Du spürst wie die Blumen

Du spürst
wie die Blumen die köstlichen Düfte versenden
und grübelst
wie aus so winzigem Ort dieser Duftstrom mag kommen –
und begreifst:
dass in solcher Mitte
die Ewigkeit ihre unvergänglichen Tore öffnet.

Die Düfte von Pflanzen verzauberten William Blake (1757-1827), jenen großen englischen Dichter und Maler des späten 18., frühen 19. Jahrhunderts, genauso wie sie es auch heute noch mit uns tun. Um der Vergänglichkeit von Düften in ihrer botanischen Hülle entgegenzuwirken, wurden diverse Methoden entwickelt, von denen wir einige schon kennengelernt haben.

monets-gartenAls letzte Methode möchte ich heute die Extraktion vorstellen. Darunter versteht man ein besonders schonendes Verfahren, mit dem Duftstoffe aus ganz empfindlichen Pflanzenkandidaten herausgekitzelt werden können. Wie so oft, ist es auch hier so, dass es nicht nur eine Extraktionsmethode gibt, sondern verschiedene. Zum einen gibt es die Möglichkeit konkrete Blütenöle (sogenannte Concrets) mit Hilfe von niedrigsiedenden Lösungsmitteln aus frischen oder leicht getrockneten Blüten zu extrahieren. Die gewonnenen Concrets enthalten noch allerlei Zusatzbestandteile wie zum Beispiel Paraffine, Wachse, Harze und Blütenfarbstoffe. Daher sind sie in der Parfumerie so nicht einsetzbar. Erst eine weitere Behandlung mit reinem Ethanol löst die alkohollöslichen absoluten Blütenöle (sogenannte Absolues) aus den Concrets. Diese können in dieser Form in der Parfumerie weiterverwendet werden. Man kann aber ebenso durch eine weitere Destillation der Absolues die reinen Blütenöle gewinnen. Die Verluste bei der Weiterverarbeitung sind allerdings immens.

gerard-roosen-immortellesNeben Blüten können auch alle andern Pflanzenteile mit Lösungsmitteln bearbeitet werden. Aus Moosen, Harzen, Balsamen, Zweigen, Wurzeln und vielem anderen können Resinoide (auch konkrete Resinoide oder Resinoid-Conrets) hergestellt werden. Wie auch bei den Blüten-Concrets sind auch hier noch viele Zusatzstoffe enthalten. Aufgrund ihrer Zähflüssigkeit werden diese Resinoide auch oft als Oleoresine bezeichnet. Durch die Behandlung mit reinem Alkohol gewinnt man auch hier absolute Resinoide (sogenannte Resinoid-Absolues). Die Liste der Blüten- und Resinoid-Absolues in der Parfumerie ist gewaltig. Neben Jasmin, Tuberose, Narzisse und Immortelle sind auch Eichenmoos, Veilchenblätter, Tonkabohne und die Vanille in der Regel Duftstoff-Absolues.

Eine Variante der Extraktion ist die Destraktion – eine Mischung aus Destillation und Extraktion. Hierunter versteht man eine Fluidextraktion mit Gasen im überkritischen Zustand. Aha, überkritischer Zustand… Nun, in dem befinde ich mich auch des Öfteren 😉
Doch da nicht ich das Thema unseres Artikels bin, möchte ich es in Bezug auf die Duftstoffgewinnung stark vereinfachen: Es ist so, dass Stoffe bei einem bestimmten Druck und einer bestimmten Temperatur sowohl Eigenschaften von Gasen als auch von Flüssigkeiten besitzen – und damit ist sozusagen alles ganz geschmeidig und in Lösung.
Die Destraktion läuft bei einem relativ hohen Druck ab. Als Lösungsmittel wird besonders gern Kohlendioxid verwendet, auch deshalb weil es bei Normaldruck einfach verdampft. Das garantiert die Lösungsmittelfreiheit der so gewonnenen ätherischen Öle. Leider, leider ist die Destraktion ein sehr aufwendiges Verfahren mit kleinen Produktionsmengen, was die gewonnenen ätherischen Öle recht kostspielig macht. Dafür ist der Duft der Öle aber auch besonders authentisch, sprich kommt dem jeweiligen Ausgangsprodukt geruchlich am nächsten.

Kleine Info am Rande: Die Destraktion wird auch ganz ulkig Zoselverfahren genannt, da sie in den 1960ern von einem Herrn Zosel am Max-Planck-Institut in Mülheim an der Ruhr entwickelt wurde. Eine weitere Anwendung findet sie bei der Entkoffeinierung von Kaffee und Tee. Aber wer will das schon…

Nun denn, genug der trockenen Methodik! Weiter geht es nächste Woche mit anderen spannenden Themen.

Ein schönes Wochenende wünscht Euch

Eure Stephanie

Bildquelle: Garten in Givenchy von Claude Monet und Immortelles von Gérard Roosen, beide via WikiMedia Commons, some rights reserved.

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

4 Kommentare

  1. 26. März 2010
    Antworten

    es wird frühling. ich spüre nicht nur die blumen. ich spüre auch den sommer, weiter so.

    • Ulrike
      7. April 2010
      Antworten

      Ich hoffe, wir spüren ihn in Zukunft noch mehr – rein wettertechnisch war es doch zumindest mal ein Anfang dieser Tage 🙂
      Liebe Grüße,

      Ulrike.

  2. fredi
    30. März 2010
    Antworten

    Interessante Infos – einige Details waren mir neu -, und schön geschrieben! Vielen Dank! LG, fredi

    • Ulrike
      7. April 2010
      Antworten

      Da siehste mal Frau Fredi 😉 Auch DIR kann man noch was über Düfte erzählen 😉 😉

      Ganz viele liebe Grüße, – Uli.

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