Scandinavian Crime und ein Interview mit Laurent Mazzone

Im idyllischen Skandinavien wird gemordet, was das Zeug hält. Kommissar Mazzone ermittelte und deckte dabei ein skandinavisches Verbrechen auf?

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Manche wissen es, ich habe Skandinavistik studiert. Skan… was? Diese Frage begleitet mich seit Beginn dieses Unterfangens. Dabei handelt es sich um nichts anderes als ein Studium der Sprachen und Literatur Skandinaviens, auch Nordistik genannt, und nein, wir waren dabei die meiste Zeit vollständig bekleidet, mit Nudismus hat dies nichts zu tun. Also bin ich ohnehin eingenordet und genau der richtige Rezensent für diesen Duft. 🙂

Ich habe in den letzten Jahren einige Skandinavien-Krimis gelesen. Los ging es mit der Krimi-Reihe des erst vor Kurzem verstorbenen Henning Mankell. Seine Krimis mit dem mürrischen Kommissar Wallander wurden auch verfilmt und laufen auf manchen Sendern in gefühlter Endlosschleife durchs Abendprogramm. Der bei Mankell oftmals pessimistische und sozialkritische Grundton war auch keine Erfindung des Autors. Bereits in den Sechziger und Siebziger Jahren kritisierte das Schriftstellerduo Maj Sjöwall und Per Wahlöö in ihren Krimis die überall sonst als Musterdemokratie wahrgenommene schwedische Gesellschaft. Auch ihr Ermittler Kommissar Beck ist Freunden der literarischen Verbrechensaufklärung natürlich ein Begriff. Auf seiner Figur basiert ebenfalls eine ganze TV-Serie. Dann habe ich es mit Håkan Nesser versucht, ich habe ihn als anspruchsvoller und besser geschrieben in Erinnerung, dann kamen einige Island-Krimis, „Nordermoor“ von Arnaldur Indriðason kann ich empfehlen und auch die Bücher von Viktor Arnar Ingólfsson. Irgendwann war bei mir einfach die Luft raus, obwohl mir Stieg Larssons Millennium-Trilogie gut gefiel, und ich habe mich wieder anderen Themen gewidmet. Ich glaube die Faszination der Skandinavien-Krimis basiert auf dem Kontrast zwischen Pippi-Langstrumpf-Michel-aus-Lönneberga-Idylle, Holzhäuschen in Falunrot und Weiß und den schaurigen Verbrechen, die von oftmals sympathisch griesgrämigen und menschlichen Kommissar-Antihelden bei schaurigem Wetter, viel zu viel Kaffee und läbbrigen Sandwiches aufgeklärt werden. Realistische Darstellungen der Gegebenheiten, die menschlichen Schwächen der Ermittler werden oft mit sozialkritischen Themen verbunden, die uns alle in irgendeiner Form bewegen – das wirkt authentisch. Habt Ihr eigentlich Skandinavien-Krimi-Favoriten?

Anlass für diesen kleinen Ausflug ist natürlich der neue Duft „Scandinavian Crime“ von LM Parfums. Ob Laurent Mazzone tatsächlich Krimi-Fan ist oder was ihn zu diesem Namen bewog, werde ich hoffentlich bald erfahren, denn er hat mir die Beantwortung einiger Interview-Fragen versprochen, diese findet Ihr am Ende des Artikels. Der Produkttext ist kurz und kryptisch und gibt dieses Geheimnis jedenfalls nicht preis. Der Duft wurde zuerst unter dem Namen „Unique Russia“ lanciert (schön mit rotem Stern vorne drauf), später erhielt er seinen jetzigen Namen. Warum dies so ist, war eine meiner Fragen.

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Scandinavian Crime – Der Duft

Ach jetzt ist doch Frühling, Harmen, was kommst Du denn jetzt mit solch einem Düsterling um die Ecke? Das recht mystisch bis gruftig ausgefallene Bildmaterial gibt nur einen Aspekt von „Scandinavian Crime“ wieder, das kann ich jetzt schon verraten.

