Auf Blüten gebettet – Rosendo Mateu – Olfactive Expressions Nº 3

Dritte Woche, dritter Duft: Heute beschäftigen wir uns mit Olfactive Expressions Nº 3 aus Rosendo Mateus Kollektion. Einem Duft, der sich rund um die Iris dreht. Jener Schwertlilie, die sich so oft in Parfumkreationen findet. Während man anderer inflationär eingesetzter Duftnoten schon mal überdrüssig werden kann (so erging es mir beispielsweise irgendwann mit der Oud-Rosen-Kombi), sticht die Iris hier für mich aber heraus. Durch ihren Facettenreichtum und ihre olfaktorische Bandbreite ist das edle Blütengewächs nach wie vor en vogue, bei mir jedenfalls. 😉 Mal butterweich, mal cremig, mal skinnig, mal mit Lippenstiftakzenten, mal zurückhaltend, mal dominant … Die Iris kann eine ganze Menge.

Und dann die wunderschönen Kombinationen. Ich werfe hier insbesondere die mit Leder in den Raum … Hach, so manche wunderschöne Lederiris hat schon mein Herz höher schlagen lassen. Ich sage nur Dzongkha. *schmacht* Die Variabilität, auch in Bezug auf die Kombinationsmöglichkeiten, scheint bei der Iris unendlich zu sein. Oder kommt mir das nur so vor? Ob es wohl an meinem Enthusiasmus liegen mag (wie Ihr vielleicht schon herauslesen könnt, bin ich ein Irisfan), dass ich das Schwertliliengewächs durch eine derart rosarote Brille sehe. Who knows? 😉

Rosendo Mateu – Olfactive Expressions – Nº 3

Wie dem auch sei, die Zahl der Irisdüfte ist immens. Auch ich habe schon unzählige rezensiert und war eigentlich immer sehr angetan. Wobei in meinem persönlichen Duftranking Dzongkha bisher keiner vom Schwertlilienpodest geschubst hat. Welche Irisdüfte sind denn Eure Favoriten? Habt Ihr da auch so eine Liebe auf den ersten Schnüffler?

Olfactive Expressions Nº 3

Doch heute soll es nicht um Bertrand Duchaufour und auch nicht um L’Artisan Parfumeur gehen, Rosendo Mateu und die Iris sind unsere Themen. Der Blick auf die Duftnoten verrät schnell, dass es sich hier um ein gewürziges Blütenarrangement handelt, das recht üppig ausfallen könnte. Bergamotte, Neroli, Iris, Damaszener Rose, Jasmin, Sandelholz, Vetiver, Ambra, Tonkabohne, Vanille und Weißer Moschus erwählte Rosendo Mateu für seine dritte Kreation.

Auf den ersten Blick sticht die Iris hier nicht unbedingt hervor. Insbesondere Neroli und Jasmin könnten ihr hier mit Leichtigkeit die Show stehlen. Auch die Rose wäre ein Kandidat für olfaktorische Vordrängelei. Und überhaupt, wie kommt die Steffi bei dieser prachtvollen Ingredienzienansammlung darauf, dass ausgerechnet die Iris hier im Mittelpunkt stehen sollte? Tja, die Steffi hat sich den Pressetext angeschaut und der ist ziemlich eindeutig:

Mit seiner Nummer 3 präsentiert Rosendo Mateu eine hervorragende und einzigartige Interpretation der Iris. Der Duft beginnt mit einer zitrischen Kopfnote aus kalabrischer Bergamotte und ätherischem Neroliöl aus Tunesien. Ein edler und eleganter Duft, gemacht aus natürlicher Iris, die für ihre Kraft, Raffinesse und ihren Wert bekannt ist. Sandelholz, Vetiver und der anhaltende köstliche Aspekt von Ambra, Kaschmir, Tonkabohne und Vanille spenden einen Hauch von Eleganz und Sinnlichkeit, der auch die anspruchsvollsten Duftliebhaber verführen wird.

Rosendo Mateu – Olfactive Expressions – Nº 3

Iris-istible – wirklich unwiderstehlich?

Was soll ich sagen? Ja! Bereits der erste Schnupperer offenbart wundervollste Irisnoten. Puderweich und samtig strahlen sie mir entgegen, hell und warm wie ein goldener Sonnenuntergang. Bergamotte sorgt im Auftakt für eine erfrischende, aber sehr unaufdringliche Hesperidenbrise und verleiht dem Duft Luftigkeit und Leichtigkeit. Schnell zeigt Olfactive Expressions Nº 3 auch erste Gewürznuancen: Vanille und Tonkabohne haben ihren ersten kurzen Auftritt und schmiegen sich aufs Köstlichste an die ohnehin schon deliziöse Irisnote.

Deren Pudrigkeit verschwindet nach und nach ebenso wie die Gewürze. Die Iris wandelt ihre Duftfacetten und zeigt sich nun in ihrer cremigen Form, hinreißend untermalt von den hellen floralen Noten von Neroli und Jasmin. Die Weißblüher umtänzeln die Schwertlilie, umgarnen sie mit ihrem (in diesem Fall) hauchzarten Blütenduft. Und wieder verändert sich die Iris: Leichte Lippenstiftakzente blitzen hier und da auf, die cremige Textur des Duftes wird reichhaltiger und erinnert nun beinahe an Körperbutter. Auch die bereits verschwundenen Gewürze tauchen hier plötzlich wieder im Duftgeschehen auf.

Holzige Noten schillern im Hintergrund und geben dem Blütenduft einen wunderschönen Rahmen, ohne ihn einzuengen. Langsam wird der Ausklang des Duftes eingeläutet: Ambra sorgt für einen zusätzlichen Hauch Sinnlichkeit und weißer Moschus bringt seine charakteristische Kuschelnoten mit in Spiel. Da lässt sich auch die Iris gerne fallen und ruht genüsslich bis sie schließlich zarter und zarter werdend ausklingt.

Rosendo Mateu – Olfactive Expressions – Nº 3

Rosendo Mateu – Wie gemalt

Wie schon bei den vorherigen Duftkreationen, schafft es Rosendo Mateu auch bei Olfactive Expressions Nº 3 Assoziationen perfekt umzusetzen. Die Dame mit den hellblauen oder fliederfarbenen Luftballons, die (das farblich passende Outfit lässt es vermuten) an einem warmen Sommerabend zu einer Festivität geht, vielleicht einer Hochzeit (obwohl das Outfit dafür ein bisschen zu keck sein könnte) oder einem anderen Event, bei dem viele, viiiiieeele Luftballons angesagt sind.

Die Hitze des Tages steigt vom aufgewärmten Asphalt zu ihr auf. Der Himmel ist golden und diesig. Keine klare, erfrischende Luft, kein strahlendes Blau am Himmel. Nein, das würde nicht passen zur Iris und Olfactive Expressions Nº 3. Das Foto ist die perfekte bildliche Umsetzung des Duftes und umgekehrt. Eine wunderschöne golden-leuchtende Irisimpression, die all ihre Facetten wunderbar zur Geltung bringt. Die Iris kann auch ohne Leder oder andere gleichgewichtige Kompagnons ganz alleine für sich stehen, nur untermalt von anderen Ingredienzien. Die Iris kann ohne, aber wir können nicht ohne sie. 🙂

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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