Mancera – die Zweite.

Heute erwarten uns weitere fünf Düfte der Mancera-Kollektion, von der ich Euch die erste Hälfte gestern bereits vorgestellt hatte. Wie versprochen widmen wir uns heute vorrangig zwei Themen: Dem Oud und dem Moschus.

Musk of Flowers… ist unser erster Kandidat und brilliert mit Geißblatt, Rosen, Orangenblüte, Moschus, Eichenmoos und Bergamotte. Geißblatt dominiert hier und macht den Duft zu einem heiter-floralen Gesellen: Üppig, honigsüß und fröhlich zeigt es sich, das Geißblatt, im Duett mit einer frisch-fruchtigen Rose. Bergamotte steuert zitrische Sprenkler bei, die dem Ganzen eine feine Herbheit beisteuern, während die Basis von moosiger Weichheit geprägt ist. Unkompliziert, freundlich und liebenswert ist Musk Flowers, den ich mir perfekt im Frühling oder Frühsommer vorstellen kann.

Unbenannt

Wave Musk ist ein willkommener neuer Duft in der viel zu kleinen Riege der Meerdüfte, an denen sich doch ein nicht unwesentlicher Teil der Parfumgemeinde erfreut. Werfen wir erst einmal einen Blick auf die Ingredienzen: Pampelmuse, schwarze Johannisbeere, Kräuter im Kopf, Orangenblätter, Salzige Noten, Treibholz im Herzen und Algen sowie weißen Moschus in der Basis. Im Auftakt dominiert eine verhalten bittere, feine Herbheit, die der Pampelmuse zu verdanken ist – jene verbindet sich mit der Säuerlichkeit der Johannisbeeren und wird von aromatischen, frisch-grünen Kräutern gesäumt. Dieses fruchtige Geschehen ist, ähnlich wie zum Beispiel in The Different Companys Sél de Vetiver, einem Liebling von mir, nicht wirklich als Fruchtstillleben zu verstehen, sondern schafft vielmehr den Hintergrund für die Meeresanklänge, die salzigen. Eine abstrakte Impression einer gischtigen Welle – ich bin begeistert. Auch, weil da eine salzig-süße Leichtigkeit weht, Meerwasserzimt würde ich es mal nennen…Wave Musk ist ein wirklich schöner und innovativer Zuwachs für die duftenden Meeresimpressionen.

~ O M G ~The things we do to get the perfect shot :))))

Gold Intensitive Aoud… hat folgende Ingredienzen: Kopfnote: Zitrone, Aquatische Noten; Herznote: Rose, Geraniumblätter, Safran, Teakholz, Guajakholz; Basisnote: Hölzer, Ambra, Weißer Moschus. Und als ich ihn zum ersten Mal aufgesprüht habe, musste ich sofort an Aoud Rose Petals von Montale denken, welcher aus diesen Zutaten besteht: Kopfnote: Adlerholz (Oud), Herznote: Rose, Geranium; Basisnote: Zedernholz, Teakholz, Ambra. In der Tat, die Ähnlichkeit ist da, ohne Zweifel, schon alleine wegen dem Inhalt. Gold Intensitive Aoud ist aber dennoch anders als Aoud Rose Petals – er ist weiblicher, weicher und süßer. Eine fruchtig-süße Rose, zart minzig angehaucht, in Oud getaucht und von fragilen Edelhölzern getragen. Sehr sehr schön – und genau für diejenigen gemacht, denen Oudrosen mitunter zu düster sind.

drizzle

Sand Aoud … offeriert uns jetzt Wärme, und zwar nicht zu knapp: Zimtige Schärfe und pfeffrige Würze drängt sich in mein Näschen samt einer extrem staubigen Trockenheit, die von einer exzellent harmonierenden Note kontrastiert wird – von schwarzer Johannisbeere. Einer, die sich exakt so präsentiert wie das Gelee derselben schmeckt – dieses leicht pelzig-säuerliche, fein-fruchtige Etwas in konzentrierter Form. Ich hätte nie gedacht, dass es hier so gut wirkt – und doch, es passt, und zwar perfekt. In die Trockenheit mischt sich Oud mit deutlichen Lederanklängen samt einer Rose, die für frischen Wind in dieser Leone-Westernlandschaft sorgt. Patchouli spendiert Rückgrat, Weihrauch raucht geheimnisvoll verwegen vor sich hin, Vanille stiftet ein wenig Weiche, von Moschus unterstützt – heraus kommt ein wirklich facettenreicher Oudduft. Sand Aoud ist eine gelungene Bereicherung der mittlerweile sehr breiten Oud-Riege, weil er diesem Thema neue Facetten abgewinnt. Ein Schöner ist es, meine Damen und Herren!

Like Nowhere Else

Cedrat Boisé… gefällt mir ebenfalls ziemlich gut. Wie der Name schon vermuten lässt, haben wir es hier mit einer Kreation zu tun, die auf eine gewohnt gute Kombination zurückgreift: Auf Hesperiden in Kombination mit Hölzchen. Das funktioniert eigentlich immer – in diesem Falle aber besonders gut. Ich sehe ihn eher an einem Mann – aber bitte, liebe Herren, vorher testen! In meinem Falle gibt es eine große Diskrepanz zwischen Teststreifen und meinem Handgelenk, insofern fällt der Duft wohl sehr unterschiedlich aus. Aber kommen wir doch zuerst einmal zu dem Inhalt: Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Schwarze Johannisbeere, Maritime Noten, Gewürze; Herznote: Fruchtige Noten, Jasmin, Patchouli; Basisnote: Sandelholz, Zedernholz, Wildleder, Moos, Weißer Moschus, Vanille. Ausgehend vom Teststreifen hätte ich gesagt, dass wir es hier mit einem Understatement-Duft zu tun haben, einem sehr feinen, distinguierten Exemplar. Zitrische Frische, fein säuerliche Früchtchen, ein Hauch Meer, aromatische Akzente, ein ordentlicher Tupfer Wildleder, der im Verlauf des Duftes an Präsenz gewinnt sowie eine weiche, sanft-süße und warme Basis samt Unterholz. Auf meinem Ärmchen wird es deutlich knackiger: Die Ledernote ist mehr als präsent und dominiert den Duft, sodass aus Cedrat Boisé ein echter Prachtskerl wird, der von einer neckischen Wärme und aromatischen Anklängen begleitet wird. Beides sehr nett, aber doch sehr unterschiedlich. Da hilft letztendlich nur Selbsttest Jungs!

