Heute …

geburtstaghaben einige Menschen Geburtstag – weltweit sicher auch noch einige mehr, es reicht aber eigentlich schon, daß es DREI an der Zahl sind, die meinem Freundes- und Bekanntenkreis angehören. Zum einen wäre da mein Chef zu nennen nebst Anhang: Als Paar an demselben Tag Geburtstag zu haben – das grenzt ja schon schwer an Schicksal, auch für mich 😉 Person Nummer drei ist einer meiner besten Freunde. Über diesen möchte ich heute auch etwas erzählen, den der heutige Blogeintrag steht ganz im Zeichen jener Geburtstagskinder, denen ich damit ganz herzlich gratulieren und danken mag!

Einer meiner zwei besten männlichen Freunde, nämlich derjenige welche, der heute Geburtstag hat, nennen wir ihn einmal H, begleitet mich schon seit etlichen Jahren durchs Leben, kennt meine Macken, meine Launen und meine Passionen. Nachdem ich ohnehin, wenn zu einer Todsünde, dann zur Maßlosigkeit tendiere, steckte er meine vor Jahren beginnende Parfumleidenschaft samt damit einhergehender Sammelwut ganz locker weg. „Uli das Trüffelschwein“, permanent auf der Suche nach einem neuen Highlight, das kannte er ja bereits aus anderen Bereichen – für Überraschungen taugte es ergo nicht. Nur, was ihm Verständnisprobleme bereitete, war meine selten, aber dann doch dafür umso intensiver aufflammende plötzliche Verliebtheit bezüglich mancher Düfte: Das Flackern in meinen Augen, meine nicht enden wollende Schwärmerei für die soeben entdeckte Liebe auf den ersten Blick und das rasende Verlangen, diesen Duft unbedingt besitzen zu müssen, sofort und auf der Stelle. „Du bist verrückt. Du redest von Parfums ja wie von Männern – es ist ein Duft, und nur ein Duft“ – so oder so ähnlich pflegte H mich gerne zur Räson bringen zu wollen, erfolglos wie sich versteht.

Bis, ja bis zu jenem Frühling, in dem H seine eigene Flasche Parfum X (ihr wißt schon, den Duft, den man oder besser: Mann mal geschenkt bekommt und schön trägt, bis er leer ist, und meistens auch genau so wieder nachkauft…) leer hatte und mich doch tatsächlich nach Rat fragte, gar: um Beratung bat. Etwas „Frisches“ sollte es nach eigenem Bekunden sein. Mmmmh, frisch – ich bat um nähere Explikation. „Ja frisch eben“. Und jetzt bitte kein Expertentalk mit Fachterminologie. Gut, nein, soweit wollte ich ohnehin nicht gehen, nein. Aber ich hatte da doch noch eine Frage: Ein Duft für’s Frühjahr, ja? Frisch – ich nehme an, nicht aquatisch sondern lieber Hesperiden?“ – „Ja, frisch, sag ich doch.“

Ich habe lange überlegt. Und irgendwann mal voller Stolz bei einem gemütlichen Abend mit H und einem weiteren Freund von mir/uns meine erste Wahl präsentiert: Mark Birley – für mich ein völlig unterschätztes, rares Kleinod von Meisternase Pierre Bourdon. Ein perfekter Understatementduft für Herren, sportlich, klassisch, elegant und maskulin, irgendwie intellektuell und auch ein wenig metro, nicht trendy sondern zeitlos, hach, ich könnte ewig schwärmen… was ich an diesem Abend auch tat, erwartungsvoll das Pröbchen in die Runde streckend. Was hörte ich? Zuerst ein „Pfffft“, dicht gefolgt von einem „Igitt, das ist ja Zitrone“. Bitte? „Bäääh, ich wollte keine Zitrone.“ Aber wir hatten doch von einem frischen Duft gesprochen, oder nicht? Und ich hatte gefragt, ob er aquatisch sein sollte oder mit Hesperiden, da fruchtig von vorneherein abgelehnt wurde? „Was weiß denn ich, wie aquatisch riecht, eine Zitrone aber wollte ich nicht, das ist altmodisch.“ Sprach’s und gab den Duft an den sich zu einem Mitläufer entpuppenden Herrn rechts weiter, der mit dem Kopf nickend das Vorhandensein von Zitrusfrüchten bestätigte sowie den Befund der Untauglichkeit des Duftes. Von Banausen umgeben… Na wartet, dachte ich – und schnappte mir postwendend einen der klassischsten Hesperidenklassiker meines Sortiments: Clive Christians 1872 for Men.

„Und der?“ bot ich ihn nicht ohne Häme feil, wohlwissend, daß auch und gerade dieses hübsche Juwel, das auf einer alten Rezeptur der Crown Perfumery beruht und von Geza Schön wiederbelebt wurde, sowohl Zitrusfrüchte satt enthält als auch ein echter und 200%iger Herrenduft ist. Verhalten kamen die Meinungen zurück und irgendwie auch ein wenig, ja: schwäbisch: „Ned schlecht, doch, kann man lassen… oder?“ kommentierte H mit der Zustimmung von seinem Sofanebensitzer. Ich war, ich gebe es ehrlich zu – ein wenig angefressen. Zuerst die Ablehnung gegenüber Mark Birley, dem von mir sorgsam ausgesuchten. Und dann die mangelnde Bereitschaft, sich in den Duft zu vertiefen, sich von ihm mitreißen zu lassen, sich zu begeistern – der Anfang einer jeden neuen Duftliebe bei mir…

… und nicht nur bei mir, wie sich zeigen sollte: So hatte ich H am nächsten Tage kleinlaut am Telefon, der mir beichtete, am Abend davor bei der Heimfahrt mehrmals fast im Graben gelandet zu sein wegen intensivster Schnüffelei an seinem 1872-gezeichneten Arm. Und, ja, wie teuer der doch gleich nochmals wäre…  [die Sprechpause und das Schlucken müßt Ihr Euch an dieser Stelle jetzt denken – H war zu dieser Zeit noch Doktorand und mit einem ebensolchen Budget gesegnet]

Ich habe fies mit mir gekämpft und meine Einzelkindallüren hinuntergeschluckt: Die Flasche 1872 ging damals postwendend in H’s Besitz über, wo sie noch heute heiß geliebt wird. Meine Mutter wäre stolz auf mich gewesen 😉

Alles Liebe und Gute von mir zum Geburtstag an „meine“ Drei – wann immer Ihr es auch lest 😉 !

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Birthday Cake von Ariel da Silva Parreira über stockxchng – vielen Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Margot
    20. Februar 2010
    Antworten

    Wünsche nachträglich alles Gute und noch viele, viele DUFTE Jahre!
    LG, Margot

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