Van Cleef & Arpels Rose Rouge – eine Rose ist eine Rose ist eine Rose …

… dachten sich wohl Van Cleef & Arpels und schickten sich an, eine neue ebensolche zu lancieren – et voilà, Rose Rouge ist hier und harrt einer näheren Betrachtung.

Es ist die zweite Rose in der Collection Extraordinaire des französischen Juweliers – und zwar nach Rose Velours. Gretchenfrage, meine Lieben: Wer kennt die Kollektion, wer kennt sie nicht? Die, die sie bereits kennen – sie ist ja schon einige Zeit am Markt – wie findet Ihr sie? Und – nennt Ihr Düfte daraus Euer Eigen, wenn ja, welche?

Ich bin ein großer Fan der Collection Extraordinaire. Von all den exklusiven Linien, die Juweliere und auch Modehäuser die letzten Jahre veröffentlicht haben, gehört sie mit zu meinen liebsten, vielleicht ist es auch meine liebste Linie. Der Grund dafür ist erdenklich einfach: die Kollektion überzeugt nicht nur mit einem überaus ansehnlichen Packaging – für mich willkommene, aber nachrangige Zier -, sondern auch mit herausragenden, überdurchschnittlich guten Düften. Gardénia Pétale gehört schon seit Jahren zu meinen allerliebsten Weißblühern – ein Gardenien-Tuberosen-Duft, wie es schöner fast nicht geht und einer meiner Alltime-Favoriten für laue Sommerabende. Orchidée Vanille ist toll genauso wie Precious Oud und das Cologne Noire. Lys Carmin ist wunderschön und leider discontinued – genauso wie es wohl jetzt auch der Rose Velours ergehen wird, wie ich gehört habe. Sehr schade, ich muss mir wohl noch ein Fläschchen bunkern.

Ob Rose Rouge eine würdige Nachfolgerin wird? Eigentlich habe ich keine Zweifel, obschon ich dennoch wehmütig gestimmt bin. Aber schauen wir uns die neue Rosenschönheit doch erst einmal an.

Ein Rosenchypre in modernem Gewand – Rose Rouge

„Seit Anbeginn der Zeit waren Rosen für Maler, Dichter, Botaniker und Parfümeure eine unendliche Quelle der Inspiration. Stets wurde die außergewöhnliche Schönheit dabei immer wieder neu interpretiert: als verführerisch, widerspenstig, als schlicht und doch außergewöhnlich, als dezent und als Blume von unendlicher Noblesse.

Und auch Van Cleef & Arpels interpretiert die Königin der Blumen neu und eröffnet mit Rose Rouge ein neues Kapitel Ausdruckskraft. Parfumeur Julien Rasquinet bringt seine Rosenkreation mit Chyprenoten und anderen köstlich faszinierenden Nuancen zum Erblühen.[…]

Parfümeur Julien Rasquinet kreierte sein „Rose Rouge“ auf der Basis zweier besonders luxuriöser Rosenduftakkorde, die sich durch ihre außergewöhnliche Qualität auszeichnen: Er wählte die intensive, sinnlich-fruchtige türkische Rosenessenz und Rose Essential – eine Melange edelster Rosenessenzen. Allein diese beiden Rosenakkorde bringen uns unmittelbar das Herz der Rose nahe und erinnern an das samtig-zarte Gefühl, wenn ihre frischen Blütenblätter die Haut streicheln.

„Ich wollte unbedingt den noblen Charakter dieser extrem wertvollen Ingredienzien bewahren, sie aber gleichzeitig neu und modern interpretieren“, verrät Julien Rasquinet. „Daher kombinierte ich das Bouquet mit stolzen, sehr selbstbewussten Holznuancen und einem unerwarteten Hauch von echtem, zartbitterem Kakao.““

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Rosa Pfeffer
Herznote: Türkische Rose, Rose, Schwarze Johannisbeere
Basisnote: Vetiver, Patchouli, Kakao, Moschus

Rose Rouge ist … anders als seine Vorgängerin – und eigentlich ist es ohnehin nicht fair, die beiden in Relation zu setzen, weil sie faktisch nichts miteinander gemein haben, weswegen ich etwaige Vergleiche an dieser Stelle auch tunlichst unterlassen werde.

