Wind of Change – S4P Teil Zwei.

Der zweite Tag mit S4P, Scents for Peace, jenem Projekt, dass es sich zum Ziel gemacht hat, den Weltfrieden olfaktorisch zu erfassen – und damit noch ein bisschen Charity zu betreiben, zehn Prozent der Einnahmen landen nämlich bei der Umberto Veronesi Stiftung, die sich für weltweiten wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Verbreitung einsetzt.

Alle Düfte der S4P-Kollektion sind bestimmten Winden gewidmet und kommen so hübsch im Friedenstauben-Flakon daher, dass ich mich nicht ohne Grund an den alten Song „Wind of Change“ von den Scorpions erinnert fühle, der uns zum Fall der Mauer ständig in den Ohren hing – hier einmal mit den Berliner Philharmonikern:

Aber wenden wir uns wieder unseren verbleibenden Winden zu: Nach Aurisse und Laawan widmen wir uns heute Sharky und Skiron.

Sharky kommt aus dem Osten, vielmehr dem Südosten und ist typisch für Marokko: Im Sommer von großer Beharrlichkeit bringt er trockene Wärme, von der Sahara her wehend, während er im Winter eher seltener anzutreffen ist und von dementsprechend kühlerer Temperatur sich zeigt. Duftend umgesetzt hat man ihn mit Feigenblättern, Jasmin, Flieder, Moschus, Vanille, Sandelholz und Zeder, was sich für mich eher unpassend las, anfänglich… Ein erster Test allerdings überzeugt mich, wenn nicht vom Gegenteil, so doch zumindest von anderem: Der Auftakt erscheint mir – wehmütig. Das Aroma grüner Feigen und deren Blattwerk, umrankt von zarten Fliederblüten sowie leisen Weißblühern kündet von fernen Genüssen, die im weiteren Verlauf des Duftes von einer bezaubernden Wärme unterstrichen werden. Ein bisschen wie… nein, keine warmen Gedanken, sondern liebevolle Erinnerungen, denen man mit einem Lächeln im Gesicht nachhängt. Vanille, Sandel und Zeder zeigen sich hier in Verbindung mit dem Moschus als perfektes Gespann: Weich und cremig mit einem Hauch Würze, einer feinen Süße und von sauberer Sanftheit.

Old kasbah in the Sahara desert

Sharky ist ein stimmiger Duft – ob ich ihn aber mit einem marokkanischen Wind in Verbindung gebracht hätte? Eher nicht. Allerdings waren bisher alle Düfte der S4P-Kollektion eher Leisetreter, allerdings im absolut positiven Sinne. Oder braucht Ihr es immer heftig? Wie sieht es da bei Euch aus, müssen Düfte immer überaus präsent sein oder mögt Ihr sie auch, die leiseren Haut- und Seelenschmeichler?

Skiron, der vierte und letzte Duft von S4P, den ich mir zu Brust und Nase nehme, ist ein nach einem Windgott benannter Nordwestwind. Sein Namenspate ist selbstverständlich ganz nobler Abstammung: Er zählt zu den Anemoi, jenen Personifizierungen der Winde, die in der griechischen Mythologie als Götter daherkamen. Abgebildet wurde er meist als bärtiger Mann, der einen mit Holzkohle und heißer Asche gefüllten bronzenen Behälter trägt – siehe die rechte Abbildung auf dem Turm der Winde in Athen:

Tower of the Winds frieze detail

Sein Name ist verbunden mit dem Skirophorion, einer Bezeichnung aus dem attischen Kalender, der im antiken Athen gebraucht wurde. Skirophorion fällt ungefähr auf unseren Juni, Juli, und stellt somit das Ende des griechischen Frühjahrs dar. Die Ingredienzen für dessen olfaktorische Umsetzung sind: Salbei, Zimt, Mandelblüte, Nelke, Myrrhe, Wicke, Rose, Opoponax, Vanille, Zedern- und Sandelholz.

Was soll ich sagen? Skiron überrascht mich, und zwar ziemlich: Ich hätte anderes, ganz anderes erwartet. Anderes, wenn ich von einem bärtigen Riesen mit verkokeltem Zeugs im Schlepptau lese. Anderes, wenn man mir von Juni und Juli erzählt und erst recht anderes, wenn ich diese Ingredienzen lese…

Auf dem Teststreifen verwebt der Duft die Noten sehr geschickt, aber ohne auch nur im Ansatz einen solchen Kracher darzustellen, wie man ihn vielleicht vermuten würde. Eine in soften und gütig-warmen Pastellfarben gezeichnete Impression ist Skiron: Mandelmilch zeigt sich hier als beherrschendes Element, auf meiner Haut noch sehr viel deutlicher als auf dem Teststreifen, auf welchem sie aber ebenfalls eine ausdrucksvolle Präsenz besitzt. Auf meiner Haut bekomme ich darüber hinaus nur mehr Überschaubares: Die Mandelmilch weist zart-würzige (Sandel)Facetten auf und zeigt sich vanillegeschwängert und von zimtig-scharfer Süße. Und irgendwo dort in dem Milchbad entdeckt man sie auch, die grün-aromatisch-floralen Anklänge, die dem Duft einen ausgewogenen Charakter verleihen. Der Teststreifen ist weniger auf Weichheit geeicht und präsentiert deutlich wahrnehmbare, aromatisch-krautige Salbeianklänge sowie wesentlich mehr latent wässrig anmutende Blumen mit Blattgrün.

