Saftige Ohrfeigen von Monsieur Balmain, mein liebes Zitrönchen!

Monsieur Balmain Da es der erste Duft von Parfums Balmain ist, den wir hier ausführlicher unter die Lupe nehmen, erlaube ich mir ein paar Worte über Pierre Balmain zu verlieren, den legendären französischen Modeschöpfer.

Nach einem abgebrochenen Architekturstudium in Paris wandte sich der 1914 geborene Balmain der Mode zu und arbeite für Edward Molyneux und Lucien Lelong, bis er 1945 sein eigenes Modehaus in der Rue François 1er gründete. Noch in den späten 1940er Jahren stellte er den Assistenten und seinen späteren Lebenspartner Erik Mortensen ein. Seine Glanzperiode erfuhr das Haus in den 1950er Jahren vor allem in den USA, um in den 60ern von den Stars wie Brigitte Bardot, Katharine Hepburn, Marlene Dietrich und Hildegard Knef getragen zu werden. Mit den 70er Jahren nahm sein Erfolg ab, so dass er sein Haus verkaufen musste; er blieb aber bis zu seinem Tod 1982 Chefdesigner.

Bereits 1946 erschien der erste Duft. Diesen kreierte die legendäre Germaine Cellier („Fracas“, „Bandit“) und benannte ihn schlicht und ergreifend nach Balmains Telefonnummer: „Elysées 64 83“. Drei Jahre später folgte ein Herrenduft „Verveine Citronelle“, der 1964 – so weit ich das nachvollziehen kann – zu „Monsieur Balmain“, auch „Eau de Monsieur Balmain“ umbenannt wurde. Hier ist nicht klar, wer die Ursprungsversion kreierte, nur dass Germaine Cellier die Version 1964 komponiert haben soll. Alles aus der Abteilung „Nichts Genaues weiß man nicht“. 1990 wurde er neu lanciert und dabei von Calice Becker angeblich sehr originalgetreu reformuliert. Übrigens habe ich im Januar „Üt“ versprochen „Monsieur Balmain“ zu testen 🙂

Pierre Balmain and Ruth Ford, photographed by Carl Van Vechten, November 9, 1947
Carl Van Vechten [Public domain]
Der Duftstreifen schleudert mir eine herrliche Säure entgegen, mein liebes Zitrönchen! Als würde man Nase über Kopf in ein Zitronensorbet stürzen, das reichlich mit Zesten ähnlicher Provenienz garniert wurde. Die Duftnotenliste bietet einige Fortsetzungen des Duftes an, mir erscheint nach dieser schönsten aller sauren Grimassen vor allem die Minze und allerlei Grünzeug die Nachfolge anzutreten. Auch auf der Haut ohrfeigt mich die Zitrone aus der Ohnmacht, es wird daraufhin grün, aber auch des Parfumeurs Griff ins Gewürzregal zeichnet sich deutlicher ab. Ein höchst dezente Holzigkeit und Krautigkeit stützt das zitrische Gesamtkunstwerk und verleiht ihm einen etwas waldigen Akzent sowie eine vornehme Abrundung.

Die Duftnoten
Kopfnote: Minze, Zitrone, Bitterorange, Verbena, Bergamotte, Petitgrain
Herznote: Rose, Pfeffer, Ingwer, Muskatnuss, Rosmarin, Thymian, Moos, Sandelholz, Vetiver, Salbei
Basisnote: Zedernholz, Ambra, Moschus

Ihr wisst ja, dass ich hier schon ein Hesperidentänzchen mit zahlreichen Fortsetzungen aufs Parkett gelegt habe, deswegen bin ich gewissermaßen vom Fach für alles, was das Gesicht zusammenzieht. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir je eine Zitrone derart natürlich begegnet ist und – durch den letzten Schliff der Basisnoten – keineswegs den Putzmittelpolemikern zum Opfer fallen kann.

Bravo Monsieur Balmain! Da rüttle ich gerne weiter am Ohrfeigenbaum und empfehle diesen Herrn sämtlichen Geschlechtern zur sommerlichen Erquickung und Labsal!
Ach ja, diese Labsal gibts in Bruchsal!

Liebe Grüße von
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

3 Kommentare

  1. Üt
    28. Mai 2013
    Antworten

    Harmen, wollte Dir schon länger schreiben, habe es aber nicht geschafft – der Bericht ist super und ich frage mich, ob die Eltern des Monsieur Balmain vielleicht sogar das Lied von den Ã?rzten: Junge im Kopf hatten. Klingt ja erstmal fast so. Auf meiner Testliste ist er ganz oben. Freu mich drauf !

  2. Harmen
    28. Mai 2013
    Antworten

    Ich glaub auch 🙂 „Hättsch was Rächts glernt“, wie man hier im Schwäbischen sagt 😉 Viel Spaß beim Testen und sag mal bescheid, wie er Dir gefällt.
    Viele Grüße
    Harmen

  3. Üt
    14. Juni 2013
    Antworten

    So, da nun endlich die Kaffeekasse vom letzten Jahr geleert und verteilt kam ich nun in den Genuß das Zitrönchen zu testen. Das ist wirklich die perfekte Zitrone. Erinnert mich an Italien-Urlaube wo man die Zitronen vom Baum pflücken konnte. Da hat Monsieur Balmain wirklich ein super Mix entwickelt. Gibt ja so billige Zitronendüfte die so nach Klo riechen, aber dieser hier, ist wirklich super super toll.

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