Yin & Yang – Undergreen.

Undergreen – zwei junge Wilde mit Vision(en): Patrice Cardenoso und Jérôme Bonnet sind die Köpfe hinter dem neuen Label, „zwei Individualisten“ mit, wie man sagt „völlig gegensätzlichen Persönlichkeiten“. Wie bringt man die zusammen? Na klar, in einem gemeinsamen Projekt, einem Parfumprojekt. Neuartig gewonnene Naturextrakte sind die Basis, Chimie Naturelle® der Name für die Methode dazu. Neue Extraktionstechniken und, wie stolz geschrieben wird – zu 100% natürliche Düfte.

Das Paradies auf Erden, der Garten Eden in der Großstadt – das versprechen nicht allzu viele Firmen, Patyka oder Honoré des Prés, für die Giacobetti deren Düfte kreiert. Hier war Parfumeur Fabrice Olivieri zu Werke, der vorher bereits Shiloh X schuf sowie den wunderbaren Lady Shiloh. Nun sind es, gemäß den beiden differenten Machern, zwei Düfte geworden, Black und White. Dass ich mit Black beginne war Euch klar, oder 😉 Hier der etwas kryptische Text dazu:

Auf welche Eigenschaft bist Du besonders stolz? Magnetismus

Auf welche Eigenschaft bist Du am wenigsten stolz? Ich betreibe Schwarze Magie

Dein Umweltbeitrag? Ich wurde in einem umweltfreundlichen Umfeld erschaffen

Dein Lebenswerk? Die Höhen und Tiefen vermessen

Dein Held? Don Diego de la Vega, wenn die Welt in Ordnung ist, Zorro, wenn nicht

Deine erste Liebe? Im Dunkeln

Dein Reiseziel? Das Ende der Nacht

Dein Ideal von Eleganz? Smoking, schwarz

Das Geheimnis eines perfekten Dinners? Eine Liebe, Kerzen, Mondschein

Der ultimative Luxus ist…? Nicht nachzuzählen

Wie hältst Du Dich jung? Hot Stone Massage

Ein Talent, daß Du Dir wünschst? Eine Stimme wie Frank Sinatra

Ein Ort, an den Du gehörst? In einen zornigen Vulkan

Deine Lieblingsfarbe? Weiß, mein Gegenteil

Dein Lieblingswort? Mysteriös

Ein Satz, der Dich beunruhigt? „Mir gefällt, was Du machst“

Was würdest Du gerne über Dich hören? „Er ist aufregend“

Dein Dessert? Eine L’Opéra, Kaffee-Schokoladen Patisserie

Black soll – dunkel und unwiderstehlich sein, ein Lockmittel, ein Verführer. Ein Blick auf die Ingredienzen bestätigt für mich rein inhaltlich dieses Versprechen und verlockt schon jetzt ein wenig: Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Zimt, Ingwer; Herznote: Süßholz (Lakritze), Kaffee, Tonkabohne; Basisnote: Weihrauch, Guajakholz, Birke, Adlerholz (Oud).

Gepfefferter Ingwer drängt sich mir entgegen, eine leise kühlende Weihrauchwolke hinter sich her wehend. Es holzt ordentlich und der der Birke genuine, an kalten Rauch und/oder Teer erinnernde Duft gewinnt kurzfristig an Präsenz, um alsbald Platz zu machen für eine samtene karamellige Süße, die von einer Kaffeecreme begleitet und von Lakritze aromatisch gewürzt wird. Alles in allem wirkt der Duft in seinem Verlauf viel ruhiger und weniger ungestüm, als ich es erwartet hätte – ein Komfort-Duft, mehr Aura als Parfum, auf eine Art skinnig. Hautnah, wie es zum Beispiel auch Giacobettis Dzing! auf eine Weise ist. Für mich deshalb eigentlich nicht Black, sondern eher Grey. Samtiges Grau, meliertes Grau, kontemplatives kraftvolles Steingrau.

Wenden wir uns nun dem Gegenpol zu, White:

Auf welche Eigenschaft bist Du besonders stolz? Ambivalenz, ich bin Feuer in Eis

Auf welche Eigenschaft bist Du am wenigsten stolz? Ich mache süchtig

Dein Umweltbeitrag? Ich bin in reine Natur gekleidet

Dein Lebenswerk? Heiß und kalt zu verschmelzen

Deine Heldin? Schneewittchen am Tag, Cruella in der Nacht

Deine erste Liebe? – zensiert –

Dein Reiseziel? „Je m’en irai dormir dans le paradis blanc“

Dein Ideal von Eleganz? Atelier Flou

Das Geheimnis eines perfekten Dinners? Strahlend weißes Porzellan

Der ultimative Luxus ist…? Allein an einem weißen Sandstrand zu liegen

Wie hältst Du Dich jung? Meditation im Morgenlicht

Ein Talent, daß Du Dir wünschst? Eine Diva geben können

Ein Ort, an den Du gehörst? Eine Party bei Vollmond

Deine Lieblingsfarbe? Schwarz, mein Gegenteil

Dein Lieblingswort? Reinheit

Ein Satz, der Dich beunruhigt? „Du bist wunderschön“

Was würdest Du gerne über Dich hören? „Sie ist atemberaubend“

Dein Dessert? Crème Chantilly, leicht wie die Luft

Nachdem, was ich im Auftakt erschnuppere, werfe ich da doch gleich mal einen Blick auf die Ingredienzen: Kopfnote: Aldehyde, Minze, Kokosnuss; Herznote: Orangenblüte, Jasmin, Ylang-Ylang; Basisnote: Iris, Amyris, Styraxharz, Tuberose – das erstaunt. Und animiert mich zu einem erneuten Test.

