Feines für Kleines: Balmya von Balmain

Ich treibe mich, wie einige von Euch wissen, ja durchaus in diversen Parfumforen im Netz herum, tausche auch gerne mal mit Freunden, Bekannten oder ganz einfach anderen Mitgliedern besagter Foren Duftproben, Abfüllungen oder ähnliches. In einem Päckchen, das mir vor einiger Zeit ins Haus trudelte, waren Goodies vorhanden, unter anderem auch ein größeres Pröbchen von Balmya aus dem Hause Balmain. Die Goodies verschwanden erst einmal in der Schublade, bis ich neulich einmal Muße und freie Haut hatte, um mich darum zu kümmern. Und siehe da – er ist umgehend bei mir eingezogen.

BalmainBalmya

Balmya wurde wohl 2002 kreiert und ist schon seit einiger Zeit eingestellt, gerade werden aber noch Restbestände zu Schleuderpreisen verhökert. Ich kann mir schon vorstellen, warum Balmya nicht funktioniert hat – er ist nicht nur einzig-, sondern auch eigenartig, zumindest für den Mainstreammarkt. Balmya sitzt irgendwo zwischen den Stühlen – ein Gefühl, das ich recht gut kenne: Für den Mainstream zu speziell, für ein dezidiertes Außenseitertum zu gefällig im Sinne von „drei Kanten zu wenig“ 😉 Schade, denn Balmya ist wirklich ein feines Düftchen, wie ich Euch gleich noch näher darlegen werde.

Die ungefähren Noten – das Netz widerspricht sich hier mitunter: Kopfnote: Angelika, Bergamotte, Veilchenblätter, Maracuja, Bergamotte, Rosa Pfeffer; Herznote: Jasmin, Vanille, Kaffee, Iris; Basisnote: Sandelholz, „Kaschmirholz“, „Cappuccino“.

Zwei Rezensionen in Duftblogs habe ich gefunden – einmal bei The Non-Blonde und einmal bei The Perfume Critic:

„Balmya is incredibly easygoing and soft.  It opens with a bubbly pink pepper note and sweet angelica. It’s almost edible right away from the top notes, or maybe drinkable– I always think of a milky fruit smoothy. The creaminess is supported by sandalwood and cashmeran, and thickened by iris. There’s quite a bit of iris there, actually, powdery and a little opaque. This stage makes Balmya smell far more expensive and upscale than what it actually is. The dry-down is a gourmand wood. It still smells edible but there’s a musky and skin-like quality that makes the fragrance feel very intimate. It’s cuddly and can probably qualify as a comfort scent.“ The Non-Blonde

„Excellent iris note that becomes more prominent as the scent develops, probably good for either gender and any climate. […] A sparkling and unusual (passionfruit) fruity oriental with some surprising wood and iris notes as the scent progresses.“ The Perfume Critic

Darüber hinaus finden sich noch ein paar andere Kommentare zu Balmya – unter anderem bei den üblichen Verdächtigen Basenotes, Makeupalley und Parfumo:

„Imagine a bouquet of flowers with a cup of steaming capuccino placed next to it – you have Balmya! It is undeservedly understated – a beautiful modern Balmain. Round and enveloping. Good, but not screaming sillage. Great lasting power.“ bonsai

„Soft, woody, and clean. […] I don’t smell even a hint of my idea of „cappuccino“ on my skin, but there is a warm, woody undertone that could be this note. This fragrances is a light, woody Oriental that mellows and, oddly, becomes more flowery rather than woodsy as it dries down.“ roseamber

„I love this! I don’t get the cappuccino smell to much except maybe that makes it a bit ‚woody‘ upon drydown? I could have sworn I smelled rose in this as I’m a fan of rose notes mixed with other notes, but I see no rose listed in the notes. Anyone else smell rose? Whatever is in it, I love it and I will wear it alot this spring and summer. Another plus: It’s not expensive! I got alot of juice for a very fair price.“ Makeup Maniac

