ArteOlfatto – zwei dunkle Gesellen

Nachdem wir uns ja schon letzte Woche den zwei Düften Paropamiso und Sine more aus dem Hause ArteOlfatto beschäftigt haben, die beide eher einen leichten, frühlingshaft-sommerlichen Charakter besaßen, tauchen wir heute ganz tief in die dunkle Materie der Duftingredienzien. Mit Oud Khasian und Black Hashish liegen zwei Kandidaten vor mir, die meiner Meinung nach ganz hervorragend in die aktuelle Jahreszeit und Großwetterlage passen.

Düfte voller Wärme und Tiefgang schenken uns in der dunklen und kalten Jahreszeit behagliche Momente. Ich stehe ja in Herbst und Winter ganz besonders auf gourmandig-angehauchte Düfte, aber auch zu warmen Holz- oder Lederduftkreationen sage ich momentan nicht nein. Mein Näschen erwarten heute ein gewürziger Oud- und ein dunkler Weihrauchduft. Ich bin schon sehr gespannt, ob ich unter den zweien einen neuen Winterliebling finde. 🙂

ArteOlfatto – In Indien mit Oud Khasian

Mit Oud Khasian nimmt uns ArteOlfatto mit auf eine Reise in den Nordosten Indiens. Dort und im angrenzenden Bangladesch lebt das indigene Volk der Khasi, welches sich durch eine matrilineare und matrilokale soziale Ordung auszeichnet. Die mütterliche Erbfolge ist hier vorrangig, Besitztümer, Rechte und Pflichten werden von der Mutter nach ihrem Tod an ihre Töchter weitergegeben. In dem in Sippen und Clans strukturierten Volk erbt in der Regel die älteste Tochter das gesamte Vermögen und wird Clan-Chefin. Der jüngsten Tochter wird oftmals die beste schulische Ausbildung ermöglicht. 🙂

Das khasische Oud vereint die Duftnoten Schwarzer Pfeffer, Kardamom, Rosenholz, Hölzer, Sandelholz, Vetiver, Adlerholz (Oud), Tonkabohne, Vanille und Ambra. Das neapolitanische Dufthaus sagt darüber:

Oud Khasian von ArteOlfatto ist ein aufwendiges, dunkles und mysteriöses Parfüm. Zu Beginn würzige Safrannoten und Kardamom, später dunkle Schatten von Patschuli, Labdanum und Moschus. Seine vielfältigen Facetten mit einem Hauch von Leder, Holz und Moschus führt sinnlich in die Fantasiewelt arabischer Nächte.

ArteOlfatto – Oud Khasian

Oud Khasian offenbart direkt nach dem Aufsprühen eine medizinische Gewürzigkeit, indem sich die charakteristischen Noten des Kardamoms und die leichte Schärfe des schwarzen Pfeffers mit den dezent bitteren und unverkennbaren Medizinnuancen des Adlerholzes vereinen. Eine trockene Holzigkeit und die dezent floralen Noten des Rosenholzes unterstreichen das doch eher dunkel gestimmte Trio und verleiht ihm helle Akzente.

Die im Auftakt doch sehr präsenten Medizinnoten des Adlerholzes mildern sich im weiteren Verlauf ab. Im Dufthintergrund zieht dafür eine leichte Rauchnote auf. Vetiver schenkt Oud Khasian zudem eine kühle Erdigkeit, die die düstere Atmosphäre des Dufts hervorragend untermalt. Nach und nach wird der Duft weicher und wärmer. Ambra, Tonkabohne und Vanille spielen ihre Reize aus und verleihen Oud Khasian einen wunderschönen und sinnlichen Ausklang ohne den adlerholzigen Grundton des Duftes zu überdecken.

Nachdem ich zuletzt nur Adlerholz-Rosen-Kombinationen unter meinem Näschen hatte, bin ich von diesem Oud-Kandidaten wirklich sehr überrascht und äußerst angetan. Die Kombination aus Gewürzen und Oud passt wirklich hervorragend und zeigt das Adlerholz von einer für mich ganz anderen Seite. Und auch wenn man beim Lesen denken könnte, bei Oud Khasian handelt es sich um einen richtigen Kracherduft, den man noch drei Räume weiter riecht, so sei gesagt: Dem Duft wohnt eine elegante Transparenz und Leichtigkeit inne. Wer auf der Suche nach einem unfloralen, unrosigen und fein, nein feinst ausbalancierten Adlerholzduft ist, sollte dieses Kunstwerk von ArteOlfatto wirklich unbedingt testen. 🙂

ArteOlfatto – Black Hashish ganz legal

Unser zweiter Dunkelduft heute dreht sich nicht um das schwarze Hanfharz, auch wenn der Name darauf schließen lässt. Nein, der Weihrauch ist der Protagonist dieses Duftes. Zu ihm gesellen sich in Black Hashish Labdanum (Zistrose), Grüne Noten, Veilchen, Tabak, Ambra, Kaffee, Moschus, Zedernholz und Sandelholz. Eine recht wilde Mischung wie ich finde, doch laut ArteOlfatto ist der Duft …

… ein warmes und hinreißendes Parfüm mit einem rauchigen Duft von Weihrauch. Es hat eine besonders hypnotische Stimmung mit wiederkehrenden Noten von Kaffee, Oud, Tabak und grauer Ambra. Sein Duft ist tief, aber nicht drückend und gleichzeitig führt seine bezaubernde Köstlichkeit zu einer Reise in der Vergessenheit.

ArteOlfatto – Black Hashish

Erstaunlich unbeschwert und transparent zeigt sich Black Hashish direkt nach dem Aufsprühen. Leichte Ledernoten, untermalt von einem dezenten und luftig-floralen Grün, eröffnen den Duft. Ganz langsam schiebt sich der Protagonist ins olfaktorische Geschehen. Ein zarter Weihrauch schenkt Black Hashish seine typischen harzig-holzigen Noten, die sich wunderschön an das luzide Leder anschmiegen. Der Duft erlangt mehr Volumen, wird intensiver, bleibt aber insgesamt dennoch ein Leichtfuß.

Schwarze und dezent bittere Kaffee- und süßlich-herbe Tabaknoten kommen hinzu. Sie schenken zunehmende Dunkelheit und verleihen dem Black Hashish gleichzeitig gourmandige Akzente. Zedern- und Sandelholz sorgen durch ihre würzig-warmen und balsamisch-süßen Noten für ein erneutes Aufflammen von Black Hashish. Ambra und Moschus läuten den Übergang in die Basis des Duftes ein. In ihrer typischen Wärme und Weichheit kann der Duft ganz langsam und gemächlich zur Ruhe finden und ausklingen.

Ein sehr schöner und leichter Weihrauchduft, der bei weitem nicht so düster ist, wie der Name es vermuten lässt. Allen, die nicht so auf schwere Düfte stehen, aber dennoch mal einen Weihrauchkandidaten testen wollen, sei Black Hashish hiermit ans Herz gelegt. 🙂

Damit verabschiede ich mich für diese Woche. Nächste Woche sind die zwei letzten Düfte von ArteOlfatto an der Reihe: Bois Precious und Brise Marine.

Liebe Grüße und eine schöne Woche wünscht
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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