Duftende Neuigkeiten die Zweite.

Gestern hatte ich bereits mit den Herbstneuigkeiten angefangen und bin ausführlich auf die neuen Engländer eingegangen. Ein kleiner innereuropäischer Sprung nun zu den Schweden von Byredo: Jene bescheren uns in Kooeration mit den französischen Kreativen von M/M den Duft M/Mink. Michaël Amzalag und Mathias Augustyniak, die beiden Herren hinter M/M, arbeiten inter- und transdisziplinär im Kunst-, Musik- und Modebereich – ihre Arbeiten wurden bereits unter anderem im Guggenheim Museum/NY, Centre Pompidou/Paris, dem Frankfurter Kunstverein und weiteren ähnlich prestigeträchtigen Plätzen ausgestellt.

M/Minks wurde durch drei Ideen oder vielmehr Dinge inspiriert: asiatische Tinte, ein Foto eines japanischens Kalligraphen und ein utopisches Konzept, welches auf einem Stück traditionellen koreanischen Papiers niedergezeichnet wurde durch Augustyniak. Der Duft sieht sich somit in allererster Linie der Idee, dem Geist der Tinte verpflichtet:

„This scent, which is firstly that of ink, is transformed gradually to the idea of ink, before finally arriving at a scent that will remind you of the ink that is most precious: the blood that flows in our body.“

Tinte und Blut also – ich bin mal wieder sehr gespannt… vor allem, da ich auch ein großer Fan von Buxtons Comme des Garçons 2 bin, ebenfalls ein Tintenduft. Kreiert wurde M/Mink von Jerome Epinette und hat folgende Noten: Adoxal (ein Aldehyd mit floralen Noten, oft an Maiglöckchen erinnernd, dem eine bestimmte saubere Tendenz zu eigen ist und das häufig auch maritime Aspekte aufweist), im Herzen Weihrauch und in der Basis Patchouliblätter, Honig und Ambra.

Die Amis von Le Labo sind ebenfalls eine Kooperation eingegangen, nämlich mit AnOther magazine, eine avantgardistisch-künstlerisch anmutendem Lifestylemagazin. Heraus kam Another 13 und ganz gemäß der Le Labo-Firmenphilosophie steht hier die 13 natürlich wieder für die Anzahl der Ingredienzen, deren Herz Ambrox ist. Laut einem der Firmeninhaber, Eddie Roschi, ist es ein subtiler, langhaftender und etwas dreckig-animalischer Moschus mit fruchtigen Anklängen:

„It’s a subtle yet very long lasting dirty musc with hints of fruit (Apple / Pear) that come from Ambretolide, a fruity musc. It’s a 30% perfume extract.“

Another 13 ist keines der Städte-Parfums (einige der Düfte sind nur in bestimmten Städten erhältlich) und deshalb an allen üblichen Le Labo-Verkaufsstellen erhältlich.

Von Nina Riccis Sproß, genauer: Urenkel Romano Ricci und seiner Firma Juliette has a Gun gibt es auch etwas Neues, und zwar ganz zeitgemäß ein Nicht-Parfum: Not a Perfume genannt, besteht es größtenteils aus Ambrox, einer Essenz aus den Firmenich-Laboren, die in den 50ern dazu geschaffen wurde, Ambra zu ersetzen. Ein Duft ohne Allergene und eine „Provokation“ wie das Haus verlauten läßt da eben molekular. Abwarten würde ich sagen und scharre schon mal mit den Hufen. Die Idee ist nämlich nicht neu – Geza Schön hatte sie bereits mit Escentric Molecules verwirklicht und damit ein paar wirklich überraschend gute Düfte geschaffen.

Christiane Celles Label Calypso hat gerade bereits Herbe d’Été veröffentlicht, übersetzt Kräuter des Frühlings. Ein Duft von frisch gemähtem Gras, gerade gepflückten Blumen, einem Nachmittag mit kalten Getränken in der Sonne… und einer Gurke, die sich, wie wir wissen, oftmals gar nicht übel in Düften macht – die Ingredienzen: Gurke, Gräser, Bergamotte, Kardamom, Jasmin, schwarzer Pfeffer, Hibiskus, Orangenblüte, Patchouli, Zedernholz, Gajakholz und Moschus.

