Die White Collection von Moresque Parfum …

ist heute an der Reihe: Nachdem ich mich gestern erstmalig mit der Marke beschäftigt habe und Euch bereits Aristoqrati aus deren Art Collection vorstellte, widmen wir uns heute der White Collection.

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White erinnert mich an … Unschuld. Hochzeiten vielleicht auch – haben wir es hier mit einer Linie zu tun, die ausschließlich Damendüfte enthält? Wir werden sehen …

Diadema ist unser erster Kandidat und richtet sich selbstverständlich an uns Frauen als Zielgruppe:

moresquediadema„Diadema takes its name from „diadem“, the distinguishing symbol of sovereignty and nobility. This olfactory crown of sweetness and beauty is adorned with delicious fruity notes of cherries, bergamot and orange. The central ornament is a precious and floral accord of rose and jasmine that complete the voluptuousness of ylang ylang. The base marks the triumph of luscious and charming caramel, vanilla and patchouli.“

Die Selbstverständlichkeit, die ich Diadema unterstelle hinsichtlich seiner Adressaten, bezieht sich lediglich auf die Ingredienzen, nicht auf den Kopfschmuck. Denn das Diadem, das seinen Namen aus dem Lateinischen und dem Griechischen entlehnt (es heißt soviel wie Umgebundenes oder auch Stirnbinde), ist kein ausschließlich weiblicher Kopfschmuck. In der Antike und auch danach sowie in den Göttersagen tragen sowohl Männer als auch Frauen Diademe, der Lorbeerkranz stellt eine Weiterentwicklung davon dar. Erst später entwickelte sich das Diadem zu einer Art weiblicher Krone, getragen von den Frauen zahlreicher Herrscher. Heutzutage findet man Diademe eigentlich nur noch auf den Häuptern von Frauen in muslimischen Bevölkerungen, darüber hinaus bei Hochzeiten oder … na klar, anlässlich von Karneval oder besser Fasching, wie es bei uns im Süden heißt. Dem Diadem kommt insofern lediglich eine schmückende und zierende Bedeutung zu, es ist kein Zeichen mehr für einen bestimmten Stand.

Eine olfaktorische Krone soll Diadema sein – und sieht auf den ersten Blick ganz deutlich nach einem Gourmandduft aus … und ja, in der Tat, das ist Diadema auch, aber, wie ich bereits auf den ersten Schnupperer erkennen kann, eine erwachsene und elegante Variante eines solchen.

Ihr wisst es selbst, ich erwähne es oft genug und ich bin mir sicher, ihr wisst auch aus eigener Erfahrung, von was ich schreibe: Gourmanddüfte sind Geschmacksache. Im Bereich der Mainstreamer, vor allem der, ich sage mal: preisgünstigen, finden sich viele Düfte, die in allererster Linie auf junge Mädchen/Frauen zielen und sich mehr oder weniger großer Beliebtheit erfreuen. Pappsüß sind sie oft, fast schon klebrig, schwer und ausladend. Ich bin kein Fan von derlei Düften, vielleicht auch, weil ich ohnehin keine „Süße“ bin und mich nur seltenst an Süßigkeiten labe. Aber auch Fans von Gourmanddüften dürften bisweilen von allzu plakativen Vertretern genervt sein, erst recht, wenn sie von jemandem getragen werden, der sich damit allzu großzügig eingenebelt hat und an einem heißen Sommertag im Aufzug neben einem steht …

Gerade in der Nische gibt es diverse Vertreter dieser Gattung, die in vielfacher Hinsicht anders sind: Entweder sie bieten uns zusätzliche Noten, die sich in gewöhnlichen Gourmanddüften nicht finden wie beispielsweise animalische Anklänge oder Leder, sie interpretieren eine gewisse Ingredienz neu oder fokussieren auf eine bestimmte, noch „unverbrauchte“ Facette. Oder aber sie sind schlicht und einfach komplexer, subtiler, zurückhaltender und weniger offensiv. So eröffnet sich hier dann auch die Möglichkeit, ihnen Attribute wie „edel“ oder „elegant“ zuzuschreiben, die für mich hinsichtlich der Jungmädchen-Günstig-Gourmands nicht unzutreffender sein könnten.

Diadema ist nun ein solcher Vertreter, ein Duft, der sich nicht an ganz junge Mädels richtet, allerdings prinzipiell für einen Großteil der Damenwelt tragbar ist, ohne einem, ich sage es jetzt mal ganz direkt: auf die Nerven zu gehen. Dieses Potential hat er nicht, Gott sei Dank, dafür jede Menge anderes: Er wirkt verspielt und auf eine erotisch-sinnliche Weise kinky, ohne jedoch „sexy“ zu schreien, ist adrett, elegant und edel aufgrund seiner guten Balance.

Vanillecreme zeigt sich sogleich im Auftakt, von milchigen und pudrigen Anklängen begleitet und flankiert von zum Reinbeißen leckeren Kirschen. Saftige Orangenschnitzchen spenden ein wenig Fruchtfrische, treten aber für das opulente Herz in den Hintergrund: Ylang, tropisch, weißfloral und nektarsüß, zeigt sich von seiner besten Seite. Dazu ein üppig blühender Jasmin, der ganz ohne indolische Anklänge auskommt, die, nebenbei bemerkt, dem Duft auch nicht gestanden hätten. Unser Jasmin hier greift selbstverständlich die Cremigkeit des Duftes auf, verstärkt sie und lässt den Duft meine Haut schmeicheln. Kostbar wirkt Diadema auf der Haut und lockt mit zart gesponnenen Fäden kristallisierten Karamells. Patchouli pudert und weckt Erinnerungen an zarten Kakao.

Diadem ist köstlich und samten, feminin, sinnlich und fein. Ich bin mir sehr sicher, dass sich viele von Euch für ihn begeistern können.

Moreta ist unser zweiter Kandidat – und scheint wieder eine Weibse zu sein:

moresquemoreta„Moreta – „beautiful girl“ in Spanish. She impresses by her charm, freshness and natural charisma. She teases by giving a first glance of fruity and mild spicy notes. But in reality she hides a blossoming and sweet heart of floral and suggestive accords. An attractive beauty anchored in confident, earthy, sensual and warm cedarwood, white musk and patchouli.“

Ein schönes Mädchen – in der Tat, das ist sie, unsere Moreta! Ich kann es sofort sagen – bisher mein Liebling aus der Kollektion. Warum? Weil mir gleich zwei Schwestern im Geiste einfallen, vielleicht auch drei: Kisu von Tann Rokka, Romantina von Juliette has a Gun und ferner, entfernt – Amelia von Grossmith. Wirklich gewürzige oder würzige Noten finde ich in Moreta nicht. Dafür entdecke ich Weißblüher, Jasmin und Orangenblüten, vielleicht auch Neroli, ersterer cremig-pudrig und sanft auf der Haut, feminin und sinnlich, während die Hesperidenblümelein heiter-beschwingt frisch-fruchtig und gleichermaßen nektarsüß-geküsst sich zeigen. Damit all das nicht zu schwer wird, finden sich eine ordentliche Portion Moschus, heller, weicher und leichter Moschus, sowie Zedernholz. Die Zeder hier ist sauber-holzig, subtil seifig und klar, der Patchouli pudert ein wenig samten und erdig im Hinter- und Untergrund.

Moreta ist – Geschmackssache. Das habe ich auch bei Romantina schon festgestellt: Einerseits jene weiße Blüten, opulent und sinnlich, fast schon kinky, mit einer leichten Pudrigkeit dank des Patchouli sowie einer dominanten Nektarsüße. Und andererseits dann wieder diese Leichtigkeit, eine gewisse Frische, fruchtige Anklänge und Moschusweichheit. Wer einmal einen von den Kandidaten oben getestet hat, wird wissen, wovon ich spreche. Und kann sich getrost auf meinen Rat verlassen: Wenn er ihm, vielmehr: ihr gefallen hat – testen. Wenn nicht – dann wird Moreta diese Frau auch nicht zum strahlen bringen.

Unser letzter Duft aus der White Collection von Moresque ist Tamima, bei dem ich mir rein von den Ingredienzen her nicht ganz sicher bin, ob er für uns Frauen vorgesehen ist oder für beide Geschlechter tragbar, ich lasse mich mal überraschen:

moresquetamima„Defined as „Talisman“ in Arabic, Tamima leads to a promise of protection and good fortune. Romantic neroli and sunny orange merge in a purifying heart of eucalyptus, enriched by earthy nagarmotha, poetic amber and leathery sage. The woody base of cashmeran and inviting oud, sweetened by vanilla, completes Tamima’s recipe of luck.“

Ein Glücksbringer soll es sein … Glück in der Liebe dürfte hier eher angebracht sein als im Spiel oder auf der Arbeit. Tamima ist jetzt kein Duft, den ich bei einem Vorstellungsgespräch tragen würde oder in einer Konferenz – zu weich, zu sinnlich ist er, zu holzig-pudrig auf der Haut. Der Puder erinnert mich hier ein wenig an den Puderzucker, den man auf Lokum stäubt: Pudrig und hauchzart, aber dennoch auf eine Art und Weise feucht, floral-feucht, meist von Rosenwasser benetzt. Unser Puder hier ist getränkt von Neroli, Eukalyptus nehme ich zwar nicht so mentholisch wahr, wie er häufig gerne auftritt, aber wenn man genauer darauf achtet, erahnt man, dass er für die Frische verantwortlich ist, die der Pudrigkeit irgendwo tief im Herzen innewohnt. Mir gefällt sie, diese grüne Frische, die von Salbei und Nagarmotha untermalt und verstärkt wird – sie hindert den Duft daran, zu schwer, zu üppig zu werden. Ein Hauch Hölzer, balsamische, und deliziöse Vanillecreme runden den Duft gekonnt ab. Das Oud, ja das Oud … finde ich weder auf meiner Haut noch auf dem Duftstreifen sehr präsent, es dient in diesem Falle eher dazu, den holzigen Anklängen mehr Körper zu geben. ihm ein paar kantige, balsamisch-rauchige Akzente zu stiften. Im weiteren Duftverlauf wird es etwas augenscheinlicher, allerdings denke ich, dass es nicht bei jedem dominant auf der Haut „durchbrechen“ sollte.

Nichtsdestotrotz – auch Tamima ist eine Dame, keine Frage. Ein moderner und zeitgemäßer Gourmand mit starker Pudrigkeit, die bisweilen an Vintage-Puderquasten erinnert, von unserem schönen Neroli-Lokum adäquat ausbalanciert.

In letzter Zeit habe ich einige Frauen in meinem Bekanntenkreis gehört, die gerne wieder charakteristische Frauen- und Herrendüfte hätte. Eine davon ist unsere liebe Leserin Jutta, die sich an dieser Stelle ganz herzlich gegrüßt fühlen darf! Ich denke, dass Moresques White Collection für genau diese Frauen einen Versuch wert ist: Moderne und hochwertige Düfte, dezidiert der Damenwelt zugedacht.

Ich bin gespannt, was Ihr sagt, wenn Ihr getestet habt!

Jetzt aber erst einmal ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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