Werbeclips für Parfums …

… sind aufwendig, werden immer aufwendiger gemacht und inszeniert. Und sind, meiner Meinung nach, eine Kunstform. Nicht selten stecken sehr bekannte Regisseure dahinter, die man bereits aus den Bereichen Film/Kino, Musik/Video-Clips oder auch aus der Werbung im Allgemeinen kennt.

Ich als alter Filmnerd wollte mich schon lange einmal damit auseinandersetzen, welche Großen der Filmwelt sich bereits in diesem Feld ausgetobt haben. Im Prinzip ist die Aufgabenstellung ja eine ähnlich wie die meine: Das Olfaktorische zu transformieren. In meinem Fall Duftendes in Worte zu gießen. Im Falle der Werbeclips die Aussage eines Parfums, seinen Charakter in Bildern darzustellen – und damit die Bildwelt der Marke, das Lebensgefühl, das diese versprühen möchte, ebenfalls visuell greifbar zu machen, um damit Sehnsüchte zu wecken.

Während meiner Recherche zu diesem Thema bin ich über die Seite Women’s Perfume Reviews gestolpert, die eine ganz nette Analyse der gängigen Werbeclips liefert, seht hier. Gemäß der Autorin lassen diese sich in fünf Kategorien unterteilen:

  1. Best Hommage to Perfume Ads: „Nomen est omen. The first category of perfume ads comprises the ads that try hard to reach the highest ‚level‘ in direct translation of (no particular order): Name (Paris by Yves Saint Laurent), Certain ingredient of a perfume (e.g. DKNY Delicious Candy Apples by DKNY), Scent (Flora by Gucci) OR Simply a Perfume or its history (Chanel No. 5) into an audio-visual format.“
  2. Best Sexy Women’s Perfume Ads: Eye-rotic, Hooot, Passionate, Wild!: „In terms of getting the highest share of viewers‘ attention, this category of perfume ads would undoubtedly win the #1 place. Sex(y) sells women’s perfumes, too, if you didn’t know yet!“
  3. Best Perfume Advertisements That Unveil Femme Fatale: „What makes a true Femme Fatale, a true Woman, a Queen, The One and Only? Does she wear a perfume? What kind? These are all the questions femme-fatale type of perfume ads are trying to answer.“
  4. Best Poetic Women’s Perfume Ads: Poetic Commercials for Women’s Perfumes That Show a Wonderful World: „[…] Feel-good women’s perfume ads, that will help you see the world through rose-colored glasses.“
  5. „Best Celebrity Women’s Perfume Ads: Let Your Favourite Celebrity Help You Choose the Right Perfume for You: Celebrity endorsing of (women’s) perfumes allegedly started with Marilyn Monroe’s famous quote, that in bed all she wore, was a few drops of Chanel No. 5. Since then, celebrity endorsed (fronted) or ‚owned‘ fragrances have become one of the key marketing strategies in the fragrance business. For these type of fragrances Perfumeshrine.com coined an ingenious term: celeboscent (celebrity+scent) and Avery Gilbert of firstnerve.com calls celebrities endorsing perfumes smellebrities.“

Ich finde, die Einteilung passt. Und würde gerne mal noch ein wenig tiefer eintauchen … Interessiert Euch das? Habt Ihr Lust dazu, dass ich hier diesbezüglich mehr in die Tiefe gehe und zu diesem Thema noch ein paar Artikelchen einstreue in nächster Zeit?

Stürzen wir uns auf unser eigentliches Thema, die Filmregisseure hinter den Duftkulissen 🙂

David Lynch ist natürlich gleich mein erster Kandidat. Seines Zeichens Kultregisseur und bekannt durch Filme wie Eraserhead, The Elephant Man, Dune, Blue Velvet, Wild at Heart, Lost Highway, Mulholland Drive und, na klar, Twin Peaks. Seine Geschichte in der Werbung ist eine ziemlich lange und kontinuierliche, wie man hier ersehen kann – diverse Firmen wie unter anderem Barilla, Georgia Coffee, Adidas, Nissan und Sony (Playstation 2) sind dabei sowie selbstredend verschiedene Parfumhersteller bzw. Edelmarken, die Parfums lancieren.

Seine ersten Arbeiten waren für Calvin Kleins Obsession – und zwar schuf er gleich vier Clips, die in den 80ern erschienen. Jeder Clip war an einen anderen Schriftsteller angelehnt, und zwar an F. Scott Fitzgerald, D.H. Lawrence, Gustave Flaubert und Ernest Hemingway.