Aus dem Hause Tocca, deren Kerzen ich sehr mag, kommt ebenfalls ein neuer Duft, Colette – nach der französischen Schriftstellerin, Varietékünstlerin und Kurtisane. Die verführerische Aura einer solchen Frau soll er einfangen, einer Frau, die sich ihrer Weiblichkeit und Ausstrahlung bewußt ist, die autark ist und sich nicht darum schert, was die anderen davon halten, von ihr denken… Die Duftnoten hierzu: Mandarine, Limone, Bergamotte, Wacholder, rosa Pfeffer, Veilchen, Alpenveilchen, Jasmin, Pinie, Sandelholz, Weihrauch, Ambra, Vanille, Zedernholz und Moschus.

Und dann, zum Abschluß noch ein Schmankerl, das alsbald bei uns eintreffen sollte – zwei neue Düfte von Amouage, Memoir genannt, einmal für die Damen und einmal für die Herren. Hier können wir gleich bei den französischen Schriftstellern bleiben, die scheinen Konjunktur zu haben – allen voran einer: Baudelaire. Nach Gaultier und Byredo greifen nun auch Amouage den Vorzeigefranzosen mit seinen Fleurs du Mal auf und widmen ihm und einer seiner Lieblingsfiguren ihre Düfte – dem Flaneur, dem großstädtischen Abenteurer, der auszog, um in dem Treiben der Stadt sein Ich zu finden, jenem Rastlosen. Den Herrenduft hat, einmal mehr (wie auch Opus No. 3 und den neuen L’Artisan-Vetiver, der ebenfalls diesen Herbst erscheint), Karine Vinchon-Spehner geschaffen, für Memoir Woman sind Dorothee Piot und Daniel Maurel zuständig, letzterer ebenfalls ein alter Bekannter (Epic Woman, Opus I).

Die Ingredienzen von Memoir Woman: Kopfnote: Mandarine, Kardamom, Absinth, Rosa Pfeffer; Herznote: Pfeffer, Nelkenknospe, opulente weiße Blüten, Rose, Jasmin, kostbare dunkle Hölzer, Weihrauch; Basisnote: Styrax, Eichenmoos, Castoreum, Leder, Labdanum, Bockshornklee, Moschus.

Die Ingredienzen von Memoir Man: Kopfnote: Absinth, Wermut, Basilikum, Minze; Herznote: Rose, Weihrauch, Lavendel; Basisnote: Sandelholz, Vetiver, Guaiac Holz, Ambra, Vanille, Moschus, Eichenmoos, Leder, Tabak.

Ersterer wird als animalisch-ledriger Chypre beschrieben während zweiter ein ledrig-holziger Fougère sein soll.

In diesem Sinne – wir dürfen gespannt sein auf den Herbst!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Margot
    29. September 2010
    Antworten

    Liebe Uli,
    den Le Labo zu testen wird wohl nicht so einfach sein. Ich werde jedoch dran bleiben 🙂
    Auf Not a Perfume bin ich gespannt, obwohl er wohl NICHT ein typischer JHG-Duft ist.
    M/Minks – Blut und Tinte – hmpf. Im ersten Moment würde ich das als Duft für Satanisten werten 🙂 Inhaltsstoffe klingen allerdings nach „must try“!
    Und zu Amouage muss man wohl nichts weiter sagen.
    Wo kann ich hier bitte ein Monatsabo abschließen? Ist es ok, wenn ich mein Gehalt direkt an ALzD überweisen lasse????
    Menno …. ihr macht’s einem verdammt schwer! 😉

    Nochmal viele Grüsse,
    Margot

  2. Bettina
    1. Oktober 2010
    Antworten

    Another 13 ist ganz doll. Dreckig find ich ihn nicht. Da gibt’s „really dirty ones“ anderer Kategorie im Vergleich. Subtil und animalisch trifft es jedoch sehr gut. Diese Beschreibung passt. Ich bin begeistert. Aber das bin ich ja bei Le Labo Düften eh

    • Ulrike
      1. Oktober 2010
      Antworten

      @ Margot: Wegen dem Monatsabo frage ich gleich den Chef 😉 😉
      @ Bettina: Das hört sich aber toll an *lechz* Obgleich subtil und animalisch jetzt nicht wirklich häufig zusammengeht… Aber – ich bin ja auch ein dicker Le Labo-Fan, insofern wird er vermutlich wieder tolltolltoll…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert