oder besser: Siziliens scheint Ben Gorham den Kopf verdreht zu haben, denn der neueste (und somit elfte) Streich seines Labels Byredo ist dieser schönen Insel gewidmet, genauer: deren Hauptstadt Palermo. Byredo zählt ja zu meinen Lieblingsneulingen der letzten Jahre im Nischenduftmarkt ergo sollte es den eifrigen Blogleser nicht weiter verwundern, daß ich auch dieses Düftchen scharrenden Hufes erwartete und mehr als neugierig darauf war.
Wie bereits in der Vergangenheit zeigt Gorham auch diesmal ein Faible für stark romantisierte Beschreibungen – man denke nur an die Verklärung des Sinti- und Romalebens in der Beschreibung von Gypsy Water…: Von den Phöniziern ist die Rede, die im 8. Jahrhundert mit klappernden Rudern in Palermo ankamen, um dort ihren neuen neuen Handelstützpunkt zu errichten und Palermo so zu einer ersten Blütezeit verhalfen, fortgeführt unter „goldenem römischem Joch“, an Bedeutung verlierend dank der Vandalen, später wieder auflebend unter der islamisch-arabischer Vorherrschaft, dann unter derjenigen der Normannen und der Staufer.

Nun – wenn ich ehrlich bin, hatte ich leichte Schwierigkeiten bei der Verknüpfung des Duftes mit den von Gorham (vor)gegebenen Assoziationen, mit dem Namen ganz allgemein… Aber schauen wir uns ihn doch erst an – zuerst die Ingredienzen: Kopfnote: Bitterorange, Bergamotte; Herznote: Moschus, Rose; Basisnote: Moschus, Ambrette.
Frisch aufgesprüht hüpfen einem sofort munter die beiden Hesperidenbrüder in den Arm: Beschwingte zitrisch-prickelnde Fröhlichkeit, einen akzentuierenden Tick bittere Herbe beinhaltend, aber keine übersteigerte Säuerlichkeit an den Tag legend und von Beginn an untermalt von einem vanilligen, kuschelig-sauberen Moschus. Dieser zieht sich wie ein dick gewebter prominenter roter Faden durch den Duftverlauf hindurch, bisweilen leicht oszillierend und leise kreidige Anklänge offenbarend (typisch Moschus – in diesem Duft aber seehr zurückhaltend), in der Hauptsache aber skinnig und weich sich zeigend. Ambrette in der Basis verstärkt diese Anmutung noch – kein Wunder, ist Ambrette der einzig natürliche Stoff außer Moschus, der eine rechte Ähnlichkeite mit dem „Urstoff“ besitzt. Für Ambrette muß man aber nicht zum Tierquäler mutieren – es handelt sich hierbei um das Öl der auch „Moschuskörner“ genannten Samen des Ambrettestrauchs, eines Hibiskusverwandten. Als dritte im Bunde gesellt sich ein Röschen hinzu, eine feine, helle, luzide und frische Rose, kristallklar und leicht, fast schon ätherisch.

Es bedurfte in diesem Falle keiner unendlichen Komplexität, wie es Palermo vermutlich mit all seinen diversen Prägungen vorweisen kann – ich war leider noch nie dort. Nichtsdestrotrotz hat uns Herrn Gorham hier schwupps aus dem Handgelenk heraus einen echten Sommer-Gute-Laune-Duft gezaubert, der Weiblein wie Männlein sicher sehr gut zu Gesichte stehen wird bei den momentanen Temperaturen.
In Anbetracht derselben wünsche Ich Euch einen guten Start in die Woche und hoffe für Euch, daß ihr ähnlich „casual“ am Schreibtisch sitzen dürft wie ich 😉
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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