Atemberaubendes aus dem Hause Xerjoff – Sospiro die Zweite.

Sospiro heißt sie, die neue Linie der Italiener von Xerjoff, und ich hatte gestern bereits das Vergnügen, Euch zwei Düfte vorzustellen: Capriccio und Duetto, welche mir, wie das Motto der Firma verspricht – „Takes your Breath away“ – tatsächlich den Atem stocken ließen. Umso gespannter bin ich, was uns heute erwartet mit Laylati und Vivace, die noch einer Rezension harren.

Laylati zeigt sich anfangs als Kräuterfee: Kühle Würze, bitteres Grün, herbe Frische und krautige Schärfe, auf ernstem Zedernholz gebettet. Die Zeder offeriert ihre besten Seiten – jene saubere Holzigkeit, gepaart mit der ihr ebenfalls genuinen strengen kühlen Harzigkeit. Patchouli haucht einmal mehr Tiefe ein, zaubert einen raumgreifenden Duftkörper… der im späteren Verlauf „altersmilde“ wird: Tabak, frische Tabakblätter und fruchtige Vanille, auf einem weichen Moschuslager gebettet. Versöhnliche Wärme, die einen gekonnten Gegenpol zu den kantigen Kräutern bildet, und eine ambivalente Aura kreiert. Gar entzückend finde ich die subtile Waldmeisterbrausenote, jene aromatische, die sich bei mir auf der Haut in der Basis räkelt, auf dem Duftstreifen allerdings viel weniger zum Tragen kommt – hier wäre ich sehr gespannt, wer diese Note auch auf seiner Haut wiederfindet.

Laylati ist, seinem Naturell nach, unisex. Allerdings werden sicherlich mehr Männer nach dem Duft greifen, was ihm nicht zum Nachteil gereicht. An Männern entfaltet er sich sicher größtenteils schöner, obgleich er auch für Frauen tragbar ist.

Ein, wie ich finde, wirklich eher maskuliner Duft ist Vivace. Unschwer am Namen zu erkennen ist Vivace dem Leben gewidmet, und wie Sospiro verspricht erwartet uns hier ein spritziges Hesperidenabenteuer. Die genauen Ingredienzen: Kopfnote: Limette, Basilikum, Muskatellersalbei, Oregano; Herznote: Nelke, Patchouli, Zimt, Geranium; Basisnote: Castoreum, Eichenmoos, Ambra, Labdanum (Zistrose), Moschus.

Zitrisch-spritzig und dementsprechend dynamisch, aber gleichermaßen… lieblich finde ich das Leben in der Kopfnote vor – Muskatellersalbei zaubert freundliche Effekte, während die Zitrusfrucht sich von frischen Kräutern umgarnt sieht. Zusammen ergeben sich daraus fast maritime Akzente, die von Geranium minzfrisch unterstrichen werden, während Nelke und Zimt im Hintergrund für pfeffrig würzige Konstraste sorgen. Die Basis ist markant-männlich mit holzigen Harzen und harzigen Hölzern, von Eichenmoos untermalt und von dezent-ambrierter Wärme.

Alles in allem – sehr klassisch, aber auch ziemlich gut. Zitrusfrüchte-Düfte in Kombination mit Pfeffer und/oder Gewürzen und Hölzern sind nun mal einfach eine gern genommene Möglichkeit für einen adretten Männerduft. Und in der Tat ist daran nichts falsch. Es gibt viele gute Vertreter dieser Gattung – da wird mir auch Harmen beipflichten, der mit Clive Christians 1872 ebenfalls einen sehr klassischen Kandidaten als absoluten Favoriten gewählt hat. Vivace ist zeitgemäß, aber gleichzeitig traditionsbewusst. Modern, aber trotzdem klassisch. Und steht sicher einigen Männern recht gut zu Gesicht. Der Duft mag bedingt auch für Frauen tragbar sein, ist aber seiner Natur nach, sorry, doch eher ein Mann.

Somit wären wir dann auch schon am Ende angekommen mit der Sospiro-Kollektion – und ich bin, ich gestehe, ganz verliebt in den für mich sehr untypischen Capriccio, der sich auf meiner Haut so seidenweichfloral entwickelt, das ich mich hineinlegen könnte.

Habt Ihr schon getestet? Wie findet Ihr die Linie und hat sie bei Euch (auch) schon Begehrlichkeiten geweckt?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Citrus latifolia / Limetten von Daniel Zanetti, Asperula odorata / Waldmeister von Jerzy Opio?a, some rights reserved, vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

8 Kommentare

  1. Jutta L.
    16. Februar 2012
    Antworten

    Hallo Uli,

    also, wenn Dir Cappricio so gut gefällt, ist er ein Testen-Muss für mich. Und die Waldmeisternote reizt mich auch sehr. Eigentlich könnte mal ein Duft rund um Waldmeister und/oder Waldmeisterbrause gemacht werden – oder ein Berliner Weisse-mit-Waldmeisterschuss-Duft ;o).
    Letzteres Gesöff liebe ich im Sommer sehr….
    Sag mal, sehr spannend hört sich auch der ganze Neue an, Wardasina. Wirst Du den auch noch rezensieren? Ich würde mich freuen,

    lieben Gruss
    Jutta L.

  2. Margot
    16. Februar 2012
    Antworten

    Hallo Uli,
    ich habe bisher nur den Vivace getestet. Mir war nicht nach Oud, als ich mir die Duftbeschreibungen durchgelesen hatte. Kann guten Gewissens gestehen, ich bin hin und weg von ihm. Ein toller, klassischer Herrenduft! Habe es einmal gewagt, damit das Haus zu verlassen, der Schal den ich trug, duftet heute noch danach. Und ich bin seltsam überrascht und verwirrt, wenn ich den Schrank öffne und mir immer noch ein Hauch davon entgegen kommt. Ich kann mich nicht dazu überwinden, diesen Schal zu waschen 😀 ! Bin sicher, wenn der richtige Mann damit an mir vorbei defilieren würde, könnte ich für nichts garantieren!

    LG, Margot

  3. Avatar photo
    Ulrike
    18. Februar 2012
    Antworten

    Hallo Margot,

    ich bin ja nach wie vor gespannt, wie Harmen ihn findet – bin mir sehr sicher, dass er begeistert sein wird. Und nö, gegen einen Mann, der ihn trägt, hätte ich auch nichts einzuwenden, absolut nicht. Falls Du also ein „Nest“ findest – ich nehme auch einen 😉

    Liebe Grüße,

    Uli.

  4. Avatar photo
    Ulrike
    18. Februar 2012
    Antworten

    Hallo liebe Jutta,

    ich bin ehrlich schon sehr gespannt, wie Du ihn findest. Ich habe ihn nun schon drei Mal getragen, und bin immer wieder überrascht ob seiner Entwicklung. Ich finde ihn schon mächtig toll, obgleich er eher zurückhaltend ist. Weißt Du, ein kleines bisschen Puredistance-mäßig zurückhaltend, obgleich dieser für mich ja da nicht vergleichbar ist, eigentlich.
    Was Waldmeister-Duft angeht – her damit, sofort. Ich bin auch dabei – obgleich ich finde, dass Nasomattos Absinth den Waldmeistergummibärchen auf meiner Haut schon sehr nahe kommt 😉
    Wardasina kam gestern an. Und ja, den werde ich demnächst auch noch rezensieren 🙂

    Liebe Grüße zurück,

    Uli.

  5. Annette
    24. Februar 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    für Waldmeister (und vor allem Waldmeister_brause_!) in einem Duft wäre ich auch sehr zu haben. Aaaber, weil Du die auf die Waldmeistergummibärchen erwähnst: ich meine, irgendwo mal gelesen zu haben, die grünen seien gar nicht Waldmeister sondern Erd- oder Himbeer? (welches weiß es gerade nicht mehr sicher).
    Offensichtlich sind gewisse Duft-Ähnlichkeiten tatsächlich vorhanden (oder aber wir fallen alle gemeinsam auf die Farbe und eigenes Wunschdenken herein), es gibt nämlich eine Sorte Mountain Dew, die recht hellgrün-bitzlig daherkommt und die ich sofort dem Kräutlein zugeordnet hätte geschmacklich. Denkste – laut Inhaltsstoffen: Himbeer.