Die Nummer 1 – F. Scott Fitzgerald „Kissed“:

„He knew that when he kissed this girl, and forever wed his unutterable visions to her perishable breath, his mind would never romp again like the mind of God. So he waited, listening for a moment longer to the tuning-fork that had been struck upon a star. Then he kissed her. At his lips’ touch she blossomed for him like a flower and the incarnation was complete.“ Zitat aus: „Der große Gatsby“

Die Nummer 2 – Ernest Hemingway „Awake“:

„I lay awake thinking and my mind jumping around. Then I couldn’t keep away from it, and I started to think about Brett. I was thinking about Brett and my mind started to go in sort of smooth waves. Then all of a sudden I started to cry. After a while it was better and I lay in bed and listened to the heavy trams go by.. and then I went to sleep.“ Zitat aus „Fiesta“

Die Nummer 3 – D.H. Lawrence „Dangerous“:

„Her fingers went over the mould of his face, over his features. How perfect and foreign he was—ah how dangerous! Her soul thrilled with complete knowledge. This was the glistening, forbidden apple … She kissed him, putting her fingers over his face, his eyes, his nostrils, over his brows and his ears, to his neck, to know him, to gather him in by touch.“ Zitat aus: „Liebende Frauen“

Die Nummer 4 zu Flaubert, „Explore“, könnt Ihr hier sehen. Einen schönen Artikel zu Lynch und diesen vier Clips habe ich ebenfalls gefunden – seht hier. Wer genau hinsieht, in den obigen Clips wird „Personal“ wiedererkennen: Lynch arbeitet sehr gerne mit der gleichen Schauspielerin – einige in den Clips kennen wir aus Twin Peaks.

Für Armanis Gio war Lynch ebenfalls fleißig – mit einem an Hitchcock erinnernden Clip, der surrealistische Züge trägt:

Opium von Yves Saint Laurent, ebenfalls von David Lynch:

Und noch einer – und zwar für Gucci by Gucci:

Für Dior drehte David Lynch gleich einen ganzen Kurzfilm – 15 Minuten lang – namens Lady Blue Shanghai:

Die Hauptdarstellerin hier ist keine Unbekannte – Marion Cottilard, die lange Zeit das Gesicht für Dior war. Deshalb gibt es noch diverse Imagefilme mit ihr für Dior, alle von anderen Regisseuren und größtenteils sehenswert. Schaut gerne mal nach „Lady Rouge“, „Lady Noire“, „L.A. by Dior“ …

Und? Was sagt Ihr? Gefallen Euch die Clips? Seid Ihr auch Film- oder gar Lynch-Fans? Mögt Ihr solche Clips?

Morgen geht es auf jeden Fall nochmals weiter mit ein paar anderen Regisseuren und ein paar anderen olfaktorischen Duftinterpretationen …

Bis dahin alles Liebe und viele Grüße,

Eure Ulrike

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Dorothea
    11. Juni 2015
    Antworten

    Lady Blue Shanghai finde ich ganz gelungen, die anderen Clips sind nicht so mein Ding. Allerdings bin ich schon sehr gespannt auf das neue Dior-Gesicht – Johnny Depp.
    Captain Jack Sparrow goes Dior, yay!!!

  2. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    12. Juni 2015
    Antworten

    Ich liebe die Dior-Clips, bin aber auch ein alter Cotillard-Fan. Kennst Du Rust & Bone, Der Geschmack von Rost und Knochen? Oder den Piaf-Film La vie en Rose? Allerdings hat mir Cotillards letzter, Zwei Tage, eine Nacht, nicht so gut gefallen – vielleicht waren die Erwartungen aufgrund der exzellenten Kritiken zu hoch …

    Betreffs der anderen Lynch-Clips: Gio finde ich schon richtig toll. Und die alten Obsession-Clips finde ich ganz großartig – das liegt aber sicher daran, dass ich die Autoren und deren Werke dazu sehr gerne mag 😉

    Auf Johnny Depp hoffe ich auch – obgleich ich finde, dass er sehr abgenommen hat. Ich meine – früher war er doch einer DER Männer. Ich habe neulich mal wieder alte Fotografien von ihm und Moss gesehen – wow! Er ist irgendwie alt geworden – das alleine ist ja nicht schlimm, aber er gibt sich irgendwie Mühe, „skurril“ auszusehen. Und wirkt dadurch komisch. Vielleicht zu viel bei Burton mitgespielt? Keine Ahnung. Außerdem fand ich die letzten Filme von ihm fast durchgängig richtig schlecht. Allen voran The Tourist, der für mich eine herbe Enttäuschung war. Außerdem ist es echt eine Kunst, Depp hässlich aussehen zu lassen – Florian Henckel von Donnersmarck ist es in dem Film gelungen. Nur Depps Rolle in Tusk war unglaublich witzig – glaube aber kaum, dass viele diesen Film gesehen haben oder sehen werden … ist wohl ein bisschen zuu nischig 😀

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

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