Old Hollywood Glamour

Mode, Parfums und Stars – diese drei Begriffe scheinen in der heutigen Zeit irgendwie zusammenzugehören wie in meiner Jugend nur Tick, Trick und Track. Fast jeder Promi, der wahlweise eine Rolle in einem Hollywood-Blockbuster ergattern konnte oder auch nur einmal einen Top100-Hit landete, ist nebenberuflich als Mode- oder Duftdesigner tätig. Naja, oder besser: Man gibt seinen Namen dafür her. So bleibt man in aller Munde, was für die praktisch veranlagte Promiseele ja äußerst wichtig ist. Die Düfte von Fräulein Spears, der SATC-Quäkstimme Sarah Jessica Parker und dem ausladenden Gesäß La Lopez überfluten die Drogerien und Parfumerien. Das Schlimmste dabei ist: Es ist kein Ende in Sicht. Denn: Die Duftwässerchen verkaufen sich und zwar nicht zu knapp. Ich erinnere mich noch an eine Nahtoderfahrung (ja, man kann es ruhig und getrost so nennen), als ich mein zartes Näschen voller Einfalt und jugendlichem Leichtsinn über einen mir angebotenen Teststreifen hielt, auf dem ein Duft war von… leider weiss ich nicht mehr genau, von wem. Prominent war er/sie/es auf jeden Fall. Nun ja, mir verschlug jedenfalls es dabei nicht nur die Sprache, sondern auch fast den Atem und ich möchte betonen: Nicht vor Verzückung! Aber wie ich mir immer so schön ins Gedächtnis rufe: Geschmäcker sind verschieden! Außerdem war ich auch mal 15 (mein Duft damals, als Teenie der 90er nicht verwunderlich: CK One) und kann mich daher rückblickend ansatzweise in die hormongeplagten, dauergiggelnden Mädels hineinversetzen, die wohl das Hauptklientel der prominenten Duftwässerchen darstellen. In entsprechenden Foren tauschen sich jene jedenfalls ausgiebig über die, ich zitiere: „Hamma“-Düfte von Britney, Kylie, JLo & Co aus. Nun, was den Kostenpunkt angeht, dürfte das Taschengeld für den Erwerb von Lovely, Curious und Glow sowie all die anderen ähnlich klingenden, da immer irgendwie mädchenhaft-bezaubernd betitelten Parfums reichen, da sie dann doch eher im schülerfreundlichen unteren Preissegment angesiedelt sind.

Mir persönlich stellt sich da die Frage, was denn die werten Damen (und Herren) Hollywood-Duftkreateure denn selbst an ihre zarte Promihaut lassen. Nur schwerlich kann ich mir vorstellen, dass da nur Wasser und ganz wichtig: der eigene Duft ran darf. Was sind denn überhaupt die Lieblingsdüfte unserer Stars und Sternchen? Und was trugen die großen Diven vergangener Zeiten?

Wie wir noch erfahren werden und wie auch irgendwie zu erwarten war, haben sich die Parfumgeschmäcker in den letzten 120 Jahren ziemlich gewandelt. Wir beginnen vor langer, langer Zeit, sprich: Im ausgehenden 19. Jahrhundert. Wir befinden uns hier zwar noch nicht in den Hügeln des kalifonischen Sonnenstaates, die amerikanische Filmmetropole existierte zu diesem Zeitpunkt nämlich noch gar nicht. Im Europa des späten 19. Jahrhunderts war die Französin Sarah Bernhardt die prominenteste Schauspielerin, berühmt unter anderem für ihre Darstellung der Kameliendame. Die göttliche Bernhardt duftete am liebsten nach dem holzigen Orientalen ‚Jicky’ von Guerlain aus dem Jahre 1889, später dann nach dem Houbigant Blütenklassiker ‚Quelques Fleurs’. Einige Jahrzehnte später (nun sind wir in Kalifornien angekommen) trug eine andere Schauspielerin den Beinamen ‚die Göttliche’: Greta Garbo. Die gebürtige Schwedin ist eine der größten US-Filmlegenden und unsere erste wirkliche Repräsentantin des Old Hollywood Glamours. Zu ihren Duftlieblingen gehörten The Crown Perfumerys Florientale ‚Tanglewood Bouquet’ und die Balmain-Düfte ‚Vent Vert’ sowie ‚Ivoire de Balmain’.

