Rose Noire und Côté Maquis von L’Objet – Von dunklen Rosen und der korsischen Macchia

Im zweiten Teil zur Marke L’Objet möchte ich Euch die beiden Eaux de Parfum Rose Noire und Côté Maquis vorstellen. Gestern ging es in meinem Beitrag L’Objet – Wenn Kunst zu Duft wird um das Label selbst, das sich zunächst auf luxuriöse Designer-Tableware und Accessoires für den Wohnbereich und die Tischgestaltung konzentrierte, ehe es in den letzten Jahren auch eine eigene Apothecary-Serie mit Hautpflegeprodukten und Badesalzen lancierte. Jüngst stießen noch Raumdüfte und Parfums zum Portfolio der 2004 von Elad Yifrach in Kalifornien gegründeten Marke, die das Sortiment von L’Objet optisch wie olfaktorisch bereichern.

L’Objet – Rose Noire

Außerdem habe ich Euch gestern das Eau de Parfum Oh Mon Dieu! vorgestellt, das mir ausnahmslos gut gefallen hat. Noch nach mehreren Stunden war der Duft auf meiner Haut wahrnehmbar und immer noch richtig toll. Gestern habe ich ja schon meine Empfehlung für die Kreation ausgesprochen und ich bin sehr gespannt, was die beiden heutigen Kompositionen zu bieten haben.

Rose Noire – Rose in der Abenddämmerung

Es sollte relativ klar sein, dass wir es bei Rose Noire mit einem Rosenduft zu tun haben. Beim Lesen der Ingredienzien erfreut mich, dass eine gerne in Kombination mit der Königin der Blumen verwendete Zutat fehlt. Oud ist nicht aufgeführt, sondern vielmehr Piment, weißer Pfeffer, Rose, Tee und Moos. Recht übersichtlich also, was die Menge an Duftnoten angeht. Der Namensbestandteil Noir(e) deutet auf eine schwarze, eine dunkle Rose hin, was ich auf den ersten Blick aus den Ingredienzien nicht herauslesen kann.

Lassen wir uns überraschen, was der Parfümeur Yann Vasnier hier für die Marke L’Objet geschaffen hat. Der Pressetext gibt uns folgende Informationen: „Die Essenz eines Rosengartens in der Abenddämmerung, wenn sich die Elemente zu einer samtenen Mischung aus exotischen Blüten vereinen, die mit erdigen Gewürzen und Ceylon-Tee in Kontrast stehen.“

L’Objet – Rose Noire

Rose Noire ist eine Rose, wie ich sie mag. Tatsächlich ist sie nicht überaus dunkel, sondern vielmehr würzig, transparent und ein wenig nachdenklich. Kein jugendlich-unbeschwertes Röslein in Quietschrosa, sondern eine elegante, erwachsene und auch ein wenig mondäne Rose, die mit beiden Beinen im Duftgeschehen steht. Im Auftakt trocken-kühl und frisch dank Piment und weißem Pfeffer, bekommt die Königin der Blüten bald schon Gesellschaft von fließenden, an Grüntee erinnernden Noten, die ihr zusätzliche Ruhe und Tiefe verleihen. Cremig-erdige Nuancen lassen den Duft schließlich ausklingen.

Das Eau de Parfum von L’Objet ist ein sanfter, behaglicher und fein ausbalancierter Rosenduft, der mit würzig-trockenen, fließend-grünlichen und behaglich-weichen Noten nuanciert wird und den ich als relativ unsüß und in sich ruhend einstufen würde. Perfekt für alle, die meditative, transparente und moderne Rosendüfte ohne viel Chichi und Glitzer mögen. Ich selbst würde mich eher als Rosenskeptiker bezeichnen, dieses Eau de Parfum würde ich jedoch sofort tragen, und zwar zu jedem Anlass und jeder Jahreszeit. Ein floraler Allrounder, der herrlich unaufgeregt und wunderschön komponiert ist. Große Rose-Noire-Liebe bei mir! 🌹

Côté Maquis – Korsikas Landschaften

Côté Maquis widmet sich der französischen Mittelmeerinsel Korsika, ihren felsigen, zerklüfteten Gegenden, den charakteristischen Macchien, dem von niedrigen Sträuchern bewachsenen, immergrünen Buschland, das so viele Regionen des Mittelmeerraumes überzieht. Côté kann mit „Küste“ oder „Seite“ übersetzt werden. Maquis ist das französische Wort für Macchia. Die Nähe zum Meer, denn als Insel ist Korsika ja von einem Solchen umgeben, lässt sich ebenfalls aus den Ingredienzien ablesen, die ich Euch im Folgenden auflisten möchte: salzige Noten, Weihrauch, Labdanum (Zistrose) und Kaschmirholz. Auch hier hat Yann Vasnier – zumindest was die offiziellen Duftnoten angeht – mengenmäßig zurückhaltend agiert. Klasse statt Masse scheint einmal mehr die Devise dieses so besonderen Labels zu sein.

Erdig-rauchig und mineralisch zeigt sich Côté Maquis im Auftakt dank kühlem Weihrauch, der von einer herben, trockenen Salzigkeit begleitet wird. Schroffe Felsen, die von aromatisch-krautigem Grün durchbrochen werden. Wellen treffen auf Klippen. Der Wind trägt eine sanfte Meeresbrise herbei, die die krautig-erdigen und holzig-harzigen Noten der Kreation gekonnt unterstreicht. Nach und nach nehme ich die süßlich-balsamischen Akzente des Labdanums wahr, die zusammen mit feinem Kaschmirholz für eine behagliche und wohlige Abrundung sorgen.

Côté Maquis ist ein außergewöhnlicher, salzig-balsamischer Weihrauchduft, der für mich einen spannenden Temperaturwechsel durchmacht. Im Auftakt kühl, trocken, eher rau, ein wenig harsch und mineralisch, entwickelt sich das Eau de Parfum nach und nach zu einem süßlich, krautigen, grünlich-weichen Duft, der mich tatsächlich an die von der Sonne erwärmte Macchia erinnert. Auch diese Kreation wirkt auf mich recht nachdenklich, ruhig, zurückhaltend, trotz einer durchaus vorhandenen Präsenz. Tendenziell empfinde ich die Komposition eher als maskulin, ansonsten würde ich Côté Maquis jahreszeitlich und anlassmäßig als Immergeher einstufen. Wer den Duft der Macchia liebt, sollte sich dieses Eau de Parfum unbedingt merken.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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