Alles in allem bin ich mir mitterweile sehr sicher, dass hier als Parfumeur ausschließlich (oder zumindest federführend) Monsieur Montale die Finger an den Phiolen hatte. Aber ob nun das Original (Montale) oder hier eben Mancera, ebenfalls mit Montale – das ist mir gleich, so lange es solch feine Düftchen sind. Was hat Euch denn neugierig gemacht?

Liebe Grüße und einen schönen Tag Euch,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Susanne
    12. Dezember 2012
    Antworten

    Hallo, liebe Ulrike,
    ich bin überfordert! Gestern, als ich las, dass du am Wochenende alle 10 Düfte von Mancera durchgeschnuppert hast, dachte ich mir, wie macht sie das bloß? Und Harmens Bemerkung, man könnte mehr Testhäute gebrauchen, fiel mir ein … ja, ich bin wirklich überfordert, denn ich schnuppere an einem neuen Duft tagelang, und wenn er dann noch eine lange Haltbarkeit hat, ergibt sich manchmal ein ungewolltes Layern (was aber beispielsweise auf Schals herrlich ist).
    Und trotzdem sind die Duftbeschreibungen so ansprechend – also testen wir weiter und genießen …

    Und ich möchte einen Weihnachtswunsch zu zitieren, der mir außerordentlich gut gefallen hat:
    „Dear Santa,
    this year, please give me a big fat bank account and a slim body.
    And please, don’t mix those two up like you did last year. Thanks.“

    Auf dass unser Portemonnaie die Tests auch ermöglicht 😉

    Viele Grüsse, Susanne

  2. Chris
    13. Dezember 2012
    Antworten

    Liebe Ulrike,
    so schwer die Kategorisierung der geschlechterspezifischen Dufteigenschaften auch ist, aber welche der 10 Mancera-Düfte würdest du am ehesten bei einem Herren sehen oder sie als ‚definitiv uni‘ bezeichnen? Ein kleiner Tipp wäre prima, damit ich mich endlich für die erste Probenbestellung trauen darf 😉
    Beste Grüße,
    _der_ Chris
    😉

  3. Avatar photo
    Ulrike
    18. Dezember 2012
    Antworten

    Hallo liebe Susanne,

    legst Du bei Santa noch ein gutes Wort für mich ein? Mir ging es wohl leider letztes Jahr genauso wie in Deinem netten Sprüchlein 😉 Ich hätte da gerne zwei Kleidergrößen weniger und zwei (oder auch mehr… ich bin da offen :D) Nullen mehr auf dem Konto, im Gegenzug 😉 😀

    Das Layern auf Schals ist toll – aber manchmal auch schmerzlich, wenn sich dabei SO schöne Düfte ergeben, die man unmöglich auf der Haut nachgelayert bekommt.

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

    P.S.: Auch meine Nase war platt nach den Manceras, unter anderem, weil ich parallel noch Montales getestet habe 😉

  4. Avatar photo
    Ulrike
    18. Dezember 2012
    Antworten

    Hallo lieber Chris,

    sorry für die Verzögerung, der Dezember ist furchtbar voll mit Arbeit und, speziell in meinem Familien- und Freundeskreis – Geburtstagen…

    Cedrat Boisé würde ich als definitiv eher maskulin bezeichnen. Wave Musk ist klassisch Unisex. Sand Aoud dürfte für Liebhaber wärmerer Düfte mit Süße ebenfalls geeignet sein – er ist sehr trocken, wirkt dadurch trotz Süße keinesfalls unmännlich.

    Wild Fruits empfinde ich als „metro“, wenn man als Mann Fruchtig-Sauberes mag. Die anderen Düfte sehe ich eher an Frauen.

    Ich hoffe, das hilft?

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

  5. Chris
    10. Januar 2013
    Antworten

    Vielen Dank, ja, hilft, werde nun mal Pröbchen bestellen und freu‘ mich schon riesig! 😉

  6. Chris
    18. Januar 2013
    Antworten

    Sollte jemand viel, viel später noch über diese Kommentare stolpern:
    Ich habe nun die bestellten Abfüllungen erhalten und ‚wild fruits‘ ist meiner Nase nach ganz, ganz herrlich: feminin. Aber sowas von ausschließlich ganz extrem niedlich und früchtig (eine deutsche Wortschöpfung einer französischen Freundin), dass er weniger uni und noch weniger als metro erachteten werden könnte. Ein sicherlich sehr feiner, sehr schöner Duft, den ich mir persönlich aber an und in der Männerwelt so gar nicht vorstellen kann.
    ;( und 😉 zugleich natürlich.

  7. Avatar photo
    Ulrike
    15. Februar 2013
    Antworten

    Früchtig ist sehr süß 😉 Überhaupt ist es sehr süß, wenn Französinnen mit Akzent Deutsch sprechen. Aber zu Wild Fruits: Er kommt wirklich SO süß auf Deiner Haut raus?

    Sorry für die späte Antwort bzw. Frage, ich war im Urlaub 🙂

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert