Torre of Tuscany…

ist die neue Linie von Enzo Torre, dem Mann hinter Profumi del Forte, von der ich Euch bereits in meinen Messeberichten von der Düsseldorfer Global Art of Perfumery 2012 begeistert berichtet hatte. Vor allem auch die Raumdüfte hatten es mir angetan, deshalb werde ich Euch diese heute und morgen vorstellen. Leider umgibt mich kein großes Diffusorenheer, allerdings habe ich Abfüllungen der kompletten Kollektion erhalten, weswegen ich in der Lage dazu bin, Euch die Düfte einzeln vorzustellen. Sechs sind es an der Zahl, und sie sind sowohl als Raumsprays, Diffusoren als auch als Kerzen erhältlich.

Wie haltet Ihr es überhaupt mit Raumbeduftung? Das wäre eigentlich einmal ein Thema für einen eigenen Artikel, ich bin ja annähernd genauso raumduftverrückt wie parfumsüchtig… Allerdings bin ich, was Diffusoren angeht, manchmal ein bisschen schwierig: Ein Diffusor muss für mich den Balanceakt bewältigen, meine relativ offene, nicht übermäßig große, aber auch nicht ganz kleine Wohnung angenehm zu beduften, ohne mich, meine Katzen oder Besucher dabei zu erschlagen. Hört sich vernünftig und eigentlich einfach an, ist es aber nicht (immer). Torre of Tuscany werde ich, sobald mein jetziges Repertoire sich dem Ende zuneigt, dann einmal selbst versuchen, nachdem man mir versicherte, dass die Düfte wohl eine sehr gute Präsenz im Raum haben.

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„CAPALBIO – Osmanthus und Tiaré Blumen. Osmanthus Yunnan und Jasmin haben zusammen eine entspannende und revitalisierende Wirkung, auflösend in den heiteren Tönen der Rose, Blume der Schönheit. Sandelholz zum Beruhigen jeglichen Gefühls der Rastlosigkeit und als Veranlassung süßer Träume.“

In Capalbio ist es der sogenannte Osmanthus yunnanensis, der die Hauptrolle spielt: Diese zart nach Aprikosen duftende asiatische Strauchblüte zeigt sich hier seidenweich und fruchtig, von tropischen und deutlich vernehmbaren Maracujanoten begleitet. Jasmin wolkt weißblühend im Hintergrund, ohne sich jedoch allzu übermächtig ins Bild zu rücken oder irgendwelche indolischen Zweideutigkeiten an den Tag zu legen. Rosen sind für mich weniger greifbar, als vielmehr luftig-hell-transparent als Hauch vorhanden, Frische stiftend. Abgefedert wird das angenehm sauber wirkende Ganze von weichem Moschus. Ein entspannter fruchtig-floraler Feiner, der nach Sommer duftet und nach Urlaub riecht.

Freesia

„BOLGHERI – Freesien und Harmonien von Baumwolle. Auftakt durch bulgarische Rosen, ein blumiger Ton; süße Orange und Freesie, Noten die beide sowohl lang als auch kurz sind, wieder belebende Noten. Vanille interveniert in der Herznote und ihr beruhigendes Aroma lockert jegliche Anspannung: eine Süße die uns die Kindheit vor Augen ruft.“

Bei Bolgheri wird, wie bei allen anderen Düften der Torre-Kollektion deutlich, auf welchen Holzweg man gedanklich gelangen kann, wenn man sich auf die zwei Stichwörtchen einlässt, die vorgegeben werden: Man denkt, dass man irgendeinen jener flachen Raumdüfte präsentiert bekommt, die es leider mittlerweile zuhauf gibt. Freesie und Baumwolle – ok, na dann… In Bolgheri tummeln sich aber noch viele Noten mehr – und den sauber-aquatischen Eindruck, der einem anhand der beiden Hauptnoten vermittelt wird, kann Bolgheri nicht halten: Eine hell-wässrige Freesie findet sich in der Tat, genauso wie Akzente von baumwollener Sauberkeit, durch Maiglöckchen frisch-floral verstärkt. Daneben stiftet aber eine opulente Basis aus Vanille, Moschus und Tonka süße Pudrigkeit, die von einer hellen Rose gekonnt kontrastiert wird. Das hier ist ein echter Saubermann, der allen Fans pudrig-reiner Angelegenheiten exzellent gefallen dürfte. Nur süßeln muss es dürfen, das tut er nämlich.

