Die Liebe auf den ersten Blick – eine Glaubensfrage…

… oder etwa nicht? Bei Düften passiert mir so etwas schon sehr viel häufiger, aber trotzdem auch nicht oft. Immerhin springen so etwa ein bis zwei neue Schätze pro Jahr heraus, obgleich ich natürlich immer mehr Düfte kaufe. Eine wirkliche L-I-E-B-E wird natürlich trotzdem nicht aus jedem – mein Herz ist zwar groß, aber wählerisch.

Delrae Roths Coup de Foudre fiel mir dieser Tage wieder in die Hände, nachdem deren neuester Duft bereits soeben erschienen ist und ich diesen bald vorstellen möchte. So wollte ich Coup de Foudre noch vorziehen. Coup de Foudre, die Liebe auf den ersten Blick, ist, wie soll es auch anders sein – ein Rosenduft. Und als solcher der dritte Duft in Folge, den Delrae Roth mit Yann Vasnier zusammen kreierte(n), was mich persönlich immer neugieriger werden lässt. Vasnier ist noch kein alter Hase der Branche, aber mitnichten ein unbeschriebenes Blatt – und die Düfte, die ihm zuzurechnen sind, lassen aufhorchen: Comme des Garçons Series 2 Red Palisander und Rose, etliche Düfte für Divine (die wir gerade dankenswerter Weise wieder in unser Sortiment genommen haben und die ich Euch demnächst auch vorstellen werde), Le Lab Aldehyde 44, darüber hinaus Düfte für die Six Scents, für Marc Jacobs usw.. Wer mag kann hier auch ein tolles (älteres) Interview mit ihm lesen – auf Englisch.

Coup de Foudre ist einer bestimmten Rose gewidmet, der Rosa Centifolia, auch Zentifolie oder Provence-Rose. Jene für ihren intensiven Geruch bekannte Rose zählt zu den sogenannten alten Rosen, die sich in vielerlei Gärten, vor allem auch Bauerngärten großer Beliebtheit erfreuen und seit je her zur Herstellung von Rosenöl, Rosenwasser und Rosenkonfitüre dienten. Jene Art der Rosa Centifolia, die Delrae Roth für ihren Duft verwendeten, ist wohl ein besonders seltenes Exemplar: Zwei Felder in der Nähe von Grasse sind verblieben, auf denen dieselbe angebaut wird – eines davon seit den 20er Jahren in Familienbesitz und Familienbewirtschaftung.

Die Intention, die Idee zum Duft beschreibt Delrae Roth folgendermaßen:

„My objective with Coup de Foudre was to create a perfume that captures the ultimate beauty of the rose, as you find in nature – deep, luscious, fresh and completely intoxicating. So stunning, that when you first smell it, regardless of your previous rose experience, it is love at first sight. I used the famous Rose of May France from one of the two remaining rose fields in Grasse. These rose fields have been tended by the same family since the 20’s and are world renowned. The rose oil was processed in a new way that gives us a raw material of spectacular beauty, and immediate vibrancy – recreating the same experience that you have when you inhale a rose in the garden, and you are totally captivated. The superlative modern rose perfume.“

Da haben sie sich ja einiges vorgenommen: Einen Superlativ kreieren, DAS moderne Rosenparfum. Eine Rose in solch einer ultimativen Schönheit wie sie (nur?) in der Natur vorkommt, reich, tief, frisch und verführerisch. Eine, die einen sofort im Sturm erobert, eben – Liebe auf den ersten Blick oder vielmehr: Riecher.

Und – ich bin mir fast sicher: Den meisten Rosenliebhabern wird es genau so ergehen. Wer Rosen mag MUSS diesen Duft lieben, daran führt kein Weg vorbei. Im Auftakt stieben mir prickelnde Agrumen wie funkelnde Sterne entgegen, in deren Folge sich eine entrückte und berückend schöne Rose zeigt. Vasnier lässt uns an allen ihren Facetten teilhaben: Ihrem zitrischen Perlen, ihrer taubenetzten Frische von grünem Blattwerk gesprenkelt und von Pfingstrose und Magnolie wundervoll im Eindruck verstärkt. Minzige Noten und eine subtile pfeffrige Schärfe unterstreichen ihre beeindruckenden Konturen, bis sie uns im Abgang auf ihre Wurzeln blicken lässt, die in wohlig-weichem sonnendurchwirktem Moos ruhen, welches von einer feinen Süße und einer zarten Rauchigkeit kontrastiert wird.

Was bleibt mir an dieser Stelle viel zu sagen? Rosen sind immer so eine Sache. Ich glaube für viele sind sie eine Love-it-or-hate-it-Geschichte, vor allem wenn sie annähernd monothematisch und solifloral daherkommen, was bei Coup de Foudre der Fall ist. Wen also Röschen immer stechen, der möge hiervon die Finger lassen. Für alle anderen genauso wie für alle Neugierigen sei dieser Duft aber dringend zum Test empfohlen – er ist von wahrer Schönheit und wird sicher, Nomen est Omen, einige Rosenfreunde dazu verleiten, sich Head-over-Heels zu verlieben. Ich für meinen Teil schäme mich gerade bis ins Mark, dass er auf meinem Schreibtisch untergegangen ist. Neugierig bin ich ehrlich gesagt sehr, was uns Herr Vasnier in Zukunft so präsentiert – denn auch Panache, der andere Neuling aus dem Hause Delrae Roth, ist ein echter Kracher, soviel kann schon verraten werden… alsbald mehr meine Lieben 😉

Einen schönen Tag Euch und liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Delrae Roth, Rosa X Centifolia von Llez/H.Zell via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier erhalten Sie Coup de Foudre in unserem Shop.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Christiane
    4. April 2011
    Antworten

    Hallo Uli,
    Glückwunsch, Du hast es wieder erfolgreich geschafft, mich erst neugierig zu machen und dann ganz dem Düftchen verfallen zu lassen. Ist der schön! Den will – nein muss ich unbedingt haben.
    Und Deiner Beschreibung ist nichts hinzuzufügen – außer vielleicht „zu Risiken und Nebenwirkungen dieses blogs fragen Sie bitte Ihren Banker oder Schuldnerberater“;-)

  2. Avatar photo
    Ulrike
    5. April 2011
    Antworten

    Aber liebe Christiane, DA stand es doch: Head over heels – das war die Gefahr… 😉 Es bleibt zu bemerken, dass auch der Schreiberling dieses Blogs [= ich] immer wieder dieser und leider auch vielen anderen Gefahren nicht trotzen kann – tröstet das ein wenig? *lach*

    Viele liebe Grüße zurück –

    die Uli, sich in Unschuld wiegend.

  3. Stefan
    12. April 2011
    Antworten

    Hi Uli!

    Dachte am Wochenende an Dich – was macht denn Deine Sweet Lime Anschaffung? Es gibt seit ein paar Wochen ein grandioses Dry Oil aus der English Pear Serie. Damit kommt Sweet Lime hammermäßig.

    Bei uns in Hamburg gabs neulich % – und ich habe mir 154 gegönnt. Ist zwar extrem herb, hat aber, wie mir erst jetzt aufgefallen ist, eine sehr schöne, weiche Vetiver Basis. Die ist erst sehr „zedrig“ und wird mit zunehmender Tragedauer sehr schön Frühlings-weich, fast schon ambriert… Aber nur ganz leicht. Check das mal…

    LG und schönen Tag,
    Stefan

  4. Avatar photo
    Ulrike
    12. April 2011
    Antworten

    Huhuu lieber Stefan,

    Prozente wären dieser Tage in der Tat ein Argument – nachdem ich es das letzte Mal beim Breuninger nur ins Outlet um die Ecke geschafft habe und da bei der guten Jil fündig wurde, hat es für nen Duft nicht mehr gereicht 😉

    Den 154 habe ich auch noch nicht ausreichend getestet… Und überhaupt „brauche“ ich auch noch dringend Nachschub betreffs des mediterranen Gartens von Hermès… ich sehe schon, ich muss doch mal wieder die Tage schnüffeln gehen 😉 Danke für den Tipp, dann beziehe ich den 154er gleich mit ein 🙂
    Auch die Teedüfte sind neulich schon gelandet gewesen und waren gar nicht schlecht, wie ich im Vorbeigehen kurz gerochen habe. Einzig die Milch war nicht so meines, der Duft für den Morgen und der für den Abend kommen aber durchaus für eine nähere Betrachtung in Frage… Wie findest Du sie?

    Liebe Grüße zurück und ebenfalls einen schönen Tag,

    die Uli.

  5. Stefan
    12. April 2011
    Antworten

    Huhu zurück (so kurz vor Feierabend :-))

    Ja, ich bin gespannt, was Du zum 154 sagst. Ich stehe mit den Limited Editions nach wie vor auf Kriegsfuß. Einzig der Oud konnte bei mir ins Sortiment 🙂 Ich dachte beim ersten Tee-Schnüffeln, dass ich die alle haben muss, erst beim zweiten Mal hat sich meine Nase dann etwas irritiert gezeigt. Milch geht gar nicht, ich finde auch den Lemon zu banal. Assam ist bei mir sehr flüchtig und wenn’s um eine rauchige Note gehen soll, dann doch lieber was von PG oder auch L’Artisan. Fresh Mint ist Kaugummi pur und da gefällt mir die krautige Minze von Heeley bei Weitem besser. Bleibt Earl Grey Cucumber, den ich jetzt bei Wärme noch mal besser ins Visier nehmen muss. Ich habe ihn zwar gekauft, aber irgendwas stört – nur was?

    Wünsch‘ Dir frohes Schnüffeln – auch bei den Hermes. Ich mag ja da Eau de Gentiane – sur le toit muss ich noch unter die Lupe nehmen. Die Hermes-Website gibt ja leider nicht viel her.

    LG,
    Stefan

  6. margot
    12. April 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    habe mir Deine schöne Rezension von Coup de foudre zu Herzen genommen und mich hinreissen lassen, diesen zu testen. Ich muß sagen, es war kein Fehler! DAS ist ein Duft, wie ich mir einen „Clair Matin“ vorstelle! Wunderschön!

  7. Avatar photo
    Ulrike
    12. April 2011
    Antworten

    Huhuu Ihr beiden,

    @ Stefan: Oh ja, der neue Garten steht auch auf der Liste… Das letzte Mal war er noch nicht da in Stuttgart, mal schauen, so langsam könnte er ja dann auch mal hier in der schwäbischen Provinz eintrudeln. In dem Zuge wird dann Malone nochmals abgeklappert und jaaa… auch der Oud muss nochmals getestet werden 😉

    @ Margot: Das freut mich sehr, dass Du das jetzt auch schreibst 🙂 Ich finde die Rose wirklich traumhaft schön und bin sehr gespannt, was uns noch alles erwartet von Herrn Vasnier!

    Liebe Grüße,

    Uli.

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