Die Cashmere-Queen …

… Iris von Arnim hat es sich nicht nehmen lassen: Wie viele andere große und kleine Modedesigner hat auch sie jetzt ihren Signatureduft – und das dank der (Mit)Hilfe von der Hamburger Parfumeurin Kim Weisswange. Bleiben wir erstmal bei dieser Dame: Weder männlich noch französischer Herkunft betätigt sie sich trotzdem bereits seit über 20 Jahren als Parfumeurin, nachdem sie mit neunzehn eine dementsprechende Ausbildung in New York absolvierte. Mit ihrer Geschaftspartnerin Hedda Möller betreibt sie die Firma Home of Fragrance, mit welcher sie Produkte für diverse Unternehmen und Unternehmungen kreiert(e): Eine Kosmetikserie für Ipari, Düfte für den Otto-Versand, Bioduftsprays für den Ökogroßhändler Weiling – hier kommt so einiges zusammen, so steht auch Prinz Charles in der Reihe derer, die bereits einen Duft oder gar Düfte von Weisswange erhielten, Madonna, Glenn Close und George Michael hüllen sich in Weisswangesche Duftschwaden und Briatore, der alte Formel1-Casanova ließ sich von ebenjener Dame den Signatureduft für seine stilsicher Billionaire Couture getaufte Modemarke entwickeln. Frau Weisswange scheint also gut im Geschäft zu sein. Und hat in der jüngsten Vergangenheit gleich drei Klamottenlabels, im übrigen alle ebenfalls aus Hamburg, zu Signaturedüften verholfen: Herr von Eden, Uli Schneider und eben Iris von Arnim.

Iris von Arnim ist für mich so etwas wie die Diane von Fürstenberg der Wolle würde ich sagen: Durchweg (fast) immer sehr klassische Designs mit einfachen Schnitten, welche häufig mit einem kleinen raffinierten Twist brillieren und überaus feminin sind, darüber hinaus natürlich nur aus besten Materialien gearbeitet werden. So erfreut sich Frau Arnim bereis seit über dreißig Jahren eines besten Rufes in Sachen hochpreisiger Strickmode und erhielt so den ehrfurchtsvollen Spitznamen der Cashmere-Queen.

Soviel zu den beiden Damen also. Eine Kaschmirstrickerin auf olfaktorischen Abwegen – das hatten wir schon mal: Herr Fissore, ebenfalls Kaschmirhersteller im oberen Preis-, nämlich Luxussegment, hat sich ebenfalls bereits an einigen Düften versucht, und das durchaus mit Erfolg. Ich persönlich liebe vor allem seinen ersten beiden Düfte und hiervon Fissore for Men, einen seidig-weichen und sehr hautnahen zarten Gewürzling, der für mich a) ein bißchen nach nassen Steinen riecht – ein Geruch, den ich liebe und b) mit seiner kontemplativen Aura eine Ähnlichkeit zu Düften wie Costes 1, Il Profumo Touaregh, Montales Greyland sowie A quiet morning von Miller et Bertaux aufweist. Und dann sind da noch die Italiener von Acqua di Biella, die sich mit ihrer Kollektion Le vie della Lana der olfaktorischen Interpretation der Edelwollstoffe angenommen haben. Ich hatte davon bereits hier berichtet und beide Düfte schon rezensiert – Cashmere Twill und Kid Mohair, beides meines Erachtens nach sehr gelungene Kuscheldüfte, der erste mit hinreißenden Himbeernoten und zweiterer mit sehr leckerer Mango (ohnehin zwei Früchtchen, die leider nicht allzu oft in vernünftiger Variante in Düfte gelangen…).

Iris von Arnims wollenes Vergnügen scheint sich im Gegensatz zu Cashmere Twill, einem leichten Sommercashmere in seidiger Ausführung, wohl eher an der Winterkollektion orientiert zu haben, der dicken vier- oder sechsfädigen: Frisch aufgesprüht verdichten sich bereits nach einigen Augenblicken die Ingredienzen zu einer Art Aura und machen es annähernd unmöglich, jeder einzelnen Zutat auf die Spur zu kommen. Ohne die Ingredienzen vor Augen zu haben rieche ich deutlich Ambra heraus sowie einige animalischen Akzente, welche vermutlich Harzen geschuldet sind, darüber hinaus Sandelholz, welches recht gut zu vernehmen ist. Es tritt eine der geneigten Nase eventuell als „Knetnote“ bekannte Facette auf (siehe zum Beispiel in Diors Hypnotic Poison von der genialen Annick Ménardo), welche ich persönlich auf ein Zusammenspiel von Vanille, Tonkabohne und/oder Heliotrop mit animalischen Anklängen sowie Blüten zurückführe, darüber hinaus zeigen sich deutlich erdige Töne, die den Patchouli erkennen und die Iris erahnen lassen, letztere auch, weil Iris von Arnims Düftchen desweiteren eine gewisse samtige Pudrigkeit an den Tag legt.

Ich rieche hier demgemäß nichts, was mich an die oben genannten, eher helleren Wolldüfte erinnert – hier handelt es sich um einen betont harzig-vanilligen Duft, für einen Orientalen oder einen Gourmand ein wenig zu zurückhaltend, zu hautnah, zu kuschelig, aber dennoch in beide Richtungen tendierend und mit einer Prise Tier ausgestattet.

Etwas irritiert hinterläßt mich allerdings die Differenz zwischen dem, was mir von meiner Haut entgegenströmt sowie dem, was sich auf dem Duftstreifen entwickelt: Hier zeigt sich der Duft deutlich floraler, leichter, seidiger – trotz allem noch weit entfernt von seinen wollenen Parfumgesellen. Parfum ist auch genau das Stichwort – Iris von Arnims Signature ist parfumiger als alle oben genannten Wolldüfte, ist inszenierter, weniger beiläufig und kuschelig, sondern noch eher für den Auftritt geschaffen, obgleich es auch ein „Einmummel“-Duft sein kann, gemäß seinem in diesem Falle definitiv mehrfädigem Kaschmirnamenspaten – in dieser Eigenschaft erinnert er mich dann in der Tat an den Costes 2.

Wie sieht es bei Euch aus? Wer kennt welchen oder wen, wer mag was? Ich bin gespannt!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Australian Cashmere Goats von Pontman/Paul Esson via Wiki Commons, some rights reserved. Vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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