Barutis Gewürztee, der alte Meister und das Milchmädchen und pure Hellseherei

Wie versprochen geht es heute mit Baruti weiter. Es stehen noch die letzten drei Düfte „Chai“, „Melkmeisje“ und „Voyance“ aus, nachdem gestern ja bereits „NOOUD“, „Indigo“ und „Berlin im Winter“ absolut überzeugen konnten. An einem stürmischen Herbsttag darf es mal ein Tässchen Chai sein, oder nicht?

Chai

baruti-perfumes-Chai-2560-1280x853

Für „Chai“ von Baruti stand das köstliche Getränk „Masala chai“ Pate. Der in ganz Südasien verbreitete Chai besteht aus Schwarztee, Milch, Zucker und verschiedenen Gewürzen. Dort hat vermutlich fast jede Familie ihre eigene Geheimrezeptur, sodass es von Chai-Tee unzählige Variationen und Zubereitungsarten gibt. Zumeist nimmt man Gewürze wie Kardamom, Zimt, Ingwer, Pfefferkörner, Indische Lorbeerblätter, Nelken und Muskat, kocht sie mit Wasser auf und gibt erst dann Tee, Milch und Zucker hinzu und kocht das Ganze erneut auf.

Barutis Zubereitung sieht auch eine ganze Reihe der genannten Spezereien vor. Zimt und Gewürznelke lassen sich sofort identifizieren, aber auch Ingwer, und fast minzig wirkender Kardamom sowie Pfeffer zeigen ihr bekanntes Gesicht. Schwarztee, Milch und herber Kakao, aber auch zurückhaltende Noten von Rose, Vanille, Moschus und Leder wurden in dieser wunderbar gewürzigen Mischung verarbeitet. Barutis „Chai“ sei allen Gewürzfreunden ans Herz gelegt, denn auch Noten von Lebkuchen, Glühwein und anderen Winterleckereien lassen sich hier finden. Somit zeigt sich zwar ein exotisches Gepräge, das aber vertraute und wohlbekannte Facetten zeigt. Vielleicht sind wir ja selbst exotischer als wir denken? Diesem Gedanken kann man bei einer Tasse Chai oder dem Duft „Chai“ nachgehen.

Freunde von Chai-Tee und Liebhaber gewürziger Düfte sind hier gefragt. Ich finde den Duft einfach wunderbar, da es an allen Ecken und Enden funkelt und schillert. Ein toller Duft, gerade in der Winter- und Weihnachtszeit!

Voyance

baruti-perfumes-Voyance-2560-1280x853

Voyance bedeutet im Französischen so viel wie „Hellseherei“ oder „Wahrsagen“. Bei Baruti beschrieb man den Duft mit den Worten: „Rauch, leuchtend und durchsichtig, ein geheimnisvolles Paradox.“ Denn wie kann Rauch für Licht und Durchsichtigkeit stehen?

Man könnte sich das Wahrsagen als ein Tasten im Nebel vorstellen, das angeblich Klarheit und Transparenz bringen soll, für eine Zukunft, die für uns so schwer vorauszuahnen ist.

Rauchiges Vetiver, erdig und dunkel, verströmt seine Aura, abgefangen von balsamisch-weichem Guajakholz. Hinzu kommt eine mystische Tuberose. Vielleicht erscheint mit ihr die Gestalt der Wahrsagerin, denn gerade mit ihr lichtet sich der Nebel des Unwissens: saubere Sandelholz- und Moschusnoten letztlich verheißen Reinheit und Klarheit, doch bleibt ein letzter Zweifel, ob diese Klarheit nicht ein Trugbild, eine Illusion ist. „Voyance“ ist ein komplexer Duft, voller Rauch, Widersprüche, Spannungen, die sich zunehmend auflösen. Eine rätselhafte Szenerie, die die Wirklichkeit in Frage stellt. Spannend und geheimnisvoll.

Vielleicht der rätselhafteste, mutigste und außergewöhnlichste Duft der ganzen Kollektion, Vetiver und Tuberose – ganz schön schräg! Ich muss sagen, dieser Duft hat mich am längsten beschäftigt. Auch wenn ich ihn nicht unbedingt tragen möchte, hier haben wir den Blick in ein ausgesprochen faszinierendes Duftkaleidoskop. Auch im Jahre 2015 gibt es noch Wahrsager und Hellseher. Bei diesem Thema muss ich immer an das folgende kleine witzige Video denken:

 

Melkmeisje

baruti-perfumes-melkmeisje-2560-1280x853

Melkmeisje ist ein ganz und gar niederländischer Duft. Er fängt die Verheißungen eines frühen Sommers in Amsterdam ein.

Inspiriert wurde „Melkmeisje“ von dem weltberühmten Gemälde „Het melkmeisje“ des großen alten Meisters Jan Vermeer. Das Ölgemälde entstand in der Mitte des 17. Jahrhunderts und zeigt eine Küchenmagd mit Milchkrug, die gerade Milch in ein anderes Tongefäß gießt. Trotz der leuchtenden Farben strahlt das Bild eine Konzentriertheit und Ruhe aus, wegen des aufmerksamen Blicks der Magd, deren Gesicht zur Hälfte im Schatten liegt, und wegen der einfachen, geradezu spartanisch wirkenden Umgebung, die wiederum mit der Milch und dem reichlich gefüllten Brotkorb in Kontrast steht. Das Bild gehört zu den wichtigsten Exponaten des Rijksmuseums in Amsterdam.

Kein Frühlingsbote, nein schon ein Sommerbote ist Barutis „Melkmeisje“, denn es blüht bereits der Flieder und auch die Linde in aller Pracht und Herrlichkeit. Eine herbe Birne steuert verhaltene Fruchtigkeit bei, von ebenfalls nicht allzu süßem Honig verfeinert. Iris und Vanille ergänzen eher, als dass sie sich selbst in den Vordergrund drängen, was sich auch von Sandelholz und Moschus behaupten lässt. Ein überaus charmanter Blütenduft mit schillernden Facetten, die ihm Tiefe, Charakter und Körper verleihen.

Johannes Vermeer - Het melkmeisje - Google Art ProjectJohannes Vermeer [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Name „Melkmeisje“ erinnert mich an meinen gescheiterten Versuch, Niederländisch zu lernen. Hängen geblieben ist: „Meneer De Leeuw staat in de keuken en zet koffie“ (Herr De Leeuw steht in der Küche und kocht Kaffee) – schade eigentlich, da es nicht schwer zu lernen ist und in meinen Ohren toll klingt. Die „Melkmeisje“ ist ein ganz reizendes Frauenzimmer, ich sehe hier allerdings nicht unbedingt ein klassisches Gemälde, eher ein blühende Wiese im Frühsommer. Unbedingt für 2016 vormerken oder jetzt schon die Herbstdepressionen vertreiben! 🙂

Liebe Freunde, meine Nase ist gerade ziemlich zu, in Zukunft wird es wieder ausführlicher. 🙂

Liebe Grüße
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

5 Kommentare

  1. Waltraud S.
    18. November 2015
    Antworten

    Schön beschrieben die Düfte von Baruti. Und Nooud würde mich sehr wohl interessieren.
    Ich habe auch den Clip zum Parfümwerkshop angesehen: Ik vondt het heel saai.
    Aber typisch, das meinen viele, dass Niederländisch sooo einfach ist und man deshalb nichts tun muss. Aber es hört sich sehr oft dem Deutschen sehr ähnlich an. Und das ist ein großer Irrtum. Es gibt daher unendlich viele „falsche Freunde“ und die Rechtschreibung ist sauschwer.

  2. Harmen Biró
    19. November 2015
    Antworten

    Fürs Protokoll: ich habe weder behauptet, dass Niederländisch einfach sei, noch dass man nichts dafür tun müsse. Ich habe es aus anderen Gründen aufgeben müssen. 😉

  3. Waltraud S.
    22. November 2015
    Antworten

    Lieber Harmen, aber was willst Du denn dann in Deinem Text damit sagen: „da es nicht schwer zu lernen ist…?:
    „Der Name „Melkmeisje“ erinnert mich an meinen gescheiterten Versuch, Niederländisch zu lernen. Hängen geblieben ist: „Meneer De Leeuw staat in de keuken en zet koffie“ (Herr De Leeuw steht in der Küche und kocht Kaffee) – >schade eigentlich, da es nicht schwer zu lernen ist< und in meinen Ohren toll klingt."
    Ich dachte erst schon, als ich Deine Antwort las, dass ich zu oberflächlich gelesen hätte. und herumgefaselt hätte, wie um mich wichtig zu machen.
    Ich habe schon verstanden, dass Du es nicht aufgegeben hast, weil Du gescheitert bist. Allerdings habe ich im Studium sehr viele Mitstudenten gehabt, die eben genau das dachten: Da mache ich mal fix einen Schein, komme nie in das Seminar, die Klausur ist ja eh ein Klacks. Dazu musst Du wissen, dass ich aus einer Gegend stamme, "vlag bij de Nederlandse grens". Jeder kann da ein bisschen Niederländisch und meint, dass man es nicht lernen muss.
    Das ist aber typisch für Grenzgebiete zu einem Nachbarland mit einer anderen Sprache. So habe ich das gemeint. Und ich habe Dir das nicht an die Backe schrauben wollen, verzeihst Du mir jetzt? LG, Waltraud

  4. Harmen Biró
    23. November 2015
    Antworten

    Alles gut, Waltraud, „leicht zu lernen“ habe ich tatsächlich geschrieben und dachte dabei an „relativ leicht zu lernen“, im Gegensatz zu z. B. außereuropäischen Sprachen, bei denen man das Vokabular komplett erlernen muss und keine Verwandtschaften vorfindet, wie aber auch bei Finnisch, Ungarisch etc.

  5. Waltraud S.
    25. November 2015
    Antworten

    Hallo Harmen, insofern hast Du natürlich recht, wie ich vom Arabischen und Japanischen weiß. Die Vokabeln lernen sich bei Weitem nicht so leicht. Und beim NL hat man schon mal die Grammatik als Deutsche quasi geschenkt bekommen.
    Liebe Grüße, Waltraud

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert