Juruá, Evros und Zambesi von Olfattology – Mit allen Wassern gewaschen

Drei weitere Gewässer werden wir uns heute genauer ansehen mit den Duftkompositionen Juruá, Evros und Zambesi des italienischen Labels Olfattology. Hinter diesem steht – wie wir bereits in meiner letzten Rezension erfahren habt (nachzulesen hier) – die in Florenz ansässige Familie Galardi, die sich in Nischenduftkreisen durch ihre hochwertigen und der traditionellen italienischen Parfümeurskunst gewidmeten Kreationen mit den Dufthäusern Bois 1920 und Profumo di Firenze ein hohes Ansehen erarbeitet haben.

Olfattology – Juruá
Juruá von Facebook

Olfattology ist nun also der jüngste Spross dieser italienischen Nischenduftdynastie. Ein Label, das sich thematisch in seiner ersten Kollektion dem Wasser verschrieben hat. Doch nicht irgendein Wasser stand Pate für jede der sechs Duftkompositionen, sondern jeweils ein berühmtes, bekanntes Gewässer auf einem der Kontinente dieser Erde. So reisten wir am letzten Freitag bereits in den Yosemite Nationalpark in den USA, an einen Gletschersee in Neuseeland und in die Wüste Taklamakan in China. Nordamerika, Australien/Ozeanien und Asien haben wir also hinter uns gelassen. Heute werden wir mit Juruá, Evros und Zambesi zuerst nach Südamerika, dann nach Europa und abschließend nach Afrika „verduften“. 😉

Eifrige Mitleser und Mitzähler werden erkennen, dass wir in der Kollektion von Olfattology nur sechs Kreationen zählen. In der Regel wird jedoch von sieben Kontinenten gesprochen. Tatsächlich wurde die Antarktis, die die Nummer Sieben darstellt, nicht olfaktorisch umgesetzt, obwohl dort (noch) ausreichend Wasser vorhanden wäre. In gefrorenem Zustand zwar, das könnte der Knackpunkt sein, der eine Umsetzung schwierig machen könnte. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht überrascht uns Olfattology ja in näherer Zukunft mit einem Antarktis-Duft, um die Kontinent-Wasser-Kollektion zu komplettieren.

Juruá – im Dschungel Südamerikas

Vom Rio Juruá hatte ich zugegebenermaßen bis zu dieser Rezension noch nichts gehört. Doch wie ich erfahren durfte, liegt die Quelle des südamerikanischen Flusses im Hochland Perus. Von dort aus mäandert er in unzähligen Kurven, Bögen und Schnörkeln Richtung Amazonas. Dabei schlängelt er sich über die unglaubliche Strecke von über 3200 km, von denen knapp 2000 km auch mit dem Schiff passierbar sind.

Olfattology – Juruá

Die Natur rund um den Rio Juruá ist einzigartig und steht seit 2018 unter besonderem Schutz. Ganz im Sinne der Ramsar-Konvention. Bleibt zu hoffen, dass die Natur dieser Region langfristig wirklich erhalten werden kann und nicht durch verheerende Feuer zerstört wird, die im Amazonasbecken alljährlich wüten. Wenn ich einen Blick auf die Karten der dortigen Waldbrände werfe, die man im Netz so findet, sieht es auch für den Rio Juruá nicht gerade rosig aus. Leider. Doch widmen wir uns nun der olfaktorischen Fluss-Hommage Juruá. Für diese verwendete Olfattology die Ingredienzien Zitronenblüte, Damaszener Rose, Kaffee, Rose, Jasmin, Vanille, Weißer Moschus, Zedernholz und Ambra.

Der Duft der grünen Lunge

Cremig und watteweich empfängt mich Juruá im Duftverlauf mit den gourmandigen Nuancen gerösteten Milchkaffees. Zusätzlich wird mir ein deliziöses Zitronen-Vanille-Teilchen olfaktorisch angereicht. Außerdem muss neben mir ein üppiger Rosenstrauch stehen. Denn ein zartrosa Blütenduft umhüllt mich, während ich die köstliche Leckerei nasche und mir nebenbei ein Schlückchen Milchkaffee gönne, dessen feine Crema zartschmelzend und samtig ist.

Nach und nach übernimmt dann doch die Rose das Duftruder. Sie betört mit einer süßen und würzigen Blütennote, die von der holzig-balsamischen Wärme von Ambra und Zedernholz unterlegt ist. Moschus puffert das Rosenarrangement durch seine sanften Pudernuancen ab und sorgt so für einen gelungenen und in sich stimmigen Ausklang.

Olfattology – Juruá

Auch wenn ich bei einem Duft, der einem Regenwaldfluss gewidmet ist, zuallererst an grüne und wilde Noten denke, an feuchte Erde und eine hitzige Schwüle, tut das der Schönheit von Juruá keinen Abbruch. Die Kreation widmet sich eher der reichen Blütenvielfalt mit ihren üppigen Duftnoten und den südamerikanischen Kaffeeplantagen denn der grünen Wildnis des Regenwaldes. Freunde von hellen Rosendüften mit einer nicht zu verachtenden Süße und würzig-gourmandigen Kaffeenuancen könnten mit Juruá von Olfattology einen Volltreffer landen. 🙂

Evros – im Süden Europas

Der Duft Evros entführt uns nach Südosteuropa, genauer nach Thrakien. Ein Landstrich, der mich sofort an Game of Thrones denken lässt, dank des kriegerischen Reitervolks der Dothraki. Obwohl die mit Thrakien natürlich so gar nichts zu tun haben. Diese Gegend wird von einem Fluss durchzogen, dessen griechischer Name Evros ist. Gemeinhin ist er aber unter dem Namen Mariza bekannt. Die Ufer des Flusses werden in Bulgarien, Griechenland und der Türkei – alles Länder, die er durchfließt – hauptsächlich ob ihrer Fruchtbarkeit landwirtschaftlich genutzt.