Ok, eine grüne Kokosnuss, vielmehr: die Ahnung davon rauscht in Sekundenschnelle anfangs an mir vorbei, gefolgt von subtil-fruchtigen Noten. Grasgrüne Minze entfaltet sich vor meiner Nase – und zeigt sich als Wegbegleiter für ein opulentes und vornehmlich cremiges Blütenherz: Jasmin, Tuberose und Orangenblüte sind es, das Trio Infernale der Weißblüher, die ein kokettes Gegengewicht zur kühlen Pfefferminze bilden, deren Erdnähe durch samtig-erdige Iriswurzel unterstrichen wird.

Es braucht eine Weile, bis ich diese Weiß-Interpretation verstehe – für mich eher Weiß-Grün, und doch empfinde ich sie als von einnehmendem Wesen und bezaubernder Attraktivität. Wieso? Weil es selten derlei Vollblut-Weißblüher gibt, noch dazu Bouquets, denen eine solche Frische innewohnt, die über eine dermaßen anziehende Kühle (nicht Kälte!) verfügen. Gefällt mir. Sogar noch besser als der Schwarz-Graue.

Kennt Ihr Sie schon, die beiden? Und wie steht Ihr zu komplett natürlichen Düften?

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Yin & Yang Blue Balls von Beesnail/Michelle Morales, Beach View von John Nyberg, Jasmine cluster von Wizard/Matthew Green, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie die Düfte von Undergreen in unserem Shop.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Carola
    8. Januar 2012
    Antworten

    Liebe Ulrike, reich mir doch bitte mal Deinen Arm rüber. Ich kann gar nicht fassen, was Du da erschnupperst.
    Ich habe nur White getestet, erst auf dem Streifen, da fand ich ihn ja noch interessant. Der Auftakt versprach, ein Schätzchen Richtung Ginger Ciao zu werden, meinem geliebten Kokos-Chypre weit gefehlt. Auf der Haut kam nach der grünen Kokosnuss etwas muffig grün-Blumiges, was sich leider immer mehr ins Gammlige verschlimmerte. Also wir beide können nicht miteinander, das steht fest.
    Jetzt bin ich auf andere Meinungen gespannt.

    Liebe Grüße
    Carola

  2. Katharina W.
    8. Januar 2012
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    im Prinzip bin ich für alles aufgeschlossen, was Natur und natürlich ist. Bei Parfum, und generell bei Kosmetik, bin ich aber vorsichtig mit „100% natürlich“, weil natürliche Stoffe meist nicht so fein riechen wie synthetische. Ich finde, sie riechen meist etwas dumpf und, ja, muffig.
    Vielleicht habe ich bisher aber auch einfach die falschen Düfte getestet?
    Ich stelle es mir jedenfalls schwierig vor, sehr kostbare und flüchtige natürliche Substanzen authentisch zu konservieren, zu einem noch erschwinglichen Preis. Der Kompromiß geht dann wohl meist zu Lasten des Duftes.
    Ich finde daher, daß man die Natur in Parfums nicht zwingend konservieren soll. Man darf sie auch interpretieren und ihre Vorlage im Labor nachbauen. Es zählt ja das Ergebnis. Und was nützt die schönste Geschichte und die beste Philosophie der Parfumeure, wenn die Düfte nicht gut sind. 🙂

    Trotzdem ohne Vorurteile bleibend grüßt-
    Katharina

  3. Avatar photo
    Ulrike
    10. Januar 2012
    Antworten

    Hallo Ihr Lieben,

    das tut mir sehr leid liebe Carola, dass sich der Duft bei Dir nicht wie gewünscht entfaltet. Bei mir riecht er zwar auch nicht nach Ginger Ciao, aber er ist doch ein interessant minziges Blütengebilde mit zartem Kokosschleier. Aber so ist das leider eben auch – je mehr Natur drin ist, desto unterschiedlicher entwickelt sich das auf der Haut. Was ich da schon für Unterschiede gerochen habe…

    Prinzipiell kann ich verstehen, was Du, liebe Katharina, mit dem muffig meinst – es gibt natürliche Düfte, die in der Tat etwas arg „ökig“ rüberkommen. Außerdem ist Natur auch nicht immer die bessere Variante – genausowenig wie synthetische Stoffe immer die günstigere Option sein müssen. Es gibt synthetische Ingredienzen, die sehr aufwendig und sehr teuer in der Herstellung sind. Trotz allem riecht einiges Natürliches aber einfach überragend. Meist sind mir Mischungen aber auch lieber, Patykas komplett natürliche Düfte zum Beispiel waren nichts für mich. Dahingegen Honoré des Prés hat einiges sehr nettes, finde ich. Vielleicht liegt es da aber auch wieder am Parfumeur – Giacobetti hat einfach noch nie einen wirklich schlechten Duft kreiert 😉

    Viele liebe Grüße zurück,

    Uli.

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