    Ein ganz kleines bißchen waldmeistrig riecht für mich der Canabis von Il Profumo…

    Liebe Grüße!

    Annette

  6. Avatar photo
    Ulrike
    24. Februar 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Annette,

    tatsächlich finde ich GAR NICHT, dass die grünen nach irgendetwas (Besonderem) schmecken, ganz im Gegenteil. Ich esse zwar nicht viele Gummibärchen, aber wenn, dann am liebsten die roten, hernach die gelben und dann die orangenen. Ergo hätte ich bitte gerne einen Mann, der die grünen und die weißen mag, die kann ich nämlich nicht ab 😉 Ich finde, das ist eine wichtige Komponente meines nächsten Partners 😉

    Was Absinth von Nasomatto angeht meinte ich, dass er nach „echten“ Waldmeistergummibärchen riecht, nämlich eben nach Waldmeister UND Gummibärchen. Also solchen, die ich noch nicht gefunden habe 😉

    Viele liebe Grüße und einen guten Start in den Tag,

    Uli.

  7. Annette
    24. Februar 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    zum Thema Duft: also die Kombination von Gummibärchen und Waldmeister hört sich zwar erstmal a bissl pappig-süßlich, aber trotzdem gut an, falls das Ganze frisch und transparent daherkommt. Bei dem Nasomatto hat mich der Wermut als Zutat eher abgeschreckt und dazu noch „krautig“ und „grün“ und „Vanille“. Das paßt/e so gar nicht ins Beuteschema.

    Nachdem ich aber inzwischen gelernt habe Vetiver in allen möglichen Ausprägungen sehr zu schätzen, hm… vielleicht doch mal einen Test wert? (Nachdem Du meine Duftvorlieben ja schon ganz gut einschätzen kannst: Wär er was?)

    Und nun total OT:
    eieiei, die weißen+grünen magst Du nicht? Tja:
    Das Gummibärchenorakel muß (es) jetzt sein… *lach*
    Wollen doch mal sehen – *murmel*

    Das da (für den allgemeinen Teil) sprach:
    „Sie sind kontaktbegabt und schöpferisch (orange), dazu zielstrebig und geschäftstüchtig (gelb. Schliesslich haben Sie auch noch die Liebe und die Energie, all das zu Ihrem und zu anderer Nutzen anzuwenden (rot)“

    Und der Partner wäre dann repräsentiert durch:
    „Sie verfügen über einen klaren Geist und gute Intuition (weiss) Festigkeit und gesundes Selbstvertrauen (grün)“

    Na dann! ;D
    Zwecks der püschologischen Implikationen samt so Analyse und Deutung und so, kannst Du ja selber… 😉

    Viele liebe Grüße und hab‘ einen guten Tag!

    Annette

  8. Avatar photo
    Ulrike
    29. Februar 2012
    Antworten

    Hallo liebe Annette,

    sorry erstmal für die späte Antwort. Bei mir ist Land unter, und zwar doofes Land unter…
    Absinth ist einer der Düfte, die ich eigentlich so GAR NICHT einordnen kann – wenige sind es, aber die kann ich gar nicht zerpflücken. Vanille? Mmmmh, eher nicht, und auch nicht klassisch krautig und grün – ja, schon, auf eine Art, aber nicht auf die klassische.
    Ich finde, dass man ihn testen muss. Das gilt aber m.E.n. ohnehin für (fast) alle Nasomattos 😉

    Was Deine Püschelergüsse angeht – sollte ich mal eine Kontaktanzeige schalten, kommen die natürlich mit rein. Oder sie gehen gleich so weiter an den Heiratsvermittler 😉 Und ich selber werde mir Gedanken machen… und vielleicht auf den nächsten Mann vor dem Hariboregal warten – bei solch essentiell-existentiellen Fragen…

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert