Lange gedrückt…

… habe ich mich um die Vorstellung von Byredos M/Mink. Und das lag mitnichten an seiner Qualität, nein. Aber es lag, da bin ich ehrlich, an seinem Charakter – er gibt mir bis heute Rätsel auf. Da wir diese Woche aber ohnehin Byredo-Woche hatten, möchte ich diese nun mit Euch teilen.

Im Rahmen eines Neuigkeiten-Artikels hatte ich bereits von jener Kooperation von Byredo mit den Pariser Kreativen von M/M berichtet, die den Ursprung zu M/Mink bildete. Michaël Amzalag und Mathias Augustyniak, die Köpfe von M/M, arbeiten inter- und transdisziplinär im Kunst-, Musik- und Modebereich – ihre Arbeiten waren bereits unter anderem im Guggenheim Museum/NY, Centre Pompidou/Paris und dem Frankfurter Kunstverein zu bewundern.

Die Geschichte hinter dem Duft ist schnell erzählt und durchaus ungewöhnlich. Ben Gorham, Monsieur Byredo, besuchte die beiden in ihrem Pariser Studio und erhielt ein Briefing der ganz besonderen Art: Man legte ihm eine Tuschestange hin, die Vorstufe zu jener asiatischen Tinte, darüber hinaus ein Foto einer japanischen Kalligraphie-Koryphäe bei ihren täglichen Arbeiten sowie ein utopisches Konzept, welches durch Augustyniak auf einem Stück traditionellen koreanischen Papiers niedergezeichnet wurde.

Der aus der Kooperation entspringende Duft solle in allererster Linie der Idee, dem Geist der Tinte verpflichtet sein und diesen darstellen:

„This scent, which is firstly that of ink, is transformed gradually to the idea of ink, before finally arriving at a scent that will remind you of the ink that is most precious: the blood that flows in our body.“

Tinte und Blut – eine interessante Kombination, die natürlich spannende Assoziationen weckt. Mark Buxton hat sich mit seinem ikonischen Comme des Garçons 2 ja bereits dem Thema Tinte auf eine für mich unwiderstehliche Art und Weise angenommen. Bei M/Mink war nun Jerome Epinette am Werk und hat dafür folgende Noten verwendet: Adoxal in der Kopfnote, im Herzen Weihrauch und in der Basis Patchouliblätter, Honig und Ambra.

C14H26O, so die chemische Formel für Adoxal, entstammt dem Labor von Givaudan und wird als „Fresh, Aldehydic, Marine, Rosy, Powerful, Floral“ bezeichnet. Die weitere Beschreibung:

Adoxal blends extremely well with floral notes such as muguet and cyclamen, as well as with fruity and woody compositions. It can also be seen as having a typical „fresh linen“ odour which makes it very useful for detergent perfumes. Adoxal has a natural, ozonic aspect. Powerful, it must be used carefully.

Hört sich für mich ein bisschen nach einem Hybrid an – passt gut zu Blüten, aber auch zu Hölzern und Holzigem, kann riechen wie frisch gewaschene Wäsche oder ozonisch-maritime Aspekte aufweisen. Ein Aldehyd ist es aber irgendwie auch. Aha. Sparsam verwenden hingegen ist eine glasklare Ansage. Ob sich Herr Epinette daran gehalten hat?

M/Mink scheint mir ganz deutlich jenes Adoxal an den Tag zu legen, das den Duft vor allem zweierlei beschert: Eine sehr deutliche Tintennote und eine überaus eindrucksvolle innovative Eigenständigkeit, einen unnachahmlich prägnanten Charakter.

Mir fällt es bei M/Mink außerordentlich schwer zu beschreiben, was genau ich da rieche und wie ich das zu interpretieren vermag. Auch habe ich bisher noch keine Antwort auf die Frage gefunden, ob ich den Duft lieben oder hassen soll – in jedem Falle fasziniert er mich nachhaltig.

Auf der Haut angekommen offenbart er sofort den Geruch jener tief dunkelblauen Tinte, die mir noch wohlbekannt ist in seiner rußigen Bitterkeit, die von ozonigen Aspekten begleitet wird. In diesen Eindruck mischt sich eine helle metallische Komponente, klar und messerscharf, die von einer eigenartigen Süße begleitet wird sowie von einem Hauch Floralem flankiert wird. Ich habe lange darüber nachgedacht, an was mich diese M/Mink erinnert in seiner vollen Eindringlichkeit, der duftenden, die nicht allzu viele unterschiedliche Stadien kennt.

An Schafgarbe. An den Duft einer Schafgarbe, die in einem Tintenmeer versinkt. Dunkel und gehaltvoll, geheimnisvoll und mysteriös ist M/Mink – wie auch anders, ist doch „die Nacht aus Tinte gemacht“ (Herta Müller).

Damit lasse ich Euch heute zurück und entlasse Euch ins Wochenende – würde aber überaus gerne wissen, ob Ihr M/Mink schon getestet habt und was Ihr von ihm haltet!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Byredo, Abstract dark star cloud von PLRANG Images for design via stockxchng, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie Byredos M/Mink in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. margot
    13. Februar 2011
    Antworten

    Liebe Uli,
    meine Meinung dazu ist Dir aus Kommentaren in anderen Beiträgen und eigentlich seit November, als ich ihn das erste Mal unter der Nase hatte, bekannt 😀
    Von mir ein „Daumen hoch“ obwohl er doch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Und das mit den anderen Byredo’s ….. noch zwei Wochen, das schaff ich locker, dann ist meine selbst auferlegte Abstinez zu Ende. Ist nicht auch in anderen Kulturen der Februar ein Fastenmonat??? 😉

    LG, Margot

  2. Ulrike
    14. Februar 2011
    Antworten

    Jaja, Du Fastentante 😉 Zumindest hat es ja M/Mink schon zu Dir geschafft, mal schauen, ob einer der Ouds noch was für Dich ist 😉

    Liebe Grüße zurück,

    die Uli.

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