Wie die Garbo zählt auch Marlene Dietrich zu den Filmgöttinnen des alten Hollywoods. Bereits vor ihrer Emigration in die USA war die Dietrich irgendwie anders als andere Frauen ihrer Zeit. Sie war nicht gefällig, hatte Ecken und Kanten, trug gerne Männerkleidung und rauchte wie ein Schlot. Damals ein Skandal! Rebellisch und unkonventionell zeigen sich auch ihre Duftpräferenzen: Der wild-ledrige ‚Bandit’ von Piguet, Carons Ode an die rauchende Frau ‚Tabac Blonde’ sowie der Peitschenhieb ‚Coup de Fouet’. Auch ‚Fracas’ zählte zu den Düften ihrer Wahl und natürlich ihre persönliche Duftkreation aus dem Hause Creed ‚Angelique Encens’ aus dem Jahre 1933, der mittlerweile leider vom Markt genommen wurde – den Reformulierungen sei Dank.

Irgendwie anders und unkonventionell in ihrer Art war auch ihre Hollywood-Kollegin Katharine Hepburn. Sie war hoch gebildet, hatte einen Uni-Abschluss in Philosophie und Geschichte, was in der damaligen Zeit als Frau und unter Schauspielern eher argwöhnisch beäugt wurde. Außerdem besaß sie eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, eine scharfe Zunge und ein oftmals herrisches Auftreten, was ihr den Beinamen ‚die Zarin’ eintrug. Anspruchsvoll war sie nicht nur in ihrer Rollen-, sondern auch in ihrer Duftauswahl: Sie liebte den Guerlain-Duft ‚Vol de Nuit’ aus dem Jahre 1933.

Ganz anders dagegen ihre zarte Nachnamensvetterin Audrey. Die grazile Schönheit mit den braunen Rehaugen liebte florale Düfte: ‚Spring Flower’ von Creed gehörten ebenso zu ihrem Sortiment wie Patous Jasmin- und Rosenbombe ‚Joy’ oder der fruchtige Blütenduft ‚Ivoire de Balmain’. Untrennbar verbunden ist die Holly Golightly-Darstellerin aber mit einer Duftkreation aus dem Hause Givenchy. Der französische Modeschöpfer Hubert de Givenchy lernte die damals 24-jährige Schauspielerin bei den Dreharbeiten zu ihrem Film ‚Sabrina’ kennen. Es entwickelte sich eine langjährige Freundschaft. Sie wurde seine Muse, er ihr „Leib- und Magen“-Modedesigner. Fortan trug sie in allen ihren Filmen seine Kostüme. Er kreierte ihr zu Ehren den romantisch-floralen Duft ‚L’Interdit’.

Zeitgleich mit der jungen Hepburn etablierte sich auch eine andere junge Schauspielerin vor den Kameras Hollywoods, die aber das genaue Gegensteil der zart-elfenhaften Audrey war. Marilyn Monroe stilisierte sich innerhalb weniger Jahre zum sexbombigen Weltstar. Sie war schon zu Lebzeiten eine Legende und ist es bis heute geblieben. Und welcher ebenso legendäre Duft lag ihr wohl besonders am Herzen? Ja klar: ‚Chanel No. 5’. Im Bett trug sie nach eigener Aussage gewöhnlich nur ein paar Tropfen dieses Duftes. Ah ja… Aber ehrlich: Hätten wir etwas anderes erwartet? Neben Chanels fünfter Sinfonie hatte sie (außerhalb des Bettes) eine Vorliebe für den Rosen- und Jasminkracher ‚Joy’ sowie ‚Fracas’, diese trug sie dann auch gerne in Kombination mit Kleidung. 😉

Der kühlen US-Ostküstenschönheit Grace Kelly wurde zu ihrer Hochzeit mit dem monegassischen Fürsten Rainier vom Traditionshaus Creed der Duft ‚Fleurissimo’ kreiert. Eine Sonderanfertigung, die fünf Jahre lang nur ihr vorbehalten war. Nach Ablauf dieser Exklusivfrist war Jackie Kennedy eine der ersten, die die florale Komposition (ja, der Name lässt es bereits vermuten) aus Tuberose, Veilchen, Iris und Rose orderten.

Mit ihrem Creed-Exklusivduft ist die schöne Grace in illustrer Gesellschaft. Bereits im Jahre 1760 (!!) in London gegründet, erlangte das Parfumhaus Creed schnell großes Ansehen beim englischen Hofe. Alsbald wurde Creed offizieller königlicher Hoflieferant Queen Victorias. Auch die anderen Königshäuser Europas konnten gar nicht genug von den Creed’schen Spezialkreationen bekommen. Was früher nur Königs vorbehalten war, kann heute jeder in Auftrag geben, der genug Zaster im Portokässchen zur Verfügung hat: Für einen Betrag im sechsstelligen Rahmen kreiert Creed jedem einen persönlichen Duft nach eigenen Wünschen und Vorlieben, auf den man 5 Jahre lang das Exklusivrecht hat. Nicht schlecht! Zum bedufteten Auftragsklientel gehörten die schon erwähnten Marlene Dietrich und Audrey Hepburn, aber auch Cary Grant, Winston Churchill oder Gerard Depardieu trugen bzw. tragen maßgeschneiderte Creed-Parfums.

Doch was die Herren der Schöpfung in Old Hollywood so an ihre Haut ließen und wie man als Promi unter der Sonne Kaliforniens heutzutage duftet, das erfahrt Ihr in meinem nächsten Artikel!

Einen schönen Tag wünscht Euch,

Eure Stephanie.

Bildquelle: Sarah Bernhardt von Nadar, Marlene Dietrich sowie Marilyn Monroe – alle via WikiMedia Commons. Some rights reserved. Vielen Dank!

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

3 Kommentare

  1. Alexandra Spahr
    21. Juni 2010
    Antworten

    Was für ein toller Bericht…. warte schon hibbelig auf die Fortsetzung. Auch ich frage mich schon seit Jahren, was die Stars und Sternchen so an ihre edle Haut lassen (ihre eigenen Duftwässerchen ja wohl eher nicht *grins*), habe vor einiger Zeit auch schon mal ein wenig im Internet gestöbert – aber nichts recht interessantes darüber gefunden. Deshalb bin ich um so mehr auf den 2. Teil des Berichts gespannt.

  2. fredi
    21. Juni 2010
    Antworten

    Vielen Dank, liebe Steffi, für diesen überaus interessanten Artikel!

    Zwei Dinge fallen mir spontan ein: der genannte Duft „Fleurissimo“on Creed ist erstaunlich modern, man merkt ihm seine Entstehung in den 50ern überhaupt nicht an! Er ist seit Jahren mein Lieblings-Blumenduft – und wird es auch bleiben, da ihm glücklicherweise die heute modernen aquatischen Tendenzen, die ausnahmslos jedem Blütenduft zugemischt werden (yes Spring Flower, I´m talking to you!), völlig fehlen.

    Zweite Anmerkung: in puncto Celebrity-Düfte gebe ich Dir völlig recht, dass heutzutage Sternchen wie Christina Aguilera oder J.Lo ihren Namen nur aus Marketinggründen auf ihre Wässerchen drucken lassen und mit der Kreation des Duftes herzlich wenig zu zun haben. Die oben erwähnte Sarah Jessica Parker ist hier aber die rühmliche Ausnahmen, wie das sehr lesenswerte Buch „The perfect Scent – A Year Inside the Perfume Industry“ von Chandler Burr eindrucksvoll belegt!

    LG, fredi

    P.S. (und off topic, sorry): überhaupt ist Chandler Burr sehr empfehlenswert, vor allem auch sein Buch über den Duftstoff-Chemiker und Parfumpapst Luca Turin: „The Emperor of Scent“.

    • Steffi
      22. Juni 2010
      Antworten

      Hallo Ihr Lieben,

      schön, dass Euch mein Artikel gefallen hat und Ihr auch schon dem nächsten entgegen fiebert 🙂

      @ fredi: Oho, der Fleurissimo hört sich in der Tat interessant an. Kam leider noch nicht dazu ihn zu schnuppern. Werde das aber bei Gelegenheit mal nachholen. 🙂 Ja, und zu Frau Parker: Die hat mich persönlich auch in ihren Duftpräferenzen ein wenig überrascht (im positiven Sinne), aber dazu Ende der Woche mehr! 🙂

      Eine schöne Woche wünscht Euch,
      Steffi

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