L’Objet gilt als Inbegriff modernen High-End-Designs: zeitlose Objekte, gefertigt mit Präzision, Fantasie und einem tiefen Respekt vor traditionellen Techniken. Hinter dem Label steht Elad Yifrach, ein Interior Designer, dessen Blick für Materialien, Gewicht, Haptik und Atmosphäre jedes Stück der Marke unverkennbar prägt. Mit der Erweiterung in die Welt der Raumdüfte und Parfums hat L’Objet eine neue Dimension eröffnet: Düfte als unsichtbare Architektur, als emotionale Textur, die Räume und Körper gleichermaßen umhüllt. Wie es zu dieser Entwicklung kam, welche kulturellen Erfahrungen Elad Yifrach prägen und warum für ihn Luxus weniger mit Opulenz als mit Intimität zu tun hat, erzählt er im folgenden Gespräch.
Lieber Elad, L’Objet steht für exklusives Design und Handwerkskunst mit Liebe zum Detail. Kannst du uns einen Einblick in die Geschichte deiner Marke geben – und was dich dazu bewogen hat, L’Objet zu gründen?
Ich habe L’Objet aus einer fast obsessiven Faszination für Handwerkskunst heraus gegründet. Schon in jungen Jahren fühlte ich mich zu Objekten hingezogen, die mit Bedacht hergestellt wurden – Stücke, die die Handschrift des Kunsthandwerkers und die Geschichte ihrer Kultur in sich trugen. Als ich die Marke 2005 gründete, hatte ich nicht die Ambition, ein großes Unternehmen aufzubauen. Ich wollte vielmehr die Art von Handwerkskunst schützen und würdigen, die meiner Meinung nach in der Welt immer mehr verschwand.
L’Objet ist aus dieser Hingabe heraus organisch gewachsen. Ich wollte Objekte für das Zuhause schaffen, die Seele haben, sorgfältig gefertigt sind und Emotionen wecken – Stücke, die zeitlos sind und nicht von Trends bestimmt werden. Die Marke war schon immer eine Brücke zwischen Fantasie und Technik. Für mich geht es beim Design nie um Dekoration, sondern darum, durch Materialien, durch Gewicht, durch Haptik Geschichten zu erzählen. Diese Philosophie steht nach wie vor im Mittelpunkt all unserer Kreationen.
Du kommst aus Israel, hast in Los Angeles gelebt und deine Kollektionen entstehen in enger Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkern aus aller Welt. Welche kulturellen Einflüsse und persönlichen Erfahrungen prägen deine Arbeit am meisten?
Ich bin im Mittelmeerraum aufgewachsen, umgeben von antiken Landschaften, intensivem Licht und Handwerkskunst, die fast mythologisch anmutete. Diese Region hat meine Sensibilität mehr als alles andere geprägt. Sie hat mich gelehrt, natürliche Materialien zu schätzen, die Schönheit alternder Oberflächen zu erkennen und Traditionen und Rituale zu respektieren.
Das Leben in Los Angeles brachte eine völlig andere Energie mit sich – Offenheit, Optimismus und Experimentierfreude. Es gab mir die Freiheit, frei zu denken, Welten zu vermischen und Grenzen zu verwischen.
Und die Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkern aus aller Welt fügt weitere Nuancen hinzu. Ihre Techniken, ihre Traditionen, ihr Tempo – all das beeinflusst nicht nur die Ästhetik, sondern auch die Sensibilität der Marke.
L’Objet ist also wirklich ein Dialog zwischen den Kulturen: mediterrane Seele, kalifornische Fantasie und globale Handwerkskunst.
Was bedeutet Luxus für dich und wie lässt sich dieser Begriff in deine kreative Vision für L’Objet übersetzen?
Für mich hat Luxus nichts mit Überfluss oder Extravaganz zu tun. Wahrer Luxus ist Intimität – die Qualität von etwas, das mit Sorgfalt, Kunstfertigkeit und Zeit geschaffen wurde. Luxus ist das Gefühl, dass ein Objekt für einen selbst und nicht für die Massen hergestellt wurde.
Bei L’Objet drückt sich Luxus durch handwerkliches Können aus, das man spüren kann, durch Details, die man nicht sofort bemerkt, und durch ein Gefühl emotionaler Verbundenheit. Wenn ein Stück lebendig wirkt – wenn es die Handschrift seines Schöpfers trägt –, dann ist das Luxus. Es ist nicht auffällig, sondern lädt dazu ein, näherzukommen.
L’Objet begann als Marke für künstlerische High-End-Wohn- und Tischaccessoires. Wie kam es dazu, dass das Sortiment um Raumdüfte, Parfums und Pflegeprodukte erweitert wurde?
Der Einstieg in die Welt der Düfte war für uns eine ganz natürliche Entwicklung, denn Gerüche waren schon immer die unsichtbare Dimension des Designs. Ein Raum ist ohne Atmosphäre nie vollständig – und Düfte sind die Atmosphäre.
Vor Jahren begannen wir, mit Porzellan, Metallen, Texturen und Licht Stimmungen für Innenräume zu schaffen … aber etwas fehlte. Die emotionale Ebene. Die Erinnerungsebene. Als wir mit der Entwicklung unserer Raumdüfte begannen, wurde mir klar, dass Düfte einfach eine weitere Form der Handwerkskunst sind – eine, die direkt das Unterbewusstsein anspricht.
Der Schritt zu persönlichen Düften und Körperpflegeprodukten kam später, als wir verstanden hatten, wie sich unsere Sensibilität und unsere Duftsprache auf den Körper übertragen lassen. Wir sind an die Parfümerie genauso herangegangen wie an ein handgefertigtes Porzellanstück: mit Präzision, Erzählkunst und Respekt vor den Kunsthandwerkern – in diesem Fall den Parfümeuren –, die es zum Leben erwecken.
Welche Rolle spielen Raumdüfte für dich im Kontext der Innenarchitektur?
Ein Raumduft ist wie der Soundtrack eines Raumes. Man nimmt ihn vielleicht nicht immer bewusst wahr, aber er bestimmt die emotionale Stimmung. Er kann die Architektur mildern, die Umgebung beleben oder Sie in eine andere Welt entführen.
Was macht einen guten Raumduft aus?
Ein guter Raumduft muss Tiefe haben – er sollte sich im Laufe des Tages entwickeln und nicht einfach in der Luft hängen bleiben. Und er muss ehrlich sein: Er muss seinen Rohstoffen treu bleiben, darf niemals synthetisch riechen oder zu aufdringlich sein.
Was ist dir bei der Entwicklung besonders wichtig?
Bei der Entwicklung eines Duftes konzentriere ich mich auf drei Dinge: Erstens auf die Atmosphäre – welche Emotionen oder Erinnerungen soll der Duft hervorrufen? Dann auf die Materialität – die Qualität der Inhaltsstoffe, ihre Reinheit und Textur. Und außerdem auch auf Ausgewogenheit – ein Raumduft sollte sich harmonisch in andere Elemente einfügen; er sollte einen Raum ergänzen, nicht dominieren. Für mich ist Duft unsichtbare Architektur.
Die Verpackungen von L’Objet sind genauso kunstvoll wie ihr Inhalt. Wie eng sind Duft und Design in deiner Arbeit miteinander verwoben?
Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Design ist die Sprache, Duft ist die Emotion. Das eine ergänzt das andere. Wenn wir Verpackungen entwerfen, betrachten wir sie als skulpturale Objekte – als etwas, das sich wertvoll und taktil anfühlen und dem Duft, den es schützt, würdig sein sollte. Das Äußere bildet die Kulisse für das olfaktorische Erlebnis. Es erzählt die Geschichte, noch bevor der erste Sprühstoß erfolgt.
Ich betrachte die Verpackung immer als Teil des Rituals: das Gewicht eines Verschlusses, die Textur einer Schachtel, die Art und Weise, wie Licht mit Glas oder Porzellan interagiert. Diese Details schaffen Vorfreude und Intimität. Im Universum von L’Objet stehen Duft und Design nicht nebeneinander – sie sind ein und derselbe Schöpfungsakt.
Die Kompositionen von L’Objet entstanden in Zusammenarbeit mit Parfümeuren wie Yann Vasnier und Jean-Claude Ellena. Wie läuft dieser kreative Prozess ab – und worauf legst du besonderen Wert?
Die Zusammenarbeit mit großartigen Parfümeuren ist wie die Zusammenarbeit mit großartigen Künstlern – man gibt keine Anweisungen, sondern geht auf sie ein. Ich beginne immer mit einer Erzählung oder einer Atmosphäre: einer Erinnerung an das Licht zu einer bestimmten Tageszeit, der Beschaffenheit eines alten Olivenbaums, dem Gefühl, in der Abenddämmerung am Meer zu stehen.
Von dort aus gestalten wir gemeinsam. Parfümeure wie Yann und Jean-Claude übersetzen diese emotionalen Landschaften in Akkorde und Rohstoffe. Es ist ein Dialog – sehr intim, sehr konzentriert.
Authentizität ist mir wichtiger als alles andere. Ich möchte, dass jeder Duft seiner Inspiration treu bleibt. Keine Künstlichkeit, keine unnötigen Verzierungen. Und ich suche nach einer Art Spannung – etwas Unerwartetem in der Komposition, das ihr Seele verleiht.
Wenn ein Parfüm uns für einen Moment innehalten lässt – wenn es sich anfühlt, als wären wir in eine Geschichte eingetreten –, dann weiß ich, dass es fertig ist.
Gibt es einen Duft oder eine Kollektion von L’Objet, zu der du eine besondere persönliche Verbindung hast?
Sie alle tragen einen Teil von mir in sich, aber eine der neuesten Kreationen – Kérylos, inspiriert von den alten mediterranen Zitrusfrüchten – empfinde ich als besonders persönlich.
Wo wird die Reise von L’Objet in der Welt der Düfte uns hinführen? Kannst du uns schon einen kleinen Vorgeschmack auf kommende Projekte geben?
Wir beginnen gerade ein sehr spannendes Kapitel. Unser Duftuniversum erweitert sich in eine eher narrative, erlebnisorientierte Richtung – mit tiefergehenden Geschichten, emotionaleren Texturen und einer stärkeren Verbindung zwischen Duft, Licht und Material.
Die Zukunft bedeutet für uns Poesie, Handwerkskunst und sinnliches Storytelling. Es wird noch so viel mehr kommen – und alles entspringt derselben Quelle: einer tiefen Liebe zur Schönheit, zur Handwerkskunst und zur emotionalen Kraft des Duftes.
Lieber Elad, vielen Dank, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast.
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