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Rasquinets Intention hinsichtlich seiner Kreation war es, das erschnuppert man umgehend, eine moderne, zeitgemäße Rose zu schaffen. Zugleich aber bezieht er sich auf eine der ältesten Duftfamilien, diejenige der Chypres – das macht, der oder die geneigte Parfumista wird es wissen, das Vorhaben zu einer Herausforderung, weil es dem Parfumeur einen Spagat abverlangt. Klassische Chypres werden von vielen, ich erlebe es immer wieder, als „altmodisch“ empfunden, was an dem für sie typischen, weil charakterstiftenden Akkord aus Zitrusfrüchten im Kopf und (Eichen)Moos in der Basis liegt. Aus eben diesem Zweiklang, häufig ergänzt durch Vetiver, manchmal auch animalische Akzente, entstehen oft lederne Töne, darüber hinaus besitzen die Ikonen der Gattung allesamt eine Art „dumpfe“ Basis durch das Moos. Das sorgt für besagten Eindruck. Will sagen: viele Junge oder Menschen, die sich nicht detailliert mit der Historie der Chypres auseinandergesetzt haben und deren Bedeutung wertschätzen, sind hier schlicht raus. Und können insofern auch mit diversen Klassikern nichts anfangen, egal ob nun diejenigen von Guerlain, Chanel, Dior, Balmain oder Düfte wie Aromatics Elixier von Clinique, Jean Couturiers Coriandre, Sisleys Eau du Soir und wie sie alle heißen.

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Ich selbst habe es schon oft erwähnt, dass ich Chypredüfte liebe. Die Klassiker, keine Frage. Die Kreationen, die sich an deren duftende Tradition anlehnen. Und – die Neuinterpretationen dieser Duftgattung, denn es gibt sie. Einer der ersten, der mir bewusst über den Weg gelaufen ist als exzellentes Beispiel dafür ist The Different Companys Sublime Balkiss. Und dann ist da einer, der schon seit Jahren zu meinen Top5-Düften gehört – … regelmäßige Leser wissen, was jetzt kommt, es ist die Lady Vengeance von Juliette has a Gun. Ein Meisterwerk von Kurkdjian – ein moderner Rosenchypre.

Einen ebensolchen hat Rasquinet auch geschaffen mit Rose Rouge und sich dabei geschickt einem Früchtchen bedient, das die letzten Jahre vermehrt in den Parfumfokus gerückt ist – der Johannisbeere, genauer gesagt der schwarzen Johannisbeere. Diverse Rosen besitzen ohnehin fruchtige Facetten, die man mit allerlei Obst perfekt zum Strahlen bringen kann – Cassis eignet sich dafür ganz hervorragend, wie Rasquinet beweist. Rose Rouge brilliert mit einer kühlen, mitunter fast schon kühnen Fruchtfrische von leiser Herbsäuerlichkeit, die perfekt ausbalanciert wird durch das überaus samtige Naturell der Rosen. Man kann gar nicht anders als sie als „ROT“ wahrzunehmen, leuchtend rot. Pfeffer kontrastiert gekonnt, während die Basis überwiegend von Patschuli bestritten wird. Samtig, tief, erdig und Volumen erzeugend, darüber hinaus wie so oft kakaopudrig, und zwar auf feinste, deliziöse Weise, wie man sie beispielsweise von Lutens‘ Borneo 1834 kennt.

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Rose Rouge ist nicht vollkommen innovativ im Sinne von revolutionär, und dennoch ist er ein feiner, moderner Rosenduft, feminin, sinnlich und elegant, der sich angenehm von der Masse abhebt.

Wie sieht es aus, meine Lieben? Rosenfans unter Euch, Chypreliebhaber?

Herzlichst

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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