deutungsmöglichkeiten über Menschwerdung und Bewusstseinsbildung hier auch stecken mögen, ganz einfache Wahrheiten werden ebenso erzählt. Dass das Gras des Nachbarn immer grüner ist, der sprichwörtliche Reiz des Verbotenen und dass selbst das in idyllischer Nackigkeit erlebte Paradies mit all seinen Freuden und Köstlichkeiten seinen Glanz verliert, wenn das Unerlaubte lockend flüstert oder lispelnd-schlängelnd von höheren Bewusstseinsebenen schwärmt.

Dangerous-web

Die Duftnoten
Kopfnote: Ingwer, Lorbeer, Palmblüte, Davana
Herznote: Osmanthus, Rum, Jasmin, Ylang-Ylang, Lorenox
Basisnote: Patchouli, Leder, Sandelholz, Kaschmirholz

Wer sauren Betbrüdermundgeruch oder alttestamentarische Weihrauchschwere erwartet, wird von quietschebunten Weißblühern mit süßen Früchtchen „geohrfeigt“, der Duft erinnert mich etwas an Andy Tauers (Tableau de Parfums) Loretta. Obwohl er mir recht schnell zwischen den Fingern zerrinnt, erahne ich die Idee dahinter – das tropische Paradies, Blüten und Früchte – erlaubte wie verbotene – einige an den Bäumen, andere braungebrannt.

Go Go Dancer (#91686)

Oh wie herrlich schnapsig und überreif diese Früchte auf der Haut erst sind! Die volle Blütenpracht ist von Rum beschwipst. Übrigens ist Lorenox ein hauseigener Inhaltsstoff, der holzig, ambriert und ledrig riechen soll. Das kann ich bestätigen. Zu den Blüten und den ohnehin in die likörig-ledrige Ecke tendierenden Davananoten gesellt sich eine geradezu samtig-weiche Nasenhaptik, die Weißblüher werden von den süßen und schnapsigen Noten relativ schnell unter den Tisch getrunken. Die ebenfalls angegebenen Ingwer- und Holznoten bekomme ich lediglich auf dem Streifen heraus, nicht auf der Haut. Erst im Nachklang macht sich nach und nach weiches Holz bemerkbar, das vom Sandelholz herrührend ein wenig pudrig und sauber ausklingt.

Mister Magic

Trotz seiner eher femininen Anziehungskraft ist „Dangerous Complicity“ auch ein Unisexduft. Die gefährliche Mittäterschaft bezieht sich nicht nur auf das in Sünde gefallene Paar, der Duft selbst geht mit seinem Träger eine Komplizenschaft ein. Mit welchem verdorbenen Plan? Das wiederum ist Euch selbst überlassen.

Liebe Grüße
von Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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