Ein wunderbarer Auftakt: Pfeffrige Noten vereinen sich mit grün-seifigem Koriander, grün-würzigem Kardamom und scharfem Ingwer. Wer will, kann hier vielleicht einen Bezug zum legendären nordischen Glühwein, dem Glögg, sehen, aber weihnachtlich ist der Duft trotz allem nicht. Vor allem auf dem Streifen kommen die Kopfnoten besonders schön zum Leuchten, eine Oudschwade sticht immer wieder hervor und neben weichem Moschus bemerke ich immer wieder deutlichen Weihrauch. Diese Mischung ergibt trotz einiger Schwergewichte eine holzig-harzige, bisweilen fast fichtennadelartige Frische. Wie es nun immer ist, wird es auf der Haut wärmer, trotz allem bleiben die Gewürze sehr präsent, allen voran vor allem Kardamom. Auf längere Sicht klingt der Duft trocken-holzig aus. „Scandinavian Crime“ gefällt mir richtig gut, aber ich bin auch ein großer Kardamom-Freund. OK, ich gebe zu, kein waschechter Frühlingsduft, aber sicher auch mal bei wärmeren Temperaturen gut tragbar dank der frischen Komponente.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Pfeffer, Koriander, Kardamom, Ingwer
Herznote: Patchouli, Adlerholz (Oud), Sandelholz, Ambra
Basisnote: Moschus, Vanille, Weihrauch, Labdanum (Zistrose)

Das Beste zum Schluss, hier nun als großes Finale das Interview mit Laurent. Ich verabschiede mich schon einmal.

Liebe Grüße
Harmen

Das Interview mit Laurent Mazzone

lmHarmen: Lieber Laurent, zuerst einmal ein großes Kompliment, ein wirklich faszinierender Duft! Hat dich einer der schwedischen Krimis dazu inspiriert, diese Kreation „Scandinavian Crime“ zu nennen?

Laurent: Ich habe mich von keinem berühmten Krimi inspirieren lassen, aber meine Vision war es, Wirkliches und Unwirkliches miteinander zu vermischen. Die skandinavischen Länder haben mich schon immer sehr inspiriert, und ich dachte, dass es ein „Verbrechen“ ist, dass diese von der Parfumbranche so wenig beachtet werden.

Harmen: Kannst du uns etwas zur Entwicklung des Dufts erzählen? Wie funktioniert das Ganze von der Idee bis hin zum Verkauf in den Geschäften?

Laurent: Wie du weißt, war der Duft zuerst eine Hommage an meinen russischen Vertrieb und sein Team. Mit dem Parfümeur Richard Ibanez, mit dem ich das Parfum kreierte, wollte ich kein Parfum im Stil von „Cuir de Russie“ oder so etwas machen. Ich wollte etwas kreieren, was all die Energie dieses Landes widerspiegelt.

Harmen: In „Scandinavian Crime“ gibt es helle und frische würzige Noten, aber auch dunkle und geheimnisvolle Untertöne. Ist das dein Bild von Skandinavien?

Laurent: Zuerst war der Duft ja nur eine limitierte Edition für den russischen Markt und eine Hommage an meinen russischen Distributor und sein Land, aber ich wollte ihm ein zweites Leben schenken, damit man ihn auf der ganzen Welt erleben kann. Dieses Parfum wurde von diesem riesigen Land inspiriert, das wie Skandinavien kalt und geheimnisvoll ist. In all meinen Parfums gibt es etwas Persönliches und Intimes.

Harmen: In deinem Pressematerial sehen wir Schwarz-Weiß-Bilder von gotischen Kirchen und eine ritualartige Atmosphäre. Wie düster ist die Seele von Laurent Mazzone?

Laurent: Während einer Reise nach Kopenhagen im Oktober wurde ich – wie so oft – von einer Kirche „verführt“. Es war Abenddämmerung und ich war von den Verzierungen beeindruckt, die sich mir zeigten. In diesem Moment entschloss ich mich, Unique Russia ein zweites Leben zu schenken. Und ich denke, es war gerechtfertigt, auch wegen der außergewöhnlichen Duftpyramide. Was meine dunkle Seele betrifft, diese wird in einigen meiner Parfums enthüllt.

Harmen: Kannst du unseren Leser schon etwas über die neuen Düfte „Sine Die“ und „Aldhèyx“ verraten?

Laurent: „Sine Die“ ist mit einer persönlichen Erinnerung verbunden, als ich eine der seltenen Reisen mit meinem Vater durch Italien unternahm. „Aldhèyx“ ist eine erotische Geschichte über zwei Menschen, die nach gemeinsamen Empfindungen suchen.

Harmen: Vielen Dank, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast.

 

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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