Balmya eröffnet auf meiner Haut mit einer sanften, samtigen Note, die eine schöne, „smoothe“ Pudrigkeit mit einer feinen Würze ausstrahlt. Kaffee ist es nicht wirklich, aber ich verstehe, was hier mit Cappuccino gemeint ist: Der feine Milchschaum, der kakaobestäubte, den meine ich zu entdecken – und zwar in Kombination mit einer cremigen Iris, die meine Haut strahlen lässt. Wie mit edler Körperbutter eingecremt duftet das, satt und sinnlich. Ein paar Hesperidensternchen funkeln am Himmel, schaut man genauer hin, entdeckt man auch abstrakte Anklänge der Passionsfrucht. Und natürlich – Blüten. Jasmin, üppiger, der in seiner Ausprägung vor allem die Cremigkeit unterstreicht, die dem Duft innewohnt und keinerlei indolische Noten aufweist. So bleibt er dann auch auf meiner Haut: Cremig-floral und samtig-seidig, von einer sachten Würze gekrönt, die in der Basis von Sandelholz unterstrichen wird. Die Gattung fällt mir ehrlich gesagt ein bisschen schwer – ein zarter Orientale, ein moderner? Ein Skin-Duft, floral und mit einem leisen Gourmand-Touch? Irgendwie so 😉

Ohne Titel

Radiant

„Untitled“ von db2r (CC BY-SA 2.0) & „Radiant“ von Mislav Marohni? (CC BY-ND 2.0), beides via Flickr

Ein hübscher Alltagsduft, der sowohl büro- als auch datetauglich ist und für mich auch eine perfekte Couch-Lümmel-Aura besitzt. Ganzjahrig tragbar ist er sicherlich in den Übergangszeiten am schönsten, für bitterkalte Wintertage könnte er ein wenig mehr Bums haben und im Sommer bei über 30 Grad gibt es andere Kandidaten … ansonsten ist er aber ein feiner Seelenschmeichler, ein weiblicher, der für die paar Euro, für die er gerade (noch) in den Regalen steht, ein nettes Schnäppchen ist, das sicherlich so gut wie jede Sammlung bereichern kann.

Kennt ihn wer, besitzt ihn wer? Ansonsten – testet mal, meine Lieben, er wird einigen von Euch gefallen!

Alles Liebe und viele Grüße,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Simone Buchem
    3. März 2016
    Antworten

    Liebe Ulrike,
    hab Deinen Artikel gelesen und bin neugierig geworden…ein Schnäppchen!?! Grundsätzlich teste ich die Düfte die ich mir kaufe vorher immer gründlich, aber als ich im Internet nach kurzer Recherche wirklich einen absoluten Schnäppchenpreis für das Parfum Balmya entdeckt habe, konnte ich den Kauf einfach nicht mehr verhindern. 😉
    Natürlich war ich sehr gespannt, ob der Duft mir gefallen würde, aber ich habe auf deine Nase vertraut und…wurde nicht enttäuscht.
    Zwar war mein erster Eindruck: „Oh mein Gott, was habe ich denn da gekauft!“. Dieses Empfinden hat sich zum Glück beim zweiten oder dritten Schnuppern schnell gelegt und ich muss sagen, Balmya ist mal was ganz anderes in meinem kleinen Duftrepertoire. Hätte ich es vorher gerochen, wer weiß ob ich es mir gekauft hätte. Toller Tipp! Danke.

  2. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    10. März 2016
    Antworten

    Huhuu liebe Simone,

    das freut mich aber, dass er Dir gefällt! Und, soll ich Dir was sagen? Bei mir war es sehr ähnlich: Ich bin über ihn gestolpert, habe ihn getestet und dachte die ersten Schnupperer zuerst … mmmmh, ehrlich? Kurze Zeit später war es dann aber um mich geschehen 🙂 Balmya ist ein feiner Duft. Sicher – es ist keine Wuchtbrumme und er ist auch nicht wahnsinnig vertrackt und komplex. Aber, wer wie wir doch mehr als ein, zwei, … zehn Düfte hat, braucht auch so etwas im Schrank. Und, doch, mir macht er richtig viel Freude – hoffe, Dir auch!

    Viele liebe Grüße,

    Uli

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