Essence du Sérail, Vapeurs Diablotines und Cuir d’Orient von Sous Le Manteau – Liebesgrüße aus dem Orient

Weiter geht es mit den Duftkompositionen von Sous Le Manteau. Heute mit Essence du Sérail, Vapeurs Diablotines und Cuir d’Orient. Vorgestern habe ich bereits zwei Düfte des jungen Dufthauses vorgestellt. Wer die Rezension noch nicht gelesen hat, kann dies hier gerne nachholen. Wie bereits erwähnt, widmet sich die Kollektion von Sous Le Manteau altertümlichen Liebestränken und Elixieren. Diese basieren auf einem Flohmarktfund der Gründerin Olivia Bransbourg – einem kleinen Buch mit Rezepturen für Heilmittel jedweder Art aus dem 19. Jahrhundert.

Sous Le Manteau – Vapeurs Diablotines

Olivia Bransbourg schnappte sich also Nathalie Feisthauer, jene Parfümeurin, die bereits für zahlreiche hochkarätige Kreationen aus dem Hause État LIbre d’Orange verantwortlich ist, und passte die alten Rezepturen in moderne Formulierungen um. Inwiefern die verführerische Magie der Liebestränke dabei erhalten geblieben ist, nun, das müsste im Selbstversuch noch getestet werden. Bestandteile der Kreationen sind jedenfalls aphrodisierende Inhaltsstoffe, Duftnoten, die so verführerisch sind, dass man sich nur verlieben kann.

Essence du Sérail – der Duft des Harems

Essence du Sérail wird von Sous Le Manteau auch als „Essenz des Harems“ bezeichnet. Tatsächlich ist ein Serail aber ein orientalischer Palast eines Fürsten oder Sultans, während der Harem nur den Teil eines Serails darstellt, in dem die weiblichen Familienmitglieder und deren Kinder wohnten. Ein der Außenwelt nicht zugänglicher Bereich eines Palasts, um den sich nach wie vor viele Mythen ranken. Harem wird im üblichen Sprachgebrauch sowohl für den Wohnort als auch für dessen Bewohner genutzt.

Doch genug der Hintergrundinformationen, der Duft Essence du Sérail soll im Mittelpunkt stehen. Nathalie Feisthauer wählte für die Kreation die Ingredienzien Vanille, Moschus, Nelke, Zimt, Ambra, Pfeffer, Ingwer, Safran und Rose. Die Originalrezeptur enthält noch eine Prise Muskatnuss. Inwiefern sich diese im Duft zeigt, werden wir gleich sehen.

Sous Le Manteau – Essence du Sérail

Essence du Sérail – eine olfaktorische Entführung

Essence du Sérail überrascht mich immens. Direkt nach dem Aufsprühen duftet mir – betörend und überaus intensiv – eine Ingredienz entgegen, die ich anhand der Duftnotenliste überhaupt nicht auf dem Schirm hatte: Jasmin. Wunderschön und mit seinen typischen Bubblegum-artigen Noten. Bald schon bekommt der strahlende Weißblüher fruchtige Unterstützung.

Pfirsichhafte Nuancen gesellen sich hinzu, gefolgt von einer warmen Gewürznote. Die Kreation von Sous Le Manteau ist sehr weich, cremig und von einer durchaus beachtlichen Präsenz. Damit mutet sie deutlich anders an als unsere vorgestrigen pudrig-leichten Duftkompositionen Poudre Impériale und Fontaine Royale.

Vanille und Ambra erzeugen orientalisch-warme Nuancen, die sich eng an die nach wie vor opulenten Weißblüher schmiegen. Die Gewürze nehmen im Ausklang an Fahrt auf und führen Essence du Sérail ganz allmählich Richtung Basis.

Sous Le Manteau – Essence du Sérail

Prächtig wie ein orientalischer Palast ist auch Essence du Sérail. Eine Blüten-Gewürz-Bombe die üppig, präsent und sicherlich ein Statement ist. Trotz fruchtiger Nuancen würde ich den Duft als Florientalen einordnen, dem eine gewisse Süße und – für die Düfte von Sous Le Manteau bisher charakteristisch – Pudrigkeit innewohnt. Eine gelungene Duftkomposition mit ordentlich Wumms, die Freunde von Weißblühern und Orientalen im Hinterkopf behalten sollten.

Vapeurs Diablotines – Teufelsschwaden

Martialisch ist der Name dieser zweiten Kreation: „Vapeurs Diablotines, die Schwaden des Teufelchens“. Es soll ein Duft sein, der man langsam verfällt, die – einmal gerochen – nicht mehr aus dem Gedächtnis zu streichen ist. Diese Wirkung soll die Kombination von Moschus, Ingwer, Ambra, Nelke und Safran haben. Ein Blick in die Originalrezeptur offenbart weitere Ingredienzien: Mastix, Zucker und eine Infusion von Teuricum Marum, auch Katzengamander genannt.

Wenn man Vapeurs Diablotines einmal gerochen hat, kann man die einzigartige Komposition einfach nicht mehr vergessen. Sie schleicht im Kopf umher und klopft immer wieder an die Tür unserer Fantasie … Unwiderstehlich und charismatisch! Die Worte reichen hier nicht aus.

Sous Le Manteau – Vapeurs Diablotines

Wie viel Teufel steckt in Vapeurs Diablotines?

