Mit den letzten beiden Düften in unserer fröhlichen Van Cleef & Arpels Collection Extraordinaire-Runde möchte ich diese Woche beenden, mit Cologne Noire und Bois d’Iris.
Bois d’Iris, der Name kommt uns bekannt vor. Und ehrlich gesagt finde ich ihn ungeschickt bis dämlich gewählt. Gut, ja, ich verstehe, aber – es gibt einfach schon viel zu viele Düfte, die (genau) so oder so ähnlich heißen, allen voran The Different Companys Bois d’Iris.
Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Test des Duftes von Emilie Bevierre-Coppermann (hat sie geheiratet?), wahrlich. Die Dame, die bisher für Lagerfeld, Lalique, Givenchy, Burberry, Lancaster, Paco Rabanne und einige mehr gearbeitet hat, hat mit Bois d’Iris eine schöne Erweiterung der bereits sehr breiten Palette an Irisdüften geschaffen: Edel und elegant, wie die Blume selbst, deren Wurzel es ja ist, die in Düften verwendet wird.
Ein Duft, der für mich so gut wie alles beinhaltet, was die Faszination von Iris ausmacht: Jene erdig-ledrige Kühle in Kombination von pudriger Samtigkeit, cremige Anklänge, die an den Geruch von Lippenstiften erinnern und seidene Holzigkeit. Dieses Facettenfeuerwerk wird von einer exzellent harmonierenden Basis untermalt: Ambra, Myrrhe, Labdanum, Hölzer und Weihrauch – diese lassen die Iris glühen auf einem Bett aus harzig-ambrierter Wärme und rauchig-knarzigen Hölzern, mit einem etwas kühleren Abgang versehen.
Was sich vielleicht kräftiger liest ist in natura kein heftiger Charakter: Bois d’Iris lebt zwar seine Iris zwischen Hölzern und Harzen aus, ist aber, ganz wie es sich für diese königliche Pflanze gehört, ein wohltemperiertes distinguiertes Exemplar, das ich mir an Frauen wie Männern gleichermaßen gut vorstellen kann.
Cologne Noire ist natürlich ebenfalls ein Kandidat für beide Geschlechter und ist eine Kreation von Mark Buxton, der uns, wie die meisten wissen, schon mit vielen Düften um den Verstand brachte: Mich ganz besonders mit Le Labos Vetiver 46 sowie Comme des Garçons 2, darüber hinaus schuf Monsieur aber noch eine ganze Reihe weiterer Volltreffer – für Comme des Garçons, Burberry, Givenchy, Chopard, Biehls Parfumkunstwerke, den schönen Jil Sander Scent 79 for Men, Angelo di Fiume und Notte Bianca für Linari und diverse mehr.
Herr Buxton, eher für Avantgarde-Düfte bekannt, und das klassisch-edle Label Van Cleef & Arpels finden zusammen für oder vielmehr in einer Cologne-Interpretation? Das funktioniert ganz wunderbar, wenn man sich nur die Zeit nimmt, dem Duft die Zeit gibt. Cologne Noire ist nämlich eher ein Vertreter der leiseren Töne, einer, dessen Komplexität und Schönheit man erst auf den zweiten Blick gewahr wird. Im Auftakt zeigt er sich als charakteristischer Vertreter seiner Gattung: Hesperidisch geht es einher mit säuerlicher Bergamotte und saftiger Mandarine, die sich alsbald von herbem Ingwer und krautig-waldmeisterigem Kardamom überlagert sehen, kontrastiert von einer feinen Prise schwarzen Pfeffers. Gewürze und Hölzer, oszillierend zwischen harzig-samtener Wärme und rauchiger (für Buxton obligatorischer) Weihrauchkühle, geben der Basis einen eleganten, aber gleichermaßen ultramodernen Anstrich. Und spielen für mich ein Spiel mit Licht und Schatten, eines, das ich ähnlich nur von Ellenas Bigarade Concentrée kenne (der allerdings unbenommen eine ganz andere Sorte Duft ist).
Chapeau, Mark! Einmal mehr ein typischer Buxton, wie immer (ok: meistens) traumhaft schön.
Kennt Ihr die Collection Extraordinaire schon? Und, wenn ja, welches ist Euer Favorit?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Bildquelle: Shadow of a streetlight von drmatiz/Matthijs van Heerikhuize, some rights reserved – vielen lieben Dank!
Hier finden Sie die Collection Extraordinaire von Van Cleef & Arpels in unserem Shop.
Ich besitze das kleine Verführungsset mit den Düften und mein persönlicher Favorit ist „Gardenia petale“, damit fühle ich mich sehr wohl. Nachdem ich mein frühkindliches Maiglöckchentrauma überwunden habe (überwältigender Duft plus strenge Ansage „GIFTIG!“)mag ich auch „Muguet“ und „Cologne noir“, dazu gesellt sich auf meiner völlig subjektiven Beliebtheitsskala „Lys carmin“, wohingegen „Bois d’Iris“ an meinen derzeitigen Irisfavoriten „L’Homme de Coeur“ von Divine nicht heran reicht. Bei „Orchidée Vanille“ bin ich noch nicht zu einem abschließenden Urteil gelangt, zumal ich mich auf dem Gebiet des Duftes noch für eine Grundschüler halte.
Ich habe sie alle getestet – und bisher durften 2 bei mir einziehen: Gardènia Pétale und Precious Oud besitze ich schon. Der Bois d’Iris wird bestimmt noch folgen. Der Rest ist mal mehr, mal weniger schön… ein weiteres MUSS ist für mich aber nicht dabei.
@ Simone:
Das Maiglöckchentrauma – nett 😀 Ich finde den Herzensmann im übrigen auch schöner als Bois d’Iris. Eine Grundschülerin im Bereich Vanille? 😉
Da gibt es aber noch einiges zu entdecken!
@ Christina:
Eine sehr schöne Wahl – Precious Oud ist auch noch auf meiner Rezensionsliste, den muss ich demnächst noch vorstellen.
Viele liebe Grüße,
Ulrike.
Hallo!
Letzthin habe auch ich „Precious Oud“ ausprobiert, und hatte den Eindruck, daß, weil das Oud so preziös ist, damit etwas gegeizt wurde.
Ich konnte zumindest keins erschnüffeln.
„Precious Oud“ ist nach meinem Dafürhalten ein geradlininger und blumig bis fruchtiger Duft, der lange hält und, wie es so schön heißt, über eine weithin zu riechende „sillage“ verfügt.
Ich muß bei diesem Wort immer an Ozeandampfer mit einer riesigen Heckwelle denken.
Für das Geld hätte ich es gerne etwas heftiger, was ich denn auch bei Montale bekäme.
Jetzt bin ich, liebe Ulrike, auf Deine Rezension gespannt.
Viele Grüße
Petra
Hallo liebe Petra,
ja, die Montales – die sind schon ziemlich heftige Oudgesellen. Ich mag sie auch zum Teil sehr, zu den fein ausbalancierten Ouddüften gehören sie allerdings nicht – und die haben auch viele Freunde, siehe zum Beispiel die Arabian Nights-Kollektion von by Kilian.
Nun, es harren ohnehin noch einige Düftchen meiner Beschreibung, die Schubladen füllen sich schon wieder… es kann also noch ein bisschen dauern, aber vergessen werde ich den schönen Precious Oud nicht – vor allem auch, da noch ein anderer Oud der Erwähnung harrt, der Neue von Mona di Orio…
Viele liebe Grüße zurück,
Uli.
Ja, ich habe das Oud im Preciuos Oud auch noch nicht wirklich gefunden. Es ist für mich eher ein schöner, weicher Tuberosen-Duft, der durch die Oud-Note vielleicht ein Bisschen „geerdet“ wird und dadurch nicht so schwülstig wie andere Tuberosen-Düfte wird. Mit den Oud-Montales auf keinen Fall zu vergleichen. Hier sollte man vor dem Kauf wirklich testen, damit man danach nicht enttäuscht ist, weil man sich etwas ganz anderes vorgestellt hatte.
Auch in Punkto Sillage und Haltbarkeit kann ich Petra nur zustimmen. 😉 (Ich mag ihn.)
Viele Grüße
Christina
Hallo nochmal!
Mir ging’s weniger um Ausgewogenheit als um das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Als ich mir den Pure Oud von Kilian zugelegt habe, gab’s ihn nur in 100 ml, er war also etwas kostspieliger als Van Cleef’s 75 ml; heute in kleinerer Portionierung ist er es wohl auch immer noch.
Ich liebe Pure Oud sehr, aber empfinde ihn doch auch als recht heftig.
Mich spricht offensichtlich das gefälligere nicht so sehr an. Zumindest nicht in diesen Preisklassen. Meiner Meinung nach darf es dann auch etwas origineller werden.
Aber es ist ja alles Geschmackssache. Und beim Parfüm natürlich ganz besonders.
Viele Grüße
Petra
Hallo Ihr,
@ Christina: Dem muss ich zustimmen. Oud ist nun mal als Ingredienz sehr facettenreich, es gibt dementsprechend auch ein ganz breites Repertoire unterschiedlichster Düfte, von denen nicht jeder für jeden gemacht ist 🙂 Tuberose? Ich bin wirklich gespannt auf den neuerlichen Test, da ich gerade einmal wieder im Tuberosenfieber bin 🙂
@ Petra: Pure Oud findest Du sehr heftig? *lächel* Da haben wir ihn wieder, den Geschmack, den persönlichen – ich empfinde Pure Oud als sehr sehr authentisch, aber als vollkommen harmonisch und, im Vergleich, als eher zurückgenommen. Was den Preis angeht stimme ich Dir zu – die Arabian Nights-Kollektion von by Kilian ist schon heftig. Heutzutage gibt es aber auch die Refills – die sind wesentlich billiger. Ich selbst bin ja kein Flakonsammler, auch wenn ich schöne Flakons zu schätzen weiß, und werde jetzt bei den neueren wohl darauf zurückgreifen.
Liebe Grüße,
Ulrike.