Neuigkeiten die Fünfte und Letzte

An das Projekt Six Scents werden sich einige von Euch vielleicht noch erinnern, ich hatte bereits darüber berichtet: Ein „Spross“ von Seven New York, eine Avantgarde-Designer-Boutique und Metaproject, einer Kreativagentur. Das Team schickte sich an, die Welt zu erobern und zu verändern – mit einer jährlich erscheinenden Serie, sechs Düfte umfassend, jeweils auf 2000 Stück limitiert. Entworfen jeweils von einer Gruppe aus sechs bekannten Künstlern in Zusammenarbeit mit sechs Parfumeuren – in Zusammenarbeit mit einem großen Aromastoffhersteller (anfänglich Symrise, seit Series 2 Givaudan). Dieses Jahr sieht sich die demnächst erscheinende Series 3 als „exploration into the nature of childhood memories and the influence of adolescence on identity.“ Eine tolle Idee: Kindheitserinnerungen verbunden mit den Düften, die Adoleszenz, das Übergehen ins Erwachsenwerden, Erwachsen(enda)sein und deren Einflüsse auf die eigene Identität. Hört sich zwar nicht vollkommen neu, aber immer wieder sehr spannend an. Sehr schön verknüpft auch mit der naturaliter zum Konzept gehörenden Spendenaktion, die dieses Jahr zugunsten von War Child International geht – einer kanadischen Organisation, die Kriegsopfern hilft, Kindern, die keine solch heilen Kindheitserinnerungen sammeln konnten…

Fragrance 1 heißt Beau Bow und ist eine Zusammenarbeit von Alex Mabille und Rodrigo Flores-Roux, der uns dieser Tage bereits einmal begegnete – er ist für die Neuauflage von Houbigants Ikone Fougère Royale verantwortlich. Beide hatten bei der Kreation des Duftes das Frankreich der 70er im Kopf, dass sie ein wenig an eine David Hamilton-Fotografie erinnerte: Romantisch, elegant, modern, aber immer auch ein wenig fremd, distanziert. Eine zeitgemäße Eau Fraîche-Interpretation mit einem modernen Twist ist das Ergebnis.

Fragrance 2 heißt Trompe L’œuil (nach jener Illusionsmalerei) und entstand aus der Kooperation der griechischen Modedesignerin Mary Katrantzou und Shyamala Maisondieu. „A classical female theme“ soll den Duft auszeichnen, der sich von der Persönlichkeit Katrantzous inspiriert sieht, ihren Kindheitsreiseerinnerungen sowie ihrem farbenprächtigen Stil. Mimose ist die Hauptprotagonistin, kombiniert mit weiteren floralen und fruchtigen Noten sowie einer orientalisch angehauchten Basis. Die extrem schillernden Entwürfe von Katrantzou sind im übrigen sehr sehenswert – googelt ruhig einmal…

Der dritte Duft hört auf den meines Erachtens nach ziemlich coolen Namen „I can’t smell fear“ und ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des koreanischen Nachwuchsdesigners Juun J und Nathalie Gracia-Cetto (eine alte Bekannte…): Gracia-Cetto ließ sich von Juun Js Kindheitserinnerungen inspirieren und kreierte einen ledrigen Duft, der „comfort“ und „protection“, also Komfort und Schutz bieten soll – gegen die Stadt. Hört sich für mich interessant an – die Trutzburg gegen den städtischen, vielleicht: zivilisatorischen Trubel?

Duft Nummer vier ist von Rad Hourani und Christophe Raynaud und heißt Ascent. Rad Hourani selbst sieht aus wie eine futuristische (und, pardon, jüngere) Version von Karl Lagerfeld – und macht Mode, die stark an die von Rick Owens erinnert mit einem japanisch-belgischen Einschlag. Aber, wenn wundert es, alle der von Six Scents bemühten Designer sind Avantgardisten. In jedem Falle ist auch die Mode Houranis eine kleine Google-Suche wert, wer sie noch nicht kennt… Raynaud wollte mit Ascent Houranis Idee des „Cycle of Life“ einfangen, die er dessen Werken zugrunde gelegt sieht – From Ashes to Ashes, wie bei David Bowie. Deshalb ist hier auch alles drin, vom Babypuder bis hin zum Weihrauch. Ambivalent soll er sein, der Duft. Für mich natürlich mal wieder ein Eye-Catcher-Begriff 😉

Die Nummer 5 ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Daisuke Obana, dem Designer des japanischen Kultherrenlabels N. Hoolywood [sic!], das sich gerne mal von den 20er, 30er Jahren inspirieren lässt und Stephen Nilsen. Nilsen sah sich bemüht, eine bestimmte Momentaufnahme im Leben Obanas festzuhalten: Als dieser vor circa dreißig Jahren aus Japan kommend auf dem Flughafen in Los Angeles landete. Eine Prise der Gerüche beider Länder, ein bisschen Motoröl in Erinnerung an des Vaters Auto, salzige Anklänge, die an das Meer erinnern, Hölzer und einiges mehr sind an Ingredienzen geboten.

Der Name von Fragrance 6 lautet M und ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Ohne Titel und Yann Vasnier, welcher sich dem Pressetext nach zu urteilen sehr beeindruckt zeigte von der Präsenz der beiden Damen hinter Ohne Titel sowie deren Verbindung. Heraus kam ein ledrig-animalischer Duft femininer Ausrichtung mit Kardamom und Safraleine. Hmmmh…

Hier der Promofilm zu der Series 3:

Nun sind wir, endlich, erstmal am Ende der Neuigkeiten angelangt. Was interessiert Euch besonders, worauf freut Ihr Euch am meisten, was hört sich für Euch spannend an? Erzählt es mir!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.