Ich fürchte – hier hilft nur testen auf der eigenen Haut. Wobei ich mir sehr gut vorstellen kann, dass das Mandelmilchbad, das meine Haut hier produziert, einige von Euch zu wahren Königinnen werden ließe 😉

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht Euch

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Üt
    19. Oktober 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    das Foto vom Turm der Winde finde ich schon mal super! Vielen Dank ! Bei Gelegenheit werde ich die Düfte mal testen, Skiron sagt mir erstmal auch am meisten zu. Bin gespannt. Opoponax – als Zutat finde ich gerade richtig gut. Ist auch ein schönes Wort für Scrabble, obwohl meine Mutter dann bestimmt diskutiert das es das nicht gibt und ich immer ein Lexikon parat haben muß. Von Mandelmilch bin ich derzeit sowieso hin und weg. Nun muß nur noch das Weihnachtsgeld kommen! Auf meiner Liste ist Skiron schon mal !

    Iron Maiden bei FB fand ich auch super !!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Tausend Dank !

    Hier für dich, gerade meine Hit´s der Woche ! Die Songs mag ich – mal kein deprimierendes Haiti Video !

    Dir auch ein schönes sommerliches Herbstwochenende, hoffentlich mit Haiti-Lebensfreude-Feeling !!

    http://www.youtube.com/watch?v=1IIGbsKqwOs

  2. Waltraud Seemann
    20. Oktober 2012
    Antworten

    Ich habe Skiron schon mal in meine Wunschliste gestellt. So viele Düfte habe ich in letzter Zeit getestet, da ich von einer Freundin einige Dutzend Proben bekommen habe. Meist die gängigen im gehobeneren Preissegment. Erstaunlich ist, dass ich nicht alles als eines wahrzunehmen beginne und es satt habe nach einiger Zeit, sondern dass sich mein Geruchssinn ausdifferenziert. Ich nehme viel schneller und besser wahr. Ich kann viel genauer unterscheiden und erkennen. Es trainiert also. Die meisten Düfte sind ganz gut Es sind leider nur Damendüfte. Aber sie reichen nicht an Eure hier heran. Deine Frage, ob wir nur starke Düfte wollen? Aber nein! Ich nicht nur. Das kommt doch darauf an, ob man für sich selber von einer schönen Duftaura umgeben sein möchte, oder ob man auch für andere olfaktorisch interessant sein möchte. Nichts ist schrecklicher als Menschen, die mit ihren Düften anderen keine Chance auf Duftentfaltung geben. Die wirklich wahre Duftmarken setzen. Skiron turnt mich an schon wegen des Namens. Salbei lässt mich zögern, weil nicht jeder Salbei gut riecht, manche sind total streng und unangenehm. Aber ich werde es ja dann wahrnehmen.
    Es wurde Deine große Vorliebe für Tomaten erwähnt. Das teile ich mit Dir. Was ist ein Frühstück ohne Brot mit Tomaten? aber auch sonst liebe ich Tomaten und brauche sie auch, weil ich das meiste Obst nicht vertragen kann; Sorbitintoleranz.
    Nachträglich Glückwunsch zum Geburtstag. Was für ein schöner Tag im Zoo.
    Ein schönes sonniges Wochenende. Es wird zumindest hier schön, es waren heute auf unsere Dachterrasse 30°. Was will man mehr?

  3. Avatar photo
    Ulrike
    23. Oktober 2012
    Antworten

    Tja, liebe Waltraud, einmal Blut geleckt… wie man so schön sagt 😉 Ich finde diesen Prozess toll: Die Nase und der Geruchssinn differenzieren sich immer weiter aus, man bekommt nicht genug, sondern, ganz im Gegenteil – es eröffnen sich neue Perspektiven. Damit wird der Horizont breiter – und der Geschmack meist auch bzw. man entdeckt Neues, lernt Neues lieben. So zumindest war und ist es bei mir.

    Wegen des Salbeis brauchst Du bei Skiron keine allzu große Angst haben – er ist da, aber nicht übertrieben krautig oder streng.

    Und ja, ich LIEBE Tomaten und konsumiere jede Woche ein paar (ja, kleingeschrieben) Kilo. Ich frühstücke zwar nicht regelmäßig, aber Tomaten sind eigentlich bei so gut wie jedem Essen bei mir beteiligt.

    Was das Wetter angeht – traumhaft dieser Tage. Dafür liebe ich den Herbst: Für diese lauen Sonnentage – für mich könnte es das ganze Jahr über jenes leicht fröstelige T-Shirt-Wetter haben, klar, sonnig und kühl sein. Haaach!

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

    P.S.: Was hast Du denn alles von Deiner Freundin getestet und war auch ein Kaufkandidat dabei?

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