Freesia

„ARGENTARIO – Vanille und Ingwer. Ein Crescendo beginnend mit einem Hauch von Ingwer und süßer Sizilianischer Orange, reifend in Zedern- und Jasminholz. Eine Komposition reich an aromatischen Bestandteilen. Moschus, so einfach, eine Erinnerung an die natürlichen Wurzeln, entspannt und stellt Balance her, nur von einem Hauch von Vanille versüßt….“

Argentario bedient ein ganz anderes Klientel, was den Geschmack angeht – und das mit einer, wie ich finde, kultverdächtigen Kombination: Vanille und Ingwer. In Nanadebarys Classic Pink finden sich hier Ansätze davon genauso wie in La Vaniglia von Bois 1920. Ein einfacher, aber sehr beliebter Klassiker ist der Duft von L’Erbolario, jener italienischen, dem Bodyshop ähnelnden Kette – Vaniglia e Zenzero. Es funktioniert eben einfach, Vanille in Kombination mit Ingwer. Auch hier ist dieses Traumpaar exzellent umgesetzt: Die zitrisch anmutende Frische des Ingwers, seine ihm genuine fruchtig-säuerliche Herbheit. Orange, die die Hesperidenanklänge unterstützt, Orangenblüten, zarte Blütensüße stiftend, und Zeder, die die saubere Holzernsthaftigkeit des Ingwers unterstreicht. Ein Hauch blühender Jasmin, der sich nur weißblütig schemenhaft zeigt. Und eine opulente Basis, die, verhalten ambriert, vor lauter Vanilleweichheit nur so vor sich hinwallt. Würzig, fruchtig-frisch, holzig und gleichzeitig von einer weich-warmen Süße – was will man eigentlich mehr von einem markanten Wohlfühlraumduft?

vanilla-orchid

Morgen geht es weiter mit den restlichen drei Düften – bis dahin alles Gute und liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. irmgard
    16. Mai 2012
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    Hallo Ulrike –
    Raumduft … ein besonderes Kapitel! Du hast Recht! Ich komme mit den Diffusoren nicht so richtig in Gang. Kerzen sind nett, aber nicht immer praktisch. Auch die Lampe-Berger-Lösung gehört zu den mE umständlicheren Methoden. Man muss halt immer anwesend sein. Sie beschicke ich mit eigenen (ALzD)Düften. Meinen elektrischen Raumduft kann ich über eine schaltbare Steckdose regeln – leider habe ich dafür keinen wirklich angenehmen Duft. Wenn ich hier ein solides System finden würde … Die von „Aus Liebe zum Duft“ gesandten Raumdüfte für das Netzwerk-Treffen (vielen Dank noch einmal dafür!!!) habe ich auf Filz-Sets gesprüht. Das ist für mich eine wirklich effektive Lösung. Der Duft haftet gut und bei Bedarf kann ich das Filzquadrat hin und her deponieren oder unter die Nase halten usw. Ich bin gespannt, welche Ideen noch präsentiert werden – denn noch bin ich auf der Suche zu optimieren …

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    Ulrike
    22. Mai 2012
    Antworten

    Hallo liebe Irmgard –

    das interpretiere ich mal als klares „JA“ zu mehr Raumdüften 😉
    Werde demnächst mal schauen, was in Frage kommt bezüglich Vorstellungen. Raumduft ist generell schwierig, das ist wohl wahr. Ich selbst habe viele Kerzen, die zu unterschiedlichen Situationen brennen. Dann Diffusoren, verteilt auf die Räume. Und zusätzlich noch eine Lampe Berger, die ich unterschiedlich befülle (hier stehen immer noch die Nicolai-Düfte aus, die muss ich mal noch versuchen) sowie ein paar Duftsteine (eine Art Steinpotpourri) von Esteban. Mit Raumsprays habe ich schon lange nicht mehr „gearbeitet“, wobei das auch eine schöne Option ist. Ich werde mir mal überlegen, was wir hier als nächstes machen in diese Richtung 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

    P.S.: Wenn Du einen speziellen Wunsch hast – gerne her damit!

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