Auch im Mittelpunkt von Evros steht die Rose. Diese wird von Olfattology mit den Duftnoten Bitterorange, Neroli, Himbeere, Ylang-Ylang, Nagarmotha, Adlerholz (Oud), Patchouli, Weihrauch, Tolubalsam, Vanille und Moschus verpaart. Neben der in Bulgarien angebauten Damaszener Rose findet sich in Evros von Olfattology auch die Provence-Rose.

Olfattology – Evros
Evros in Griechenland

Die Blüten Bulgariens

Mit dunklen und tiefgründigen Noten startet Evros in den Duftverlauf. Erdige Wurzelnuancen nehme ich wahr, die auf würzig-harzige Holznoten treffen. Ein Strauß an Rosen untermalt die Duftkomposition. Dunkel sind auch diese Rosen. Dunkelrot und von einer verführerischen, geheimnisvollen Schönheit, die kaum fassbar scheint.

Das Adlerholz offenbart hier cremige Nuancen und fügt sich fast schon ein wenig devot ins Duftgeschehen ein. Seine sonst oftmals stürmischen und medizinisch anmutenden Akzente versteckt das Räucherwerk in Evros gekonnt. Nur hier und da blitzt die Kraft und Stärke des kostbaren Ouds zwischen den Blütenblättern der Rose hervor und zeigt, was in ihm steckt. Feine Weihrauchwölkchen ziehen am Himmel über dem Evros vorbei.

Währenddessen breitet sich nach und nach eine süßliche Wärme in der Kreation aus. Diese lässt den Duft heller und freundlicher wirken. Auch fruchtige Nuancen nehme ich schließlich wahr, sowie grün-würziges Blattwerk. Es scheint fast so, als wäre die Sonne über dem thrakischen Fluss aufgegangen und offenbare nun die florale Schönheit und Grazie dieser einzigartigen Region Südeuropas.

Olfattology – Evros

Unser Ausflug nach Evros beginnt in der Nacht. Dunkel, tiefgründig und mystisch wirkt der Auftakt des Extrait de Parfum aus dem Hause Olfattology, in dem düster anmutende Rosennuancen auf Adlerholz, Nagarmotha und Patchouli treffen. Erst nach und nach beginnt die Dämmerung bis Evros schließlich helle, sonnige und warme Rosennoten offenbart, die üppig, süßlich und reichhaltig sind. Eine spannende Duftkomposition mit einem überraschenden Verlauf von Dunkel zu Hell, die der Schönheit der Rose absolut gerecht wird.

Zambesi – im Herzen Afrikas

Zu guter Letzt bringt uns das Dufthaus Olfattology nach Afrika. Der Fluss Zambesi – hierzulande eher Sambesi geschrieben – durchfließt auf einer Länge 2500 km acht verschiedene Länder, bevor er sich schließlich in den Indischen Ozean ergießt. Besonderes Highlight der Nummer Vier der längsten Flüsse Afrikas sind die berühmten Victoria-Fälle. Doch auch sonst offenbart die Natur rings um den Sambesi eine einzigartige Schönheit.

Die Ingredienzien Bergamotte, Mandarine, Magnolie, Jasmin, Zimt, Labdanum (Zistrose), Vanille, Tonkabohne, Ambra, Perubalsam, Patchouli, Sandelholz, Zedernholz und Moschus sind die Zutaten dieses letzten Kandidaten unserer Duftreise mit Olfattology.

Olfattology – Zambesi
Luftaufnahme des Sambesi-Flusses. Im Hintergrund die Victoriafälle.

Unter der Sonne Afrikas

Zambesi zeigt sich vom ersten Sprüher an als warmer, gewürziger Wohlfühlduft. In wunderschönen Terracotta-Tönen gehalten erinnert er an die rote Erde Afrikas. Ein kurzer Moment der Hesperidenfrische im Auftakt, dann schon nimmt Zambesi Kurs auf die Gewürze.

Feinstes Zimt trifft auf dunkle, dezent rauchige Vanillenoten und die Cumarin-Nuancen der Tonkabohne. Jasmin spendet der Kreation eine sanft-florale Cremigkeit, die von der wärmenden und ledrig angehauchten Ambra köstlich akzentuiert werden. Das Sandelholz intensiviert die Cremenuancen in Zambesi und steuert eine balsamische Holzigkeit hinzu.

Langsam gleitet die Kreation von Olfattology Richtung Ausklang. Zedernholz und Moschus bilden hier ein sinnliches Duo, das die Duftkomposition durch eine aromatische Süße und sanft-pudrige Wattewölkchen harmonisch abrundet.

Olfattology – Zambesi

Ich sage es gleich vorab: Zambesi ist mein persönlicher Favorit in der Runde der heute durchschnupperten Düfte von Olfattology. Orientalisch anmutend besticht die Kreation durch eine unglaubliche Wärme und Tiefgründigkeit, die von einer allumfassenden Gelassenheit getragen wird. Wunderschöne Gewürze treffen auf edle Hölzer und weitere feinste Zutaten wie Ambra, Labdanum und Moschus. Eine samtig-weiche Wohlfühlkomposition, die sich in Herbst und Winter in meinen Augen am wohlsten fühlt, die anmutig und elegant zugleich ist. Ein gelungener Abschluss dieser Kollektion aus dem Hause Olfattology.

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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