Eau d’Italies Balsam für den Dogen

BaumeDuDoge-3Eau d’Italies Duft „Baume du Doge“ ist seinem Namen nach der Balsam des Dogen und verweist damit erst einmal in die Geschichte – Mittelalter und Neuzeit. Die Dogen der Republik Genua oder Venedig waren wohl die bekanntesten gewählten Staatsoberhäupter mit diesem Titel. Eau d’Italie haben sich für die Lagunenstadt als Schauplatz ihres Dufts entschieden und so schreiben sie: „Der Duft ist so elegant und luxuriös wie die der rote Samt in einer Kabine einer Gondel aus dem 18. Jahrhundert.“ Wir lassen uns nur zu gerne in diese atemberaubende Stadt entführen, die auf Stelzen gebaut, von Wasser durchdrungen ist und so vollkommen unwirklich erscheint. In einer Stadt, die durch und durch Handelszentrum war, wurden natürlich auch Gewürze gehandelt. Auf dem Bild unten sehen wir den 75. Dogen Leonardo Loredan, der von 1501 bis 1521 sein Amt ausführte. Auf dem Kopf trägt er den Corno Ducale, die dem Dogen vorbehaltene Kopfbedeckung. Irgendwie erinnert mich der gute Mann an Gianluigi Buffon, den Torwart der Squadra Azzurra.

Giovanni Bellini, portrait of Doge Leonardo Loredan

Man könnte meinen, ihm kröchen Weinbergschnecken den Kragen hinauf – aber es handelt sich keineswegs um Gourmethappen in Kragenweite, sondern um Bisamäpfel. In kugelförmigen Behältern trug man Duftstoffe bei sich – „Bisam“ leitet sich vom türkischen „besem“, zu Deutsch „Geruch“ ab. Man trug diese kleinen Gewürzbüchsen aber nicht nur bei sich, um gut zu riechen, sondern auch aus medizinischen Gründen, galten sie auch als Allheilmittel gegen so gut wie alle Beschwerden und als Abwehr gegen Krankheiten. Zu Zeiten der Pest wurden sie deswegen besonders populär, denn man glaubte, dass üble Gerüche die Ansteckung begünstigten.

Canaletto (II) 004

Vielleicht haben Eau d’Italie versucht, den Duft aus diesen Bisamäpfeln zu rekonstruieren. Am häufigsten wurden in den Duftrezepturen jedenfalls Styraxharz, Rosenblätter, Labdanum, Moschus, Muskatnuss, Ambra und Gewürznelken verwendet, zudem aber auch viele weiter Gewürze, Schalen, Harze und Hölzer.

Die angegebenen Duftnoten scheinen in jedem Fall nicht unpassend zu sein: Kopfnote: Orange, Zimt, Kardamom; Herznote: Weihrauch, Safran, Myrrhe; Basisnote: Vetiver, Vanille, Benzoeharz

Canaletto, Veduta del Palazzo Ducale

Ganz feine Gewürze sind es, die mir vom Duftstreifen entgegenströmen: Orangen und Zimt, beide aber ohne Ecken und Kanten, ein wenig Kardamom, auch Safran ist klar wahrzunehmen und ich hätte auch auf etwas Patchouli gewettet, von zarten Vanillesprenklern begleitet. Auf der Haut kommt bei mir vor allem der von Orange durchsetzte Zimt deutlich heraus, um in eine, Obacht, balsamische Weichheit auszuklingen. Der etwas diffuse aber zarte Nachhall schillert voller Gewürze, voller Harze, bleibt aber angenehm leicht.

Spontan hat mich der Duft an État Libre d’OrangesNoël au balcon“ erinnert – und an der Schönen und des Biests Blogartikel – im direkten Vergleich ist Noël aber weitaus süßer und weiblicher. Man könnte aber durchaus sagen, dass „Baume du Doge“ eine wundervolle Alternative für den Herrn wäre – ohne die Damen auszuschließen. Ein würziger Winterduft, der nicht zu weihnachtlich ist, um nicht in der ganzen kalten Jahreszeit getragen zu werden.

Letztes Jahr im Juni begeisterte mich schon das „Grillmöhrchen“ „Bois d’Ombrie“ aus dem gleichen Hause und ebenfalls von Duchaufour – dieser Duft hat meine Neugier umso mehr geweckt.

Wer also einen gewürzigen Duft sucht, der aber nicht erdrückend oder schwer daherkommt, wer Zimt gerne mag und weiche, balsamische Düfte, der sollte meinem kleinen Abstecher nach Venedig folgen und den Dogen mit seinem Bisamapfelkragen besuchen.

Viele Grüße
von Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

2 Kommentare

  1. Üt
    22. Februar 2013
    Antworten

    Lieber Harmen,

    danke für den Venedig Ausflug – vor zwei oder drei Wochen kam auch eine sehr schöne Reportage auf Arte über Venedig und ich war sozusagen noch voll im Venedig Fieber. Der Duft klingt super spannend – ist gleich auf meiner Testliste gelandet. Die Gemälde waren sehr schön ausgesucht und ja .. ich dachte wirklich da wären Weinbergschnecken auf Wanderung.
    Fast auf die optische Täuschung rein gefallen !
    Danke für die Erläuterung!!!

    Üt

  2. Harmen
    25. Februar 2013
    Antworten

    Hallo Üt,

    freut mich, dass ich ein wenig zum Venedig-Fieber beitragen konnte. 🙂

    Eine gute Woche wünsche ich!

    Liebe Grüße
    Harmen

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