Erfreulicherweise wachsen mir nach dem Aufsprühen von Vapeurs Diablotines weder Teufelshörnchen noch Ziegenfüße. Auch farblich und körperbehaarungstechnisch mache ich keine Umwandlung durch. Glück gehabt! Die Kreation zeigt sich dafür dunkel, düster und wird von Gewürzen und Harzen getragen.

Safran nehme ich insbesondere wahr. Seine tiefgründigen und trockenen Gewürznoten vereinen sich mit Gewürznelke. Weihrauch rieche ich ebenso wie eine dunkle Ledernote, die es sich im Hintergrund der Duftkomposition gemütlich macht. Und tummelt sich da nicht auch noch ein Hauch Lorbeer im Duftgeschehen?

Rauchige Harze treffen auf dunkle Gewürze und tiefschwarzes Leder. Dabei offenbart der Duft stets eine gewisse Kühle, die von grünlich-erdigen Nuancen untermalt werden.

Sous Le Manteau – Vapeurs Diablotines

Wow! Hier muss es mit dem Teufel zugehen. 😉 Vapeurs Diablotines sticht aus der bisherigen Kollektion von Sous Le Manteau hervor wie … ja, gute Frage. Dunkel und düster, rauchig und harzig, ledrig und höllisch gut ist Vapeurs Diablotine. Dabei ist die Duftkomposition mit einer nicht zu verachtenden Intensität ausgestattet, wodurch definitiv ein Statement gesetzt wird.

Cuir d’Orient – orientalisches Leder

Namenstechnisch wirkt Cuir d’Orient in dieser Kreation für mich am gewöhnlichsten, sagen wir es mal so. Nachdem die anderen Eaux de Parfum durchaus interessant benannt waren – man denke nur an obige Teufelsschwaden–, flacht dies bei Cuir d’Orient in meinen Augen deutlich ab. Auf die Ausführung und Qualität des Dufts hat dies natürlich keinen Einfluss, aber ein fetziger oder origineller Name ist auch nie zu verachten. 😉

Die Parfümeurin Nathalie Feisthauser nutzte für den orientalischen Lederduft die Ingredienzien Ambra, Ginseng, Vanille und Zimt. Kurz und prägnant. In der Originalrezetur ist außerdem von Zucker und Tragantgummi die Rede. Letztere ist der eingedickte und getrocknete pflanzliche Saft des Bocksdorns, der u. a. in der Lebensmittelindustrie unter der Bezeichnung E 413 als Stabilisator Verwendung findet.

Sous Le Manteau – Cuir’Orient

Cuir d’Orient, das Leder des Orients. Der Duft begeistert mit einer unbeschreiblichen Velourtextur. Er spricht Liebhaber seltener Düfte an und verhält sich wie ein warmes, intensives Licht auf der Haut. Er hüllt seinen Träger in eine Decke aus purer Sanftheit und Raffinesse. Traumhaft.

Wildleder auf Orientalisch

So alltäglich der Name von Cuir d’Orient auch anmuten mag, die Kreation selbst ist vom ersten Sprüher an zauberhaft. Weiches, samtiges Wildleder in leuchtendem Ocker – hier trifft die Farbe des Flakons wirklich ins Schwarze. Eine süßliche und von Vanille durchzogene Pudernote untermalt den Duft, der warm und würzig zugleich ist.

Eine wunderschöne Iriscremigkeit fließt in den Duftverlauf und ergießt sich über das helle Samtleder. Balsamische Nuancen unterstreichen dies mit ihren warmen und süß-holzigen Noten. Pudrig und fein-würzig klingt Cuir d’Orient von Sous Le Manteau ganz langsam und allmählich aus.

Sous Le Manteau – Cuir’Orient

Cuir d’Orient ist würziges Wildleder, das vor floralen Vanillenoten, samtig-weicher Iris und harziger Balsamigkeit nur so strotzt. Dabei bleibt die Kreation eher hautnah und weist eine leichtere Präsenz auf, überzeugt aber durch eine lange Haltbarkeit. Auf leisen Sohlen schleicht sich der Duft ins Herz und verzaubert hier sofort und ohne zu zögern. Absolute Empfehlung für alle, die auf der Suche nach einem etwas dezenteren orientalisch-würzigen Lederduft sind.

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den heute vorgestellten Duftkompositionen:

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

3 Kommentare

  1. Christel
    20. Mai 2021
    Antworten

    Ui, die Vapeurs klingen ja mega-interessant! Weniger von den Inhaltsstoffen, die mich jetzt nicht sofort angesprochen haben, als von Deiner Beschreibung her – klingt nach klassischem Fall von „muss ich probieren“. Und hier ein dickes Lob an das Parfümhaus, das seine Düfte auch in 14-ml-Abfüllungen anbietet – finde ich große Klasse!

    • 21. Mai 2021
      Antworten

      Liebe Christel,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. 🙂
      Vapeurs Diablotines ist wirklich eine außergewöhnliche Kreation, die aus der Kollektion von Sous Le Manteau heraussticht. Mir hat sie richtig gut gefallen. 🙂
      Absolute Testempfehlung, wenn Dich die Beschreibung anspricht.
      Liebe Grüße in den Süden
      Julia

  2. 22. Mai 2021
    Antworten

    Die Pfefferminze ist bei mir angekommen 🙂

    Vielen Dank !

    Fatma Tunçtaş

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