Echte Kerle: Carons Anarchist

Eines vorneweg. Wir können hier, glaube ich, ganz befreit aufspielen. Wir müssen uns nicht um Jahrhunderte Begriffsgeschichte der „Anarchie“ kümmern. Wir müssen uns keine philosophischen, politischen und utopischen Gesellschaftsentwürfe antun, denn hier geht es einfach nur um Kunst und diese darf sich bekanntermaßen einfach überall bedienen.

Die unten abgebildete Werbung von Caron spielt ganz bewusst mit dem im Dunkeln agierenden Anarchisten, der jegliche Herrschaft ablehnt und die Herrschaftslosigkeit, Anarchie, anstrebt. Als Kraft aus dem Untergrund muss er im Geheimen, im Schutze der Dunkelheit für seine Ziele kämpfen, lediglich ein Streichholz erhellt sein Gesicht. Das Streichholz steht hier aber auch genauso für die Sabotage, die Brandstiftung, das Niederbrennen der etablierten Machtstrukturen.

Es ist hier nicht Gold, was glänzt, sondern der Werkstoff Kupfer, aber das ist erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Das „falsche Gold“ bildet zugleich durch Abrieb und Anfassen eine eigene Patina auf dem Flakon, sodass er schnell eine individuelle Antikoptik erhält. Ich finde, hier hat der bekannte Designer Serge Mansau ein wirklich gelungenes Konzept entworfen. Aber hält der Inhalt auch, was die Verpackung verspricht?

Angegeben finde ich die Noten Orangenblüte, Zimt, Sandelholz, Vetiver, Zedernholz, Moschus, im Netz wird aber auch von Basilikum, Apfel, Lavendel oder Birne geschrieben. Mal sehen, was mein Gesichtserker hierzu herausriecht.

Auf dem Teststeifen erwartet mich eine angenehme Frische, die durchaus an einen Zitrusverwandten denken lässt und zugleich von hölzernen Noten ganz leicht getragen wird. Auf der Haut kommen die Hölzer noch stärker zum Vorschein, und es mischen sich auch würzige Aspekte mit hinein, die man sicherlich dem Vetiver zuschreiben kann und die mich etwas an Kamille denken lassen. Die Zitrusnoten sind hier milder und gehen in eine ganz leicht fruchtige Richtung, sodass ich auch einer herben Apfelvariation zustimmen könnte.

Wir haben es hier mit einem absolut alltagstauglichen Herrenduft zu tun, der die Duftkonventionen keineswegs über Bord wirft. „L’Anarchiste“ ist ein Duft für den Sommer, der in allen Charakterzügen ausgeglichen daherkommt, seien es die Zitrusnoten, die Hölzer oder die grasig-würzigen Noten. Moschus rundet das Ganze dezent ab. Je länger sich der Duft auf meiner Haut entwickelt, desto weniger komme ich von der Kamilleassoziation herunter. Deswegen würde mich interessieren, ob dies meiner Haut geschuldet oder Euch auch so ergangen ist, denn auf dem Duftstreifen ist davon keine Spur zu finden.

Viele Grüße aus dem Blogger-Untergrund 😉
Harmen

Bildquellen: Caron-Werbung von Perfume-Smellin‘ Things – vielen Dank!

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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