Where the wild roses grow…

Nach der Secrets de RoseRezension von gestern ist auch heute die Rose wieder zentrales Moment: Wie letzte Woche versprochen rezensiere ich in loser Abfolge einen Großteil der Byredo-Düfte, deren Kollektion meine Aufmerksamkeit und Anerkennung in letzter Zeit in ganz besonderem Maße auf sich zog. Beginnen möchte ich mit der Rose Noir.

Hier haben wir sie also wieder, die schwarze Rose als Motiv. Byredo selbst beschreiben sie als das klassische Symbol der Liebe und Hingabe, welches mit Rose Noir ein „Update“ erfährt: Eine traditionell in der Parfumherstellung verwendete Rose, die berühmte Damaszener Rose, ist in Rose Noir zeitgemäß und durch die „Verdunklung“ ihres Charakters eindrucksvoll(er) umgesetzt.

Rose und Finsternis, dunkle Rosen – jaja, ich weiß ganz genau, welche Assoziationen diese Beschreibungen bei einigen von Euch wecken: Eine düstere Gewürzrose, vielleicht auch, dem Zeitgeist geschuldet, mit ein bißchen Oud verziert… Da gibt es ja schon einiges, angefangen bei Czech & Speakes legendärer Dark Rose, lange vergriffen und mittlerweile reformuliert wieder erhältlich, die Rosenriege von Montale oder auch Eau d’Italies Paestum Rose.

Hermès Rose IkebanaRosen und ich, das ist, nebenbei bemerkt, keine einfache Liebesgeschichte. Es war mit uns die Liebe auf den zweiten, vielleicht auch eher auf den fünften Blick. Lange Jahre fand ich Rosen lediglich im Freien und in der Vase schön, vor allem im Sommer, kaufe ich doch jedes Jahr zwischen April und September wöchentlich handgezogene Rosen bei einem alten, Knickerbocker-tragenden Herrn auf dem Markt – auch eine ganz spezielle Geschichte, die aber jetzt nicht hierher gehört. Nun – irgendwann hat es wohl „Klick“ gemacht und die olfaktorischen Rosen hielten ebenfalls Einzug bei mir. Etliche Dunkelrosen, von denen es wahrlich schöne Exemplare gibt, genauso wie einige frische Düfte wie zum Beispiel die Rose Ikebana von Hermès aus der Hermessence-Kollektion, die mich mit ihren Rhabarbernoten immer an die Idylle eines Carl-Larsson-Gemäldes erinnert: Spätsommer, Familie, Felder, Schweden, bald Erntedank – fragt mich nicht, wieso…

Aber – ich schweife ab. Mein Thema war die schwarze Rose von Byredo. Deshalb zuerst deren Ingredienzen: Kopfnote: Grapefruit, Freesie; Herznote: Damaszener Rose, Basisnote: Zibet, Moos, Moschus.

In den ersten Augenblicken präsentiert sich Rose Noir zitrisch frisch und herb, wird jedoch alsbald von fruchtigen Akzenten ergänzt. Hat sich der Auftakt ein wenig gelegt, tritt schon die Rose ins Bild, jedoch noch nicht ansatzweise dunkel, sondern viel eher aquatisch-floral. Die Kopfnote gibt der Rose eine wässrig-florale Färbung, die den Duft hell und luzide erscheinen läßt. Das wahrhaft faszinierende ist, daß der Duft während seines Verlaufs eine echte Metamorphose durchläuft, bei der er den Träger immer zugegen sein läßt: Ist die Rose Noir am Anfang noch unschuldig, entwickelt sie durch die ins Spiel sich drängenden Basisnoten, Zibet und Moos, eine durchdringende Intensität. Einst annähernd transparent, wird sie – ich präferiere im Gegensatz zu Byredo, die sie als „decadent and dirty“ bezeichneten – den Begriff des mmmmh, sündig Werdens? Sie wird dunkler, allerdings niemals düster, und birgt neben animalischen Untertönen auch leichte Chyprenoten.

[Video ist leider nicht mehr verfügbar]

Byredos Rose Noir ist eine wie keine. Ob man nun bereits einen oder zig Rosendüften sein eigen nennt – einen Test ist sie allemal wert. Sie besitzt die gleiche Originalität wie so gut wie alle Düfte der Kollektion und ich empfinde sie aufgrund ihrer Ambivalenz als sehr beeindruckend. Vielleicht rührt auch daher meine Assoziation, die ich Euch nicht vorenthalten mag: Mich hat Rose Noir, die für mich in weiten Zügen melancholisch anmutet, an das bereits einige Jahre alte, aber virtuose Duett von Nick Cave und Kylie Minogue erinnert – „Where the wild roses grow“.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag.

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Caro
    12. Januar 2018
    Antworten

    Liebe Ulrike, danke für diese aufschlussreiche Rezension! Ich kann dem zustimmen, Rose Noir ist eine ganz besondere Rose, wunderschön! Ich mag gerne dunkle Rosendüfte, meinen liebsten gibt es leider nicht mehr, ein Mainstream: Midnight Poison von Dior, der in dem dunkelblauen Flacon, er war genial einfach, doch so beeindruckend. Solltest Du eine wirklich entsprechende Alternative kennen und sie mir verraten, würdest Du mir eine große Freude machen.
    Wahrscheinlich kann ich aber an dem Byredo und seiner neuen schwarzen Rose nicht vorbeiziehen, ohne ihn mir demnächst nach Hause zu holen. Als das Päckchen von Euch diese Woche bei mir ankam, duftete alles noch sehr lange und intensiv danach, denn es lag eine mit diesem Parfum besprühte Feder drin, an der nach dem Auspacken meine Nase kleben blieb. So ein Verführer, dieser Byredo!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert