Back to Nature… Honoré des Prés

… heißt es mittlerweile nicht nur im Bereich der Kosmetik, wo Marken wie Dr. Hauschka, Nuxe, Korres und viele mehr den Trend zum „Grünen“, zur Ökokosmetik schon vor Jahren begonnen und aufgegriffen haben.

Auch auf dem Duftmarkt bewegt sich da einiges. Die ersten Ökodüfte, die mir über den Weg liefen, waren damals die Parfums von Patyka, an die ich allerdings nur noch verschwommene Erinnerung besitze, obgleich ein, zwei recht gute Düfte dabei waren… L’Artisan Parfumeur brachte mit L’Eau de Jatamansi ebenfalls einen organischen Duft heraus, der das begehrte Ökosiegel Ecocert erhielt.

Mit Honoré des Prés ist jetzt eine neue Firma in diesem Bereich dazugekommen: „Truly Organic – Terribly French“, so die Eigenwerbung. Zu 100% natürliche Essenzen, hergestellt unter Verzicht auf Tierversuche, natürlich. Und (trotzdem) zu 200% französisch – unter Berufung auf Frankreichs alte Parfumeurstradition. Dazu haben sich Honoré des Prés niemand geringeres an Land gezogen als Olivia Giacobetti. Diese Dame ist nun wirklich kein unbeschriebenes Blatt unter den Parfumeuren, gehen doch unter anderem folgende Düfte auf ihr Konto: L’Artisan Parfumeur L’Eau de L’Artisan, Premier Figuier, Drôle de Rose, Navegar, Dzing!, Passage d’Enfer, Tea for Two, Safran Troublant, Fou d’Absinthe, Mandarine Tout Simplement, Edition de Parfums Frédéric Malle En Passant, Hotel Costes No. 1, Andrée Putman Préparation Parfumée, Lubin Idole, Diptyque Philosykos, Iunx-Linie, Hermès Hiris, Penhaligon’s Elixir, etc. … ganz ansehnlich, oder?

Ich für meinen Teil mag eine ganze Menge von Signora Giacobetti (und habe auch nicht wenige Düfte von ihr zu Hause bei mir stehen…). Und war deshalb auch sehr gespannt auf die neuen Düfte, gleich fünf an der Zahl. Nachdem ich nun alle testen konnte, möchte ich meine Eindrücke mit Euch teilen.

Beginnen wir heute zuerst mit Nu Green und Bonté’s Bloom.

Nu Green – der Name impliziert bereits, was der Duft sein möchte. Nu Green ist inspiriert durch ein erfrischendes morgendliches Bad in einem naturbelassenen Felsenpool mitten im Herzen der Natur. So soll Nu Green belebend wirken und gleichzeitig entspannend, entgiftend. Ein Duft als bessere Hälfte quasi, als ergänzendes Element. Als Bollwerk gegen – den Rest. Oder so. Meine erste Assoziation war, man(n) möge es mir nachsehen: – Ein bißchen blaue Lagune nur ohne die junge Brooke Shields oder auch Robinson Crusoe. Nach dem Test sah das schon gleich anders aus…

Aber zuerst einmal zu den Ingredienzen: Grüne Minze, Gras, Moschus, Estragon, Zedernholz.
Nu Green beginnt, Nomen est Omen, grün. Aber grün nicht in jener knallgrünen Ausprägung, sondern zurückhaltend-zart mit einer leichten und dezent scharfen Kräuterwürze. Der ganze Duft offenbart saubere, frische Noten, die wohl der Zeder geschuldet sind, und welche von einer schlecht zu beschreibenden, ozonig-wässrigen Frische begleitet werden. Präsent ist durchgängig eine minzige Süße, die den Duft bis in die Basis begleitet.

Meine Lagunen- oder Wasserfall-im-Regenwald-Assoziation greift nach Kenntnis des Duftes nicht. Und meines Erachtens nach ist auch das von der Firmenbeschreibung gewählte Bild nicht völlig zutreffend. Für mich riecht Nu Green nach einem dieser wunderschönen, gekonnt arrangierten Kräutergärten, die man ab und an in der Elle Decoration und ähnlichen Hochglanz-Einrichtungs- und Wohnblättchen zu sehen bekommt und wie ihn eine frühere Freundin tatsächlich auch hatte: Ein verwunschenes Kleinod mit von der Sonne verwöhnten Kräutern, einem kleinen uralten Brunnen, vielleicht von altem Gemäuer eingefaßt und an eine wild sprießende Wiese angrenzend, eventuell von ein paar Bäumen eingerahmt. Kein großer Garten, sondern ein kleiner Zaubergarten, ein Ruhepol, ein Rückzugsbereich. Uneinsehbar. Exakt jenen Garten fängt Nu Green ein, vom Morgentau noch leicht feucht – und läßt zum tiefen tiefen Durchatmen und Entspannen ein.

Claude Monet: Femme avec un parasol, 1875Bonté’s Bloom ist wohl der Schwester des Gründers gewidmet, Bonté, und ist „exclusively girl play“, „romantic chic“ und inspiriert durch einen traumgleichen Sommerurlaub, lustig durch bunte blühende Wiesen springend im leichten Kleidchen und von einer warmen Brise umweht, Schmetterlinge, usw. … Kein wirklich innovatives Bild, der Duft ist trotzdem schön. Als Ingredienzen sind angegeben: Sonnenblume, Kamille, zitrische Noten, Salbeiblätter, Irisbutter.
Bonté’s Bloom ist ein frischer, leiser und unprätentiöser leichter Sommerbote, es treffen hier zitrische Frische auf kräuterig-herben Salbei, Iris „erdet“ und stiftet darüber hinaus leichte Cremigkeit, des weiteren sind deutliche Kamillenoten wahrzunehmen. Letzteres wird sicher einige freuen, erinnere ich mich doch daran, daß in einigen Boards wiederholt die Frage nach einem Kamilleduft aufgeworfen wurde. Bonté’s Bloom erinnert mich diesmal wirklich an die Sommerwiese: Die wilde blühende Wiese mit vereinzelten Kräutern, Blumen, Gräsern und eben der Kamille – alles getaucht in Sonnenstrahlen und einen lauen Sommerwind.

Sowohl Bonté’s Bloom als auch Nu Green sind eher leisere Kandidaten, wobei Nu Green noch der präsentere von beiden ist. Ich habe auf (der) Haut unterschiedliche Erfahrungen gemacht, empfehle ergo auf jeden Fall im Hinblick auf die Haltbarkeit einen eigenen Test.

Die restlichen Rezensionen der anderen Düfte folgen diese Woche noch. Bis dahin wünsche ich Euch erstmal einen schönen Tag und sende Euch

liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bild: Claude Monet: Femme avec un parasol, 1875

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Gudrun
    27. Januar 2010
    Antworten

    Liebe Ulrike, du hast es wieder geschafft und mich sehr neugierig gemacht auf Nu Green. Ich sehe und rieche dieses verwunschene Gärtchen förmlich vor mir. Ich war mal in Detmold im Bauernmuseum, da gab es solche Gärten-wunderschön und herrlich nostalgisch, darum muß ich den Duft testen.
    Deine Reviews sind immer eine Freude zu lesen, danke dafür.
    LG Gudrun

    • Ulrike
      6. Februar 2010
      Antworten

      Hallo liebe Gudrun,

      genau so ein Gärtchen meinte ich, so ein altes liebevoll gehegtes *schwärm*
      Lieben Dank auch für das Kompliment – es freut mich sehr, daß Dir meine Reviews gefallen 🙂
      Viel Spaß auch weiterhin damit und
      liebe Grüße,